Die L-IZ hat zwar eine schöne Suchfunktion, mit der man alles finden kann, was hier in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurde. Und zu manchen Themen sind ja nun schon Berge von Geschichten erschienen. Aber mancher Leser fragt dann doch lieber gleich noch mal per Leserbrief an: Könnt ihr mir das vielleicht mal vorrechnen? Wie viele Lehrer fehlen denn nun? Und wie viele werden denn nun zu wenig eingestellt in diesem Jahr?

Denn die Kritik der bildungspolitischen Sprecher aus den Oppositionsparteien kam ja postwendend, nachdem das Kultusministerium am 11. Juni verkündete, es wolle 510 junge Lehrer einstellen, dazu noch 250 auf Bewährung. Das Wort Bewährung stammt wirklich aus dem sächsischen Kultusministerium. Wahrscheinlich hat sich hier der Sprachgebrauch aus dem Justizministerium eingeschlichen.

Aber kritisieren kann ja jeder. Zahlen müssen her. “Diese Zahl sollte einmal recherchiert und den Neueinstellungen gegenübergestellt werden”, fand ein Leser. “Erst dann kann eine absolute Zahl der vorhandenen Lehrer genannt werden. Einfache Gleichung: Ist die Zahl der Neueinstellungen kleiner als die der Verrentungen, so verringert sich die absolute Zahl der Lehrer. Kein gutes Rezept bei Lehrermangel!”

Recht hat er.

Da es die Zahlen für die “Verrentungen” für 2013 noch nicht gibt, rechnen wir einfach mit der Zahl der Lehrerinnen und Lehrer, die 2012 in Sachsen in Ruhestand gingen. Das waren 1.187. In dieser Größenordnung werden die Abgänge übrigens auch in den nächsten Jahren sein, denn jetzt kommen viele Pädagogen, die 1990 “im besten Alter” waren, eben doch ins verdiente Ruhestandsalter, manche müssen aber auch früher hinschmeißen, weil sie psychisch ausgebrannt sind. Und die erhöhte Arbeitsbelastung der letzten Jahre, die schon von zunehmendem Lehrermangel geprägt waren, tut ein Übriges, den Krankenstand oder die Zahl der “vorzeitigen Abgänge in den Ruhestand” zu erhöhen.Es ist also recht realistisch anzunehmen, dass auch 2013 um die 1.150 Lehrerinnen und Lehrer in Ruhestand gehen werden.

Wäre dann Teil 1 der Aufgabe: 1.150 minus die nun verkündete 760 neuen Lehrer (von denen 250 auf “Bewährung” sind) macht 390 Lehrerinnen und Lehrer im Minus. Die auch nicht mehr durch irgendwelche Kräfte aus anderen Bereichen ergänzt werden können. Die “Reserven” wurden allesamt schon im Schuljahr 2012/2013 abgezogen.

Dazu rechnen muss man jetzt die sowieso schon fehlenden Lehrer – das haben wir jüngst erst getan anhand der offiziellen Schulausfallstatistik des Bildungsministeriums. Auch da haben wir konservativ gerechnet. Ergebnis: 300 Lehrerinnen und Lehrer fehlen jetzt schon. Mindestens.

Macht dann also mit dem erneuten Lehrerschwund von 390 schon eine Zahl von 690 Lehrerinnen und Lehrern, die im nächsten Schuljahr fehlen werden.

Und auch das ist nicht das Ende der Fahnenstange. Die Opposition wies ja zu Recht darauf hin, dass es 2013/ 2014 in Sachsen rund 4.000 Schülerinnen und Schüler mehr geben wird als im aktuellen Schuljahr.

Die kleine Rechnung dazu: Auf 328.031 Schülerinnen und Schüler kommen im aktuellen Schuljahr 2012/ 2013 insgesamt 28.076 voll- bzw. teilzeitbeschäftigte Lehrpersonen, wie das Statistische Landesamt zu berichten weiß. Auf einen Lehrer bzw. eine Lehrerin kommen also statistisch 11,68 Schülerinnen und Schüler. Um die wieder steigenden Schülerzahlen aufzufangen, braucht man also reich rechnerisch rund 340 neue Lehrerinnen und Lehrer.

Zu den ab Herbst fehlenden Lehrern kommen dann also auch noch diese 340 hinzu. Macht nach Adam Ries dann 1.030 Lehrerinnen und Lehrer, die in Sachsen fehlen werden im Schuljahr 2012/ 2013. Es werden also fast 400 Lehrer zu wenig eingestellt.

Und wenn man dann selbst vom Kultusministerium liest, dass sich 2.000 junge Leute für ein Lehramt in Sachsen beworben haben, muss man das wohl nicht mehr verstehen. Vielleicht pflegt man ja in Dresden eine höhere Mathematik, nach der alles ganz, ganz anders ist.

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