Am 27. März, dem diesjährigen Girls' und Boys' Day, erhalten die sächsischen Schülerinnen und Schüler von allgemeinbildenden Schulen ab der Klassenstufe 5 wieder die Möglichkeit, sich in Sachen Berufswahl zu orientieren. Aber wird so ein Tag wirklich je etwas daran ändern, was Mädchen und Jungen bei der Berufswahl wirklich bevorzugen?

Die Daten aus dem Landesamt für Statistik jedenfalls erzählen von einem weiterhin sehr traditionellen Rollenverständnis: Nach wie vor liegen an den Berufsschulen bei den jungen Männern die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit 2.520 und Zerspanungsmechaniker mit 1.431 Schülern an der Spitze bei der Wahl des Bildungsganges.

Bei den jungen Frauen sind die Favoriten Kauffrau im Einzelhandel mit 1.331 und Bürokauffrau mit 1.296.

Aber gerade für die demografische Veränderung im Land wichtige Berufsfelder zeigen deutlich wachsenden Zuspruch.

In den Berufsfachschulen haben sich 2013 von den Schülern in den Gesundheits- und Pflegeberufen etwa ein Viertel (4.635) für die Ausbildung zum/zur Altenpfleger/in entschieden. Über ein Fünftel waren junge Männer (1 041). Vor fünf Jahren gab es mehr als 1.047 Altenpflegeschüler/innen bzw. 29 Prozent weniger. Bei den jungen Männern war in diesem Zeitraum ein Anstieg um 51 Prozent (um 350 Schüler) zu verzeichnen. Damit ist die Ausbildung zum Altenpfleger an den Berufsfachschulen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern der am stärksten besetzte Bildungsgang.

Der Staatlich anerkannte Erzieher ist 2013 mit insgesamt 7.576 Schülern, 2 Prozent mehr als im Vorjahr, der am häufigsten belegte Bildungsgang an den Fachschulen. Im Vergleich zu vor fünf Jahren hat sich die Zahl der Schüler insgesamt auf das 2,3-Fache erhöht. Bei den männlichen Schülern ist in diesem Zeitraum sogar ein Anstieg auf das 3,7-Fache (auf 1.348 Schüler) zu verzeichnen.

Es ist also nicht unbedingt der Verdienststatus eines Berufes, der die Wahl beeinflusst, sondern die gesellschaftlich spürbare Nachfrage. Was für eine sehr realistische Sicht der jungen Leute auf ihre berufliche Zukunft spricht.

Etwas komplizierter wird es bei der Wahl des richtigen Studiums.

Obwohl mehr junge Frauen als Männer die allgemeinbildende Schule mit allgemeiner Hochschulreife verlassen, entscheiden sich anteilmäßig weniger von ihnen für ein Hochschulstudium. Während von den jungen Männern etwa drei Viertel eines Abi-Jahrgangs ein Hochschulstudium beginnen, sind es bei den Frauen im Schnitt nur zwei Drittel. Die meisten Studenten (6.726) an sächsischen Hochschulen sind im Wintersemester 2013/14 im Studienfach Maschinenbau/-wesen eingeschrieben. Bei den Studentinnen trifft das auf das Studienfach Betriebswirtschaftslehre zu (3.234).

Aber während der Maschinenbau bei den männlichen Studierenden deutlich dominiert – weit vor Elektrotechnik / Elektronik und Betriebswirtschaft, liegt die Wahl der Betriebswirtschaft bei weiblichen Studierenden nur knapp vor der Entscheidung für die Erziehungswissenschaft und die Medizin.Die Statistik zeigt aber auch, dass Mädchen nach wie vor in Berufsfelder drängen, wo sie dringend gebraucht werden – die aber eher geringe Chancen auf Karrieren und hohe Lohnzuwächse bieten. Das ist kein Geschlechterproblem, sondern ein Problem der gesellschaftlichen Anerkennung, die technische und Managementberufe deutlich höher belohnt als die von allen benötigten sozialen Dienstleistungen.

Neben der Berufswahl Altenpflege wählen Mädchen besonders häufig die Berufsfelder Sozialassistenz oder Krankenpflege. Was schon jetzt heißt, dass das komplette Feld der medizinischen und sozialen Versorgung auf Jahrzehnte hinaus von Frauen dominiert sein wird. Nicht ausschließlich, das stimmt. Es gibt auch einen stabilen Anteil von Männern, die bewusst eine soziale Berufswahl treffen. Und es gibt auch die jungen Frauen, die Bauingenieurin werden.

Der gekoppelte Girls’ und Boys’ Day ist zumindest eine Gelegenheit, sich auch als Mädchen oder Junge einmal in anderen Berufsfeldern schlau zu machen, die man vielleicht sonst nicht gewählt hätte.

Direkt zur Statistik: www.statistik.sachsen.de/download/200_MI_2014/MI-57.pdf

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