Mit 94 Prozent (stimme zu/stimme eher zu) sieht die überwältigende Mehrzahl der Deutschen die Verantwortlichen von Großprojekten der Wirtschaft und der Politik in der Pflicht, der Öffentlichkeit umfassende Informationen bereitzustellen. Dies scheint derzeit noch nicht zu funktionieren. Diese Interpretation erlaubt die April-Umfrage zur Längsschnittstudie "Akzeptanz von Projekten in Wirtschaft und Gesellschaft" aus der Leipziger Unternehmensberatung Hitschfeld Büro für strategische Beratung.
Demnach stimmen zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger der Aussage zu, dass die Projektinformationen oft nicht mehr als ein Feigenblatt sind. Die Bereitschaft der Deutschen, sich für oder gegen privatwirtschaftliche oder öffentliche Vorhaben, wie den Bau von Windparks, Straßen oder Stromleitungen, zu engagieren, steigt im Vergleich zum Vormonat merklich an: Im April 2013 lag das Aktionspotenzial bei 60 Prozent (März 2013: 51 Prozent).
Aber Dasselbe trifft auch auf Projekte wie Flughäfen, City-Tunnel oder Kanalbauten zu. 70 Prozent der Befragten sehen die Verantwortlichen in der Pflicht, über die Projekte umfassend zu informieren. Politiker verbessern ihr Ansehen nicht wirklich, wenn sie diese Informationen aus den dubiosesten Grünen unter Verschluss halten. Im Westen der Republik, bei Frauen und Älteren ist dieser Wert noch höher. Aber auch bei den 14- bis 29-Jährigen stimmen 66 Prozent der Befragten vollinhaltlich zu.
Und wenn nur 25 Prozent der Aussage “Informationen zu solchen Projekten sind oft nicht mehr als ein Feigenblatt” nicht oder eher nicht zustimmen, zeigt das auch, wie groß das Misstrauen in die Verantwortlichen, die mit den großen Geldern hantieren, mittlerweile ist.
Die Erhebungen finden seit September 2012 im Monatsrhythmus statt. Dabei werden die Befragten mit drei Statements zum Thema Akzeptanz konfrontiert. Fester Bestandteil dabei ist die Frage nach der Bereitschaft für persönliches Engagement. Die zwei weiteren Fragen variieren inhaltlich.
“Der extrem hohen Erwartungshaltung an Politik, Wirtschaft und Verwaltung, kurz die Projektverantwortlichen, steht ein substanzielles Misstrauen in Bezug auf die Redlichkeit der Absender der Informationen gegenüber. Dies korrespondiert mit den Aussagen vorangegangener Untersuchungen”, betont Geschäftsführer Uwe Hitschfeld.Neben der von den Leipziger Unternehmensberatern georteten Partizipationskluft – sie beschreibt die Diskrepanz zwischen der hohen Bereitschaft, sich zu engagieren, und der gleichzeitigen Einschätzung, dass man mit diesem Engagement seine Anliegen nicht zur Geltung bringen kann – sehen die Leipziger Akzeptanzforscher weiterhin Brüche zwischen dem IST- und SOLL-Zustand: Nämlich eine Lücke zwischen der Erwartung der Menschen an umfassenden Informationen einerseits und dem mangelnden Vertrauen in die derzeit gewährte Transparenz.
“Wir stellen fest, dass einige unserer Kunden diesem Problem bereits aktiv begegnen und personell verstärkt in Projektkommunikation intensivieren. Dies soll einen umfassenden Informationsaustausch gewährleisten. Dennoch zeigen die Ergebnisse deutlich, dass uns das Glaubwürdigkeitsproblem und das Ringen um Akzeptanz auch künftig sehr beschäftigen wird”, betont Christoph Eichenseer, Markt- und Meinungsforscher bei Hitschfeld.
Und da es in Energiefragen oft um solche Großprojekte geht, war Uwe Hitschfeld am 29. April unter dem Titel “Akzeptanz – strategischer Erfolgsfaktor für die Energiewirtschaft von heute” mit einem Vortrag beim Ostdeutschen Energieforum zu Gast. Was dann freilich auch weitere Aspekte bei diesem Thema eröffnet, denn oft wollen Betroffene gar nicht nur wissen, wie Projekte finanziell umgesetzt werden, sondern auch, welche Langzeitfolgen sie haben. Bei Energie zum Beispiel zu allen Fragen von der Versorgungssicherheit über die Preisstabilität bis zu den möglichen gesundheitlichen Folgen.
www.ostdeutsches-energieforum.de
Die April-Studie ist ab sofort auf www.hitschfeld.de abrufbar.
Die Studienergebnisse findet man hier: www.hitschfeld.de/htdocs/down/Studie_Akzeptanz_2013_04.pdf
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