Das ist jetzt eine Zahl, die können sich die Landräte von Leipzig Land und Nordsachsen und der Leipziger Oberbürgermeister einrahmen und mit Schampus begießen: 1.000.355. So viele Einwohner verzeichnete der Direktionsbezirk Leipzig offiziell im Oktober 2011.
Womit er statistisch wieder die 1-Million-Marke überschritt. Kurz vor der letzten Verwaltungsreform in Sachsen 2008 hatte die Region (damals noch in anderer Kreisstruktur) die 1-Million-Marke unterschritten. Teil des allgemeinen Bevölkerungsverlustes, den der Freistaat seit Jahren erleidet. Ergebnis zu niedriger Geburtenraten und andauernder Abwanderung.
Die Abwanderung hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen, auch wenn die Wanderungsbewegung weiter anhält. Doch während noch bis vor wenigen Jahren das Abwanderungsziel vor allem der deutsche Süden war, findet die Zielwanderung seit ungefähr drei Jahren hauptsächlich innerhalb Sachsens statt. Junge Leute ziehen verstärkt in die drei Großstädte. Davon profitieren vor allem Leipzig und Dresden.
Leipzig hat mit den neuen Zahlen erstmals wieder so viel Einwohner wie 1989. Damals standen 530.010 in der Statistik (rund 15.000 weniger als noch 1988). Jetzt vermeldet das Statistische Landesamt für den Oktober 2011 eine Zahl von 530.165. Dresden erscheint in dieser Statistik mit 528.771, Chemnitz mit 243.228.
Während in Dresden auch die hohe Geburtenrate zum Bevölkerungswachstum beiträgt, profitiert Leipzig ausschließlich von der Zuwanderung. Noch hat die Geburtenrate hier die Sterberate nicht wieder ausgeglichen.
Aber die Zuwanderung ist mittlerweile so hoch, dass die wachsende Großstadt den gesamten Direktionsbezirk mitzieht und jetzt – zumindest statistisch – wieder über die 1-Million-Marke gezogen hat. Für die beiden Landkreise bedeutet das trotzdem einen Bevölkerungsverlust. Im Landkreis Leipzig sank seit Januar 2011 die Bevölkerungszahl von 269.694 auf 265.729 und im Landkres Nordsachsen von 208.661 auf 204.461.
Leipzig hat im selben Zeitraum über 8.000 Bewohner hinzugewonnen.
Rein statistisch. Das muss immer wieder betont werden. Denn mit der Auswertung der Zensus-Ergebnisse von 2011 werden in ganz Deutschland die Einwohnerzahlen wohl deutlich nach unten korrigiert. Es wird dann nicht die stolze 530.000 da stehen, sondern wohl eher eine Zahl, die den 517.831 Einwohnern aus dem Einwohnermelderegister nahe kommt. Der “Rest” ist dann der statistische Fehler, der sich mehr als 20 Jahre in der Fortschreibung der offiziellen Zahlen eingeschlichen hat.
Was die so fortgeschriebenen Zahlen aber trotzdem zeigen, ist die inner-sächsische Verschiebung der Bevölkerungsstrukturen. Die jungen Sachsen zieht es verstärkt in die infrastrukturell (noch) funktionierenden Großstädte. Ein Trend, der so auch in anderen deutschen Bundesländern zu beobachten ist – dort freilich auch mit einer schon gravierenden Wohnraumknappheit in den großen Städten verbunden. Noch gehen die Wohnungsmarktakteure in Leipzig von rund 34.000 leer stehenden Wohnungen aus, was einer Leerstandsquote von 11 Prozent entspricht. Aber auch am Wohnungsmarkt macht sich in beliebten Lagen schon dasselbe Problem bemerkbar wie längst bei Kindertagesstätten und Schulen – das Angebot ist knapp geworden. Punktuell steigen die Mietpreise.
Normalerweise sind das Prozesse, die von Landesregierungen begrüßt werden müssten und entsprechend finanziell begleitet. Doch gerade dominiert ein neuer Verteilungskampf die Dresdner Politik – es geht um die Finanzausgleichmittel, für die insbesondere die CDU-Abgeordneten der Landkreise eine neue Umverteilung mit “Demografie-Faktor” fordern, was Leipzig weitere Millionenbeträge entziehen würde.
Eine kleine Einschränkung noch zum Schluss: Natürlich entsprechen die 530.000 statistischen Einwohner von 2011 auch nicht denen von 1989. Damals war das Stadtgebiet noch deutlich kleiner. Durch die Eingemeindungen der Jahre 1999 / 2000 hat Leipzig rund 56.000 Einwohner dazugewonnen.
Kassensturz: Sachsens Großstädte wachsen – der ländliche Raum verliert
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