An ihren Zahlen sollst du sie messen. "Der Frühling bringt Schwung in den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenzahl sank und die Arbeitskräftenachfrage stieg. Das ist typisch für einen März", meinte am Donnerstag, 29. März, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig Elke Griese.

Es war wieder Zeit für die monatlichen Zahlen aus der Statistik. Und wie es jedes Jahr im März ist, wenn der Frost vorbei ist und die Freiluftarbeiten wieder beginnen können – die Zahlen im Statistikwerk sinken.

So die der offiziell als arbeitslos gezählten in Leipzig von 33.559 auf 32.897. Immerhin ein Minus von 662.

Davon im Bereich des Jobcenters, wo die ALG-II-Empfänger auf ihre Einladungen in den Arbeitsmarkt warten, von 26.512 auf 26.120, also 392 weniger. Sollte eigentlich schnelle Wirkungen auf die Zahl der Leistungsempfänger haben, wenn das ganze Hartz-IV-Konstrukt irgendeinen Sinn haben sollte. Hat es aber nicht.

Die Zahl der Leistungsempfänger nach dem SGB II im Jobcenter Leipzig ist im März nur auf 74.811 Personen gesunken (Februar 2012: 74.896). Ganze 85 Personen weniger, die jetzt von Leistungen nicht mehr abhängig sind. Und da die Betroffenen in Bedarfsgemeinschaften zusammenleben, hätte es da eigentlich auch einen Rückgang geben müssen. Aber Pustekuchen. Die Zahl stieg sogar von 45.000 auf 45.023. Was logischerweise für die Stadt Leipzig heißt: Sie bleibt weiter auf den Kostenbergen für die Unterkunft sitzen.

Woran liegt das? – Man kann es nur vermuten. Aber alles deutet darauf hin, dass die “neuen Arbeitsplätze” nicht das sind, was man unter vollwertig verstehen könnte.

“Mit dem Frühling hat auch der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt wieder eingesetzt. Ich freue mich, dass wir mit unseren Vermittlungsfachkräften eine Reduzierung der Arbeitslosenzahlen erreicht haben”, jubiliert Dr. Simone Simon, Geschäftsführerin des Jobcenters Leipzig. “Den Rückgang um 392 Personen im Vergleich zum Vormonat werte ich als positives Signal. Noch deutlicher wird die gute Entwicklung mit Blick auf den Vorjahresmonat, denn im Vergleich zum März 2011 konnten wir die Zahl der Arbeitslosengeld II-Empfänger um 2.773 senken. Ich gehe davon aus, dass wir diese gute Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen und weiterhin sinkende Zahlen vermelden können.”

Nur: Wohin wurden sie vermittelt? Und warum reicht das nicht, die tatsächliche Zahl der Bedürftigen nachhaltig zu senken? – Es sind weiterhin prekäre Jobs, die den Hauptteil der vermittelten Arbeitsplatzangebote ausmachen. Andere Arbeitskräfte verabschieden sich in den Ruhestand. Und das ist schon seit einer ganzen Weile der Hauptgrund für das Sinken der “Arbeitslosenzahlen”.

Denn am anderen Ende, bei den Lehrlingen und Berufsneulingen, steigen die Bewerberzahlen zwar wieder. Aber sie können das Angebot freier Lehrstellen nun auch im zweiten Jahr nicht mehr abdecken.

“Kurz gesagt, es gibt wiederum mehr Ausbildungsstellen als junge Leute, die eine Ausbildungsstelle suchen”, stellt Elke Griese fest. “Im vorigen Beratungsjahr, von Oktober 2010 bis September 2011, war das zum ersten Mal seit vielen Jahren im Agenturbezirk Leipzig der Fall. Nun also das zweite Mal, nur die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft noch weiter auseinander. Es gibt wieder einen deutlichen Mangel an jungen Leuten, die eine Ausbildungsstelle suchen, obwohl sich bisher mehr junge Leute gemeldet haben, als vor einem Jahr um diese Zeit”, so Griese.Bis März hatten sich im Agenturbezirk Leipzig 2.542 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldet. Das waren 333 oder 15,1 Prozent mehr als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt. Demgegenüber standen 2.782, davon 2.622 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung. Das waren bei allen Ausbildungsstellen 6,9 Prozent und bei den betrieblichen Ausbildungsstellen 6,6 Prozent mehr. “Das sind wiederum Zuwächse im Vergleich zu den Vorjahren. Die Unternehmen haben schon lange erkannt, dass sie eigenen Nachwuchs ausbilden müssen. Nun tun es immer mehr. Sie trauen der wirtschaftlichen Perspektive”, schätzt Griese ein.

Was natürlich ein besonderes Licht auf das Jobcenter lenkt, wo auch im Jahr 2012 noch alle landen, die auf dem Arbeitsmarkt zumeist aufgrund fehlender oder ungenügender Abschlüsse kaum Chancen haben.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 2.449 Jugendliche unter 25 Jahren. Das sind sieben Jugendliche mehr als im Vormonat, aber 456 Jugendliche weniger als im März 2011. Hier gibt es also nach wie vor ein Problemfeld, für das die Lösungen fehlen.

Im Vergleich zum Vormonat gibt es nun in Leipzig 662 arbeitslose Menschen weniger. Davon entfallen 270 Personen auf den Rechtskreis SGB III und 391 auf den Rechtskreis SGB II.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Männer und Frauen ist um 268 Personen auf nun insgesamt 10.451 Personen gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte die Zahl der Langzeitarbeitslosen sogar um 1.872 Personen reduziert werden, meint das Jobcenter. Oder sollte man nicht richtigerweise schreiben: Die Zahl schmolz ab? Denn viele von ihnen gehörten zum Kreis der arbeitslosen Personen über 50 Jahre. Deren Zahl ist mit aktuell 7.214 im Vergleich zum Vormonat um 204 gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl freilich leicht um 86 gestiegen.

Die Zahl der arbeitslosen Frauen liegt aktuell bei 11.258. Das sind 146 arbeitslose Frauen weniger als im Februar dieses Jahres und 1.199 weniger als im März 2011.

Mit Hilfe von Arbeitsgelegenheiten (AGH) wurden im März 2012 1.379 Personen (Februar 2012: 1.195) auf dem zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt. Im Rahmen des Bundesprogramms Bürgerarbeit waren 470 Personen (Februar 2012: 449) tätig. In Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung haben sich im März 1.310 Männer und Frauen (Februar 2012: 1.365) qualifiziert.

www.leipzig.de/jobcenter

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