"Von Juli auf August ist die Arbeitslosigkeit um 29.000 auf 2.905.000 gestiegen. Ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit ist im Ferienmonat August durchaus üblich, er fiel in diesem Jahr aber stärker aus als in den vergangenen Jahren", schreibt die Bundesagentur für Arbeit zu den neuen Wunderzahlen im August. Ganz ähnliche Worte finden die Leipziger Arbeitslosen-Verwalter.
“Wie im Juli stieg auch im August die Zahl der Arbeitslosen. Das ist ein sehr stark saisonal beeinflusster Zuwachs und uns seit vielen Jahren bekannt. Die Hauptursache lag bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe bis 25 Jahre. In diesen beiden Sommermonaten meldeten sich viele junge Leute, die nach der Ausbildung nicht sofort eine Arbeit fanden oder von ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurden oder nach dem Berufsvorbereitungsjahr nicht nahtlos in eine berufliche Ausbildung gekommen sind”, versucht die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Elke Griese, zu erklären, warum auch im Agenturbezirk Leipzig die Zahlen stiegen.
“Ein moderater Anstieg der Arbeitslosigkeit in den warmen Sommermonaten ist nicht ungewöhnlich, dahinter stehen saisonale Einflüsse”, meint auch Dr. Simone Simon, Geschäftsführerin des Jobcenter Leipzig. “Wichtig sind die langfristigen Entwicklungen am Arbeitsmarkt und da können wir eine sehr positive Zwischenbilanz ziehen. Im Vergleich zum August vor einem Jahr haben wir heute in der Stadt Leipzig 3.300 Arbeitslose weniger und wenn wir zwei Jahre zurückschauen, dann sind es sogar 5.200 arbeitslose Menschen weniger. Sehr erfreulich ist außerdem, dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Vergleich zum Vorjahr um über 2.100 auf nun knapp 44.500 reduziert werden konnte.”
Elke Griese: “Meine Prognose für den nächsten Monat ist positiv. Wenn die Entwicklung der Arbeitslosigkeit wie im vergangenen Jahr verlaufen wird und dagegen spricht nach meiner Beobachtung gegenwärtig nichts, dann wird die Zahl der Arbeitslosen im nächsten Monat wieder zurückgehen.”
Kleiner Wermutstropfen: Den Anstieg der Arbeitslosigkeit muss fast allein die Stadt Leipzig tragen. Ein Effekt der demografischen Entwicklung.
Während im Landkreis Leipzig die Zahl der arbeitslos Gezählten nur um 69 stieg (Arbeitslosenquote 9,3 %), im Landkreis Nordsachsen sogar um 16 sank (Arbeitslosenquote 10,8 %), musste Leipzig selbst einen Zuwachs von 614 verbuchen (Arbeitslosenquote 11,6 %).
Was natürlich – wenn die Analysen stimmen, mit höheren Zahl von jobsuchenden Jugendlichen zu tun hat.Von den 30.963 nunmehr in Leipzig als arbeitslos Gezählten waren 24.131 Kunden des Jobcenters, das, was im Amtsdeutsch “arbeitslose Arbeitslosengeld II-Empfänger” heißt. Das waren 3.476 weniger als noch vor einem Jahr (27.923). Von denen Viele trotzdem noch bedürftig sind. Sie haben sich in “Aufstocker” verwandelt, auch wenn manche auch nicht mehr “aufstocken”, weil sie am Kampf gegen die bürokratischen Mühlen verzweifeln. Sichtbar wird das nicht in der Statistik des Jobcenters, sondern in der Leipziger Bürgerumfrage. Binnen eines Jahres ist der Anteil der Leipziger, die weniger als 800 Euro Monatseinkommen haben, um 5 Prozent gestiegen. Eine Erhebung, wie viele Leipziger Anspruch auf Leistungen hätten – diese aber nicht mehr beantragen, gibt es offiziell nicht.
Während die Zahl der “arbeitslosen Arbeitslosengeld II-Empfänger” um 316 Personen anstieg, sank die Zahl der Leistungsempfänger sogar um 26 (74.108), die Zahl der Bedarfsgemeinschaften stieg um 17 leicht auf 44.493.
Heißt dann im Klartext: Bei den älteren “Kunden” des Jobcenters tat sich fast gar nichts. Nur junge Leute kamen neu ins Haus. Konkret: Im Jobcenter 338 mehr als im Juli, aber 681 weniger als im August 2011. Auch das ein demografischer Effekt: Die geburtenschwachen Jahrgänge machen sich bemerkbar.
Aktuell werden im Jobcenter 2.616 Jugendliche unter 25 Jahren registriert. Ob es gelingt, diese Zahl in den nächsten Monaten deutlich zu reduzieren, ist die große Frage. Daran müssen sich die Vermittler messen lassen.
Die Langzeitarbeitslosigkeit bleibt weiter hoch: “Die Zahl der langzeitarbeitslosen Männer und Frauen ist um 42 Personen auf nun insgesamt 9.958 Personen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte die Zahl der Langzeitarbeitslosen sogar um 1.535 Personen reduziert werden.”
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