Manches ist in Sachsen auch zu Ostern schwer zu finden. Zum Beispiel Hasen. Nicht die goldglänzenden mit Folie drumherum und Glöckchenhalsband, nein, die richtigen Feldhasen, stellt Johannes Lichdi, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, fest. Die Zahlen dafür lieferte ihm nicht der Umweltminister, sondern der Deutsche Jagdschutzverband. Der zählt seit 2000 nämlich die Hasen in Deutschland.

Und das Ergebnis ist deutlich: Meister Lampe hat sich rar gemacht in den heimischen Feldern. Verantwortlich hierfür ist eine von der sächsischen Staatsregierung geförderte industrielle Landwirtschaftspolitik.

„Im bundesdeutschen Durchschnitt hoppeln noch rund 23 Hasen über hundert Hektar, in Sachsen sind es gerade mal noch drei. Mit Pestiziden belastete Raps- und Maismonokulturen bedecken immer größere Flächen“, sagt Lichdi. „Bereits ab Mai, und dann im Abstand weniger Wochen immer wieder, mähen große Maschinen das inzwischen artenarme Grünland, ohne Rücksicht auf die Nester der Bodenbrüter. Feldraine, offene Säume am Waldesrand und sonstige Rückzugsräume der ‚biologischen Vielfalt‘ verschwinden. Junge Feldhasen haben unter solchen Bedingungen nur geringe Überlebenschancen.“

Und der Jagdschutzverband gibt ihm recht mit seiner Analyse. „Weitere mögliche Gründe für den Hasenrückgang liefert eine Untersuchung von WILD-Daten der Jahre 2004 bis 2009 zu Flächennutzung und Feldhasenzahlen in Rheinland-Pfalz: Demnach wirkt sich insbesondere der Anbau von Mais auf immer größeren Feldern negativ aus. Die andauernde Zusammenlegung von Äckern hat zudem zur Folge, dass Ackersäume und Brachflächen verloren gehen. Diese sind jedoch nachweislich positiv für den Feldhasen“, so heißt es zur Auswertung der Hasenzählung.

„Immer größere Maisfelder, schwindende Saum-, Kraut- und Staudenfluren: Dieser Trend lässt sich auf Deutschland übertragen. Die Brachflächen sind bundesweit von 8.200 Quadratkilometer (2000) auf 2.300 Quadratkilometer (2011) geschrumpft. Gleichzeitig hat sich die Maisanbaufläche von 15.000 Quadratkilometer (2000) auf 25.000 Quadratkilometer (2011) erhöht. Insbesondere für die Erzeugung von Biogas wird Mais verstärkt angebaut.“

Nachhaltig ist das nicht. Weder für den Schutz heimischer Hasenpopulationen noch für eine stabile Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Es zeugt aber auch davon, dass die sächsische Staatsregierung zwar gern Alarmismus zeigt, wenn es um die Anpassung an die Klimafolgen geht – in der Realität aber wenig tut. Mit drei Hasen pro hundert Hektar hat Sachsen mittlerweile auch den ostdeutschen Durchschnitt von fünf Hasen auf derselben Fläche unterboten, der schon aus der industriellen Landwirtschaftsära der DDR resultiert.

Die Landtagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen fordert die Landesregierung deshalb einmal mehr zum Umsteuern in der Agrarpolitik auf. „Klare Rahmenbedingungen sind erforderlich, um all den althergebrachten Ackerwildkräutern, den Vögeln der Feldflur und den bunten Wiesenblumen wieder Entfaltungsmöglichkeiten zu geben“, erklärt Lichdi.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar