Und siehe da, da steht sie, die Million: 1.000.516. Zum Jahresende 2011 hat der Direktionsbezirk Leipzig - zumindest in der aktuellen Zählung des Statistischen Landesamtes - wieder die Marke von 1 Million Einwohnern überschritten. Grund dafür ist vor allem der starke Zuwachs der Einwohnerzahl in Leipzig selbst.
Zum Jahresende 2011 stehen hier nun 531.014 Einwohner in den Büchern. So viel werden es am Jahresende 2012 wohl nicht sein, denn spätestens im November werden die Ergebnisse des Zensus 2011 ausgewertet sein. Dann werden auch die bislang weitergeschriebenen Zahlenreihen, die noch auf Bevölkerungsdaten von 1990 beruhen, den Zensus-Ergebnissen angepasst.
In der ganzen Bundesrepublik wird dann mit einer deutlich niedrigeren Bevölkerungszahl gerechnet.
Für Leipzig gibt es immerhin schon eine Richtmarke: die Bevölkerungszahl, die sich aus den laufend aktualisierten Daten des amtlichen Einwohnermelderegisters ergibt. Zum Jahresende 2011 lag diese bei 517.838.
Die Differenz zur Zahl aus dem Landesamt für Statistik beträgt also über 13.000 Personen. Bis Leipzig bei seinem gegenwärtigen Bevölkerungswachstum also tatsächlich die 530.000 wieder erreicht, könnten drei Jahre vergehen. Oder zwei. Denn gerade beim Bevölkerungswachstum fiel das Jahr 2011 aus dem Rahmen.
Ein Wachstum verzeichnen die Statistiker zwar seit 2002 jedes Jahr. Damals gab es nach Jahren des permanenten Bevölkerungsrückgangs erstmals ein Plus von 1.743 Einwohnern. 2005 wurde erstmals ein Zuwachs von mehr als 4.000 gezählt. Hauptursache für den Zuwachs war das seit 2002 hohe Wanderungssaldo, das seitdem auch jedes Jahr höher war als das Minus-Saldo aus Geburten und Sterbefällen. Und auch wenn die Zahl der Geburten in Leipzig seit 2001 von 3.773 auf 5.602 im Jahr 2011 anstieg, gab es trotzdem all die Jahre ein Geburtendefizit, das sich freilich in den letzten Jahren deutlich verringerte.
Aber auch bei Zuwanderungen gab es 2011 einen neuen Spitzenwert, so dass Leipzig – nach einem Bevölkerungsplus von 4.010 diesmal ein offizielles Plus von 8.131 erreichte. Für die Leipziger Statistiker war das keine Überraschung, denn auch 2010 hätte die Zahl schon in ähnlicher Größenordnung gelegen – damals sorgte aber auch eine große Registerbereinigung dafür, dass einige Tausend nicht mehr gemeldete Leipziger aus der amtlichen Zahl gestrichen wurden.Mit dem Zuwachs von 8.131 Einwohnern hat Leipzig diesmal nicht nur die Bevölkerungsverluste in den angrenzenden Landkreisen ausgeglichen (Nordsachsen: – 2.200, Landkreis Leipzig: – 1.931), sondern die Gesamtbewohnerzahl des Direktionsbezirks erhöht. Was für den Direktionsbezirk insgesamt ein Einwohnerplus von 0,2 Prozent (4.000 Personen) ergab, während die Direktionsbezirke Chemnitz und Dresden auch 2011 im Minus blieben: – 0,9 Prozent und – 0,2 Prozent.
Die amtliche Einwohnerzahl von Sachsen lag zum Jahresende bei 4.136.158, was 13.319 Einwohner weniger bedeutet als noch zum Jahresende 2010. Womit sich zumindest nach dieser Fortschreibung der Bevölkerungsverlust des Freistaats deutlich verlangsamt hat. Gerade die beiden Großstädte Dresden (das zum Jahresende mit 529.322 Einwohnern gezählt wurde, 6.264 mehr als noch im Jahr davor) und Leipzig haben sich zu Entwicklungspolen im Land entwickelt und wirken mittlerweile wie Magnete gerade auf junge Bevölkerungsgruppen.
Eine gut beratene Regierung würde bei so einer Entwicklung alles dafür tun, Infrastrukturen zu stabilisieren und Zuwachstrends zu unterstützen. Denn genau das könnte Sachsen schaffen: eine Stabilisierung der Bevölkerung auf einem Niveau knapp über 4 Millionen. Aber das braucht ein anderes Denken, das “Wachstum” endlich so definiert, wie man gesellschaftliches Wachstum definieren sollte. Das reine “Wachstum” des BIP allein ist zu wenig, wenn es sich nicht in Stabilisierungsinvestitionen im Land niederschlägt.
Der von Stanislaw Tillich noch 2009 forsch verkündete Plan, 17.000 von 87.000 Stellen von Landesbediensteten bis 2020 zu streichen mit der Begründung, damit auf den prognostizierten Bevölkerungsrückgang zu reagieren, ist sowieso hinfällig. Tatsächlich hat der Freistaat längst ein anderes Problem: Er muss seine Einstellungen junger Lehrer, Polizisten, Dozenten usw. sogar verstärken, um nicht 2020 sogar noch deutlich weniger als 70.000 Angestellte zu haben. Denn wenn man bei den augenblicklichen Stellenmoratorien und Einstellungskorridoren bleibt, verliert Sachsen bis dahin schätzungsweise 22.000 Staatsdiener. Der nächste Punkt, an dem sehr schnell umgesteuert werden muss.
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