Am Dienstag, 19. Februar, stellte der Deutsche Hochschulverband sein ganz spezielles Minister-Ranking vor. Rankings zu Ministern und Hochschulen gibt es ja wie Pilze im Wald. Dieses aber ist etwas Besonderes: Hier geben Hochschullehrer jenen eine Note, die dafür zuständig sind, ob die Hochschulen gut arbeiten können oder eben nicht - den Wissenschaftsministern ihrer Bundesländer. Die sind nämlich für Hochschulbildung zuständig. Auch Anette Schavan, die letzte Woche ihren Posten als Bundeswissenschaftsministerin räumte, kommt noch drin vor.
Rankings brauchen immer ihre Zeit, da sind die Ereignisse meist schneller. Und Anette Schavan – im Ranking noch Prof. Dr. – ist ja nicht zurückgetreten, weil sie schlechte Hochschulpolitik gemacht hätte. Sie konnte ja gar keine machen. Der Bund hat bei all dem Geschacher um Bildungsausgaben in Deutschland leider auch die Kompetenzen für die Hochschulen komplett an die Bundesländer abgegeben. Und es ist wie mit den für Schulen verantwortlichen Kultusministern der Länder: Sie bekommen keine einheitliche Strategie gebacken. Jeder kocht sein Süppchen. Kaum einer hat wirklich nachhaltig ein Programm entworfen, wie mit den steigenden Studierendenzahlen umzugehen ist. Die meisten versuchen sogar, den Mehrbedarf über Kürzungen in den Etats zu kompensieren.
Verständlich, dass die meisten Wissenschaftsministerinnen und -minister auch keine guten Noten bekamen. Am besten weg kamen noch Theresia Bauer (Baden-Württemberg) und Prof. Dr. Birgitta Wolff (Sachsen-Anhalt) mit Noten von 2,84 bzw. 2,87. Das ist – von Hochschuldozenten bewertet – eine durchaus anerkennenswerte Leistung. Denn die Kriterien – 25 zählt das DHV-Ranking auf – haben es in sich. Und ganz besonders wichtig sind den Hochschullehrern die Kriterien “Setzt sich für eine angemessene Finanzierung der Hochschulen ein”, “Durchsetzungskraft im Kabinett” und “Macht gute Politik für Universitäten”.
Wer die sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer sucht, findet sie im Mittelfeld mit der Note 3,69. Das ist keine gute Note, obwohl in Dresden garantiert wieder jemand sitzt, der jetzt eine Formulierung sucht, warum der 8. Rang für dieses Muster-Bildungsland – hinter Mecklenburg-Vorpommern, vor Thüringen – etwas Gutes und ein toller Erfolg ist. Ist es aber nicht.Denn wenn die Hochschullehrer die Kategorie “Setzt sich für eine angemessene Finanzierung der Hochschulen ein” mit 64,7 Prozent als wichtigste benennen, lässt das ahnen, dass es in den meisten Bundesländern knirscht und knarrt, weil kaum ein Bundesland die Finanzausstattung tatsächlich dem gestiegenen Bedarf angepasst hat. Einige haben ja stattdessen einige Jahre damit verplempert, die Studierenden mit Studiengebühren zu malträtieren. In einigen Bundesländern scheint es derzeit regelrecht zu brennen – wie bei den fünf Letztplatzierten von Hamburg über Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg bis Hessen, wo es einen Notenschnitt von über 4 gab. Da sind eine Menge Hochschullehrer sehr, sehr unzufrieden mit der Arbeit der zuständigen Ministerinnen und Minister.
Saarland und Bremen fehlen in der Wertung – da scheinen die notwendigen 50 Bewertungen nicht zusammengekommen zu sein. Sabine von Schorlemer bekam immerhin von 112 Dozenten eine Note. Das ist schon sehr aussagekräftig. Ob sich mit Prof. Dr. Johanna Wanka, der neuen Bundeswissenschaftsministein, etwas ändert, ist fraglich. Dazu ist die Zeit bis zur Bundestagswahl im September viel zu kurz. Und falls sie danach im Amt bleibt, braucht es auch zwei Regierungskoalitionäre, die wirklich ein exzellentes Hochschulsystem wollen – und zwar für alle Dozenten und Studierenden – und nicht nur für ein paar aufgepäppelte “Elite-Universitäten”.
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Womit man beim zweiten, zeitgleich veröffentlichten Ranking wäre: dem der Hochschulrektoren. Und da fällt durchaus auf, dass Rektoren von Universitäten, die bei den zurückliegenden Exzellenz-Initiativen die großen Preise abgeräumt haben, auch gute persönliche Noten bekommen und an der Spitze liegen. Die Auswerter des Rankings haben sehr wohl gemerkt, wie groß der materielle Faktor ist, der hier bei der Notenvergabe eine Rolle spielte. “Manche strategische Zielsetzung lasse einen gewissen Realitätssinn vermissen, bei allem Streben nach Exzellenz müsse es auch heißen: Exzellenz in der Verwaltung; gerade bei den Spitzenplätzen wird angeregt, frühzeitige und behutsame Aufbauarbeit durch angstfreies Zulassen von anderen Meinungen und herausragenden Persönlichkeiten für die Nachfolge zu leisten”, heißt es in der Auswertung.
Wer keine materiellen Ressourcen und Budgets zu verteilen hat, wird augenscheinlich auch von den Kollegen eher abgestraft. So landet denn auch Prof. Dr. Beate A. Schücking, Rektorin der Uni Leipzig, mit einer mittelmäßigen Note im letzten Drittel. Ihr Kollege Prof. Dr. Dr. Hans Müller-Steinhagen von der TU Dresden landet mit einer 2,11 auf Rang 6. Dass die letzten 13 Plätze nicht nach Noten platziert werden, begründet der DHV so: “Die Reihenfolge der Hochschulen in diesem Block ist alphabetisch. Wie schon in den vorangegangenen Jahren soll so das Risiko reduziert werden, dass besonders schlecht bewertete Hochschulen auch von politischer Seite Nachteile erfahren könnten.”
Nämlich von der zuständigen Wissenschaftsministerin oder dem Finanzminister. Denn so wirklich weit her ist es mit der Hochschulautonomie in Sachsen ja nicht, auch wenn das hochtrabend als “Hochschulfreiheitsgesetz” verkauft wurde.
Die Mitteilung des DHV zum Ranking: www.hochschulverband.de/cms1/pressemitteilung+M53b8e134f3b.html
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