Als Buchgeld eingeführt wurde der Euro zwar schon 1999, richtig in die Hand bekamen ihn die Deutschen aber erst am 1. Januar 2002. Doch das Debakel in Griechenland hat den 10. Geburtstag des Euro-Hartgeldes überschattet. Das Statistische Landesamt hat eine kleine Geburtstagsstatistik erstellt. Insbesondere unter dem Aspekt: War der Euro nicht von Anfang an ein Inflationstreiber?

Einige bunte Magazine hatten dazu ja schon 2002 die Fügung “Teuro” erfunden. Und damit auch ein wenig die Fabel gesponnen, vorher – mit der ach so harten D-Mark – wären die Preise stabiler geblieben und vor allem billiger. Aber zum Glück heben ja Statistiker ihre Zahlen auf. Und machen dann mal das, was Politiker so ungern tun: Sie vergleichen. Die alten Zahlen mit den neuen. Nur so bekommt man Veränderungen in den Blick.

Und man sieht schnell: Die wesentlichen Teuerungen seit 2002 haben so wenig mit dem Euro zu tun wie die davor mit der D-Mark. Die saftigsten Teuerungen, die die sächsische Statistik seit 1992 aufweist, haben sogar mit beiden nichts zu tun – sie gehen auf die Mietsteigerungen vom alten DDR-Mietniveau auf das heutige sächsische Mietniveau zurück. 1994 war das im wesentlichen geschehen. Ab da nimmt die sächsische Inflation in etwa denselben Verlauf wie die gesamtdeutsche.

Die sächsischen Statistiker haben die Ergebnisse ihrer Untersuchung in der Publikationsreihe “Statistisch betrachtet” unter dem Titel “10 Jahre Euro-Bargeld” veröffentlicht. Damit ist es möglich, sich ein Bild über die Verbraucherpreise zu Zeiten der D-Mark und mit dem Euro zu machen und die Frage zu beantworten, ob der “Euro ein Teuro” ist bzw. war.

Zumindest statistisch lasse sich dies nicht zweifelsfrei belegen, da auch das politische und ökonomische Umfeld eine entscheidende Rolle bei der Bildung der Preise, Tarife und Gebühren spielen, meinen die Statistiker aus Kamenz.

Preiserhöhungen und -senkungen blieben zwangsläufig folglich nicht aus.

Und so lag – wenn man das Jahr 2005 mit 100 Prozent ansetzt – im Januar 1991 der sächsische Verbraucherpreisindex bei 60,6. Als Konsequenz aus markant gestiegenen Nettomieten, Wohnungsnebenkosten, Kultur- oder Verkehrsdienstleistungen erhöhten sich die Preise mit 14,0 bzw. 10,6 Prozent im Vergleich 1991/1992 sowie 1992/1993 besonders stark, erklären die Statistiker.

Im Dezember 2011 wies der Index (auf 2005 berechnet) einen Stand von 113,3 auf. Das entspricht seit 1992 einem Preisanstieg von 87 Prozent – im Mittel von rund 4 Prozent pro Jahr. Aber wie erwähnt: Hier sind die starken Mietpreisanstiege von 1992 bis 1994 mit enthalten. Ohne diese Einzelteuerung liegt die Inflationsrate über die 20 Jahre bei 2 Prozent – wie dann eben im Jahresdurchschnitt von 1993 bis zur Einführung des Euro-Bargeldes. In dieser Phase verteuerte sich das Leben um 18,2 Prozent – rund zwei Prozent jährlich.

Die bisherige Zeit des Euro wurde unter anderem durch die Situation auf dem Rohöl- und Weltmarkt geprägt. In der Folge zahlten sächsische Verbraucher im Dezember 2011 fast 18 Prozent mehr für den repräsentativen Warenkorb als im Januar 2002. Verteilt auf zehn Jahre ergibt sich ein jährlicher Anstieg von 1,8 Prozent und somit 0,2 Prozentpunkte weniger als zu D-Mark-Zeiten.Wobei die 10-Jahres-Reihe auch sichtbar macht, welche Produkte am Weltmarkt in dieser Zeit knapp wurden und entsprechend deutlich teurer wurden als die anderen Bestandteile des “Warenkorbs”.

Dazu gehört Bohnenkaffee mit einer Teuerungsrate von 50,1 Prozent, Schokolade (+ 46,3 Prozent), Heizöl (+ 164,3 Prozent). Aber auch Salz (+ 55,2 Prozent) und Bier (+ 51,9 Prozent) gehörten zu den Preistreibern dieser Jahre. Wobei der Blick auf die Tabelle auch zeigt, wie sehr gerade Grundnahrungsmittel zum Opfer der Preisspirale wurden – teilweise in Folge der drastisch gestiegenen Energiepreise (so wurde Strom um 61,7 Prozent teurer), teilweise in Folge der sich weltweit verknappenden Anbauflächen.

Die Mietpreise in Sachsen pufferten hingegen in den letzten Jahren den Preisanstieg, weil sie zwar seit 1993 einen großen Batzen am Haushaltsbudget einnehmen (bis zu einem Drittel in vielen Haushalten), dafür aber im Wesentlichen stabil blieben. Im sächsischen Warenkorb werden Wohnen und Wohnnebenkosten zum Beispiel mit 30,8 Prozent aller Ausgaben gewichtet. Der nächstgrößere Posten ist mit 13,9 Prozent Anteil am Warenkorb der Posten Verkehr. Der hat sich seit 2002 um rund 25 Prozent verteuert. Es ist, wie man sieht, nicht die höchste Teuerungsrate. Doch wenn das Mobilsein jeden Monat fast 14 Prozent vom Haushaltsbudget verschlingt, sind 25 Prozent mehr schon eine ganze Menge Geld.

Wohnen hat sich in diesem Zeitraum nur um rund 15 Prozent verteuert. Und es waren vor allem die Energiekosten, die hier als Preistreiber wirkten.

Der Euro hat also, wenn man genauer hinschaut, eine ganz normale Inflationsrate, die sich eigentlich in nichts von der der D-Mark unterscheidet.

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