Vom 20. Februar bis zum 1. März 2013 wird im Neuen Rathaus die Installation "Wie aus Zahlen Erbsen werden" gezeigt. Ganz Leipzig reduziert auf statistische Zahlen, die durch Getreidekörner und Hülsenfrüchte in Gläsern versinnbildlicht werden. Mit diesen Worten erläutert der Schöpfer der Installation, Matthias Schiffner vom Theater der Jungen Welt, das Konzept. Für die Oberbürgermeisterwahl vom Sonntag wären Mengendarstellungen mittels Getreidekörnern und Hülsenfrüchten nicht die optimale Methode gewesen.
Für die schnellstmögliche Feststellung des Wahlergebnisses und eine Berichterstattung in Echtzeit braucht man schon die digitalen Medien.
Doch wenn es um das Versinnbildlichen von Zahlen und das Knüpfen von Verbindungen zwischen verschiedenen Sozialdaten geht, hat das altbekannte Erbsenzählen seine Berechtigung. Passend zur aktuellen Spielzeit unter dem “alles wächst!?” bildeten die Macher vom Theater der Jungen Welt die wachsende Stadt Leipzig als ein System statistischer Zahlen ab.
Acht verschiedene Getreidearten und Hülsenfrüchte zeigen dieses statistische Jahrbuch der besonderen Art. Seit diesem Mittwoch ist es in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses zu sehen. Und das bis zum 1. März 2013.Die Nachhaltigkeit bleibt auch hier gewahrt, betont Matthias Schiffner bei der Ausstellungseröffnung auf Nachfrage. Die Nahrungsmittel in den Plexiglasröhren sollen nach der Ausstellung als Tierfutter verwendet werden.
Die Geschichten jenseits der Fakten sollte der Betrachter jeweils selbst herstellen, teils durch Verknüpfen mehrerer Daten. So lernen wir manches über gesellschaftliche Präferenzen und deren Wandlungen, so Dramaturg Schiffner weiter.
So sehr sich das Theater der Jungen Welt über immer neue Besucherrekorde freut: Wenn Herbert Grönemeyer im Zentralstadion auftritt, hat er an einem Abend mehr zahlende Kundschaft versammelt als das Theater am Lindenauer Markt in der gesamten Spielzeit, merkt Schiffner an.Noch so ein Aha-Effekt: Während in der wachsenden Stadt Leipzig die Zahl der Allgemeinmediziner für uns Zweibeiner zurückgehe, steigt die Zahl der Tierärzte.
“Statistik und Kunst kommen nicht oft zusammen”, freut sich Dr. Ruth Schmidt, Leiterin des städtischen Amts für Wahlen und Statistik, bei der Ausstellungseröffnung. Sie gab bei der Vorbereitung des Projekts manch wichtigen fachlichen Rat.
Zudem plädiert Ruth Schmidt für Genauigkeit im Umgang im relevanten statistischen Daten. Wenn im öffentlichen Raum von jährlich etwa 5.000 Geburten in Leipzig die Rede sei und die Sozialplanung darauf fuße, könnten am Ende schnell mal ein paar Kitas fehlen, so Schmidt.
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Licht ins Dunkel brachte Ruth Schmidt auch bei der Herkunft des Begriffes Erbsenzählerei. Nix da mit Aschenputtel, wie man denken könnte, wenn das Theater der Jungen Welt mit im Boot ist. Karl Baedeker (1801 – 1859) war besonders akkurat, wenn er für das bildungsbürgerliche Publikum seine noch heute legendären Reiseführer schrieb.
Damit er beim abzählenden Abschreiten des Mailänder Domes dessen Stufenzahl nicht gleich wieder vergaß, sollen Erbsen in seinen Manteltaschen hin und her gewandert sein, wird kolportiert.
Wer Kinder- und Jugendtheater mache, stelle die Frage nach den Rahmenbedingungen des Heranwachsens, erläuterte bei der Ausstellungseröffnung TdJW-Intendant Jürgen Zielinski. In diesem aufklärerischen und qualitativen Sinne sei das Wachstums-Motto der Spielzeit zu verstehen. Und eben diese Installation, die mit ihren Zahlen wiederum Anstoß für neue Geschichten rund um das Heranwachsen und das soziale Miteinander liefere.
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