Mit dem Ziel, parteienübergreifend und praxisnah Leipziger Lösungen zu fördern und sie auf die bundespolitische Agenda setzen, lud die Allianz der Gestalter/-innen für den 20. Februar zur „Werkstatt der Mutigen“ ein. Dort sollten Leipziger Bundestagskandidatinnen und -kandidaten mit Akteuren und Initiativen diskutieren und den Ansatz für neue Wege in der Zusammenarbeit von Politik und Zivilgesellschaft finden.
„Die Allianz der Gestalter/-innen ist ein Netzwerk von Einzelpersonen und Organisationen, die vor Ort aktiv Veränderungen gestalten. Sie mobilisieren Menschen über politische und sektorale Grenzen hinweg, entwickeln innovative Lösungen und setzen Projekte mit hoher Umsetzungsstärke in die Praxis um. Dabei stehen die Prinzipien des Grundgesetzes und der Menschenrechte als demokratische Leitlinien im Fokus“, beschreibt der Veranstalter sein Anliegen selbst. Die Veranstaltung fand in den Räumen des Bauzirkels, in der Leipziger Baumwollspinnerei statt.
Wir fragten Sarah Kaden vom Bauzirkel Leipzig und Simon Dallner, von projecttogether nach dem Ziel und dem Ablauf der Veranstaltung.

Simon Dallner: „Wir haben die Werkstatt der Mutigen, die Allianz der Gestalter/-innen ist eigentlich eine deutschlandweite Allianz, aufgebaut, wo an verschiedensten Orten Gestalter/-innen, also Menschen, die irgendwann in ihrem Ort etwas verändern, zusammenkommen mit Bundestagsabgeordneten und Kandidierenden und dann eigentlich schauen, wie können wir die pragmatischen Lösungen, die wir vor Ort haben, in den Mittelpunkt von bundespolitischer Strategie stellen.“
Sarah Kaden: „Bei dem World Café ist es so, dass wir drei Tische haben und an diesen drei Tischen werden die regionalen Gestalter:innen sitzen, die Initiativen die also regionale Lösungen gefunden haben für Probleme die den Klimanotstand betreffen, und die Kandidierenden von SPD, CDU, Grüne, Linke, FDP, werden an diesen Tischen mit den Gestalter/-innen sprechen und zusammen werden sie dann sagen, welche Lösungen sie nicht nur gemeinsam gestalten werden, sondern welche Lösungen sie regional fördern werden und welche Themen sie auf die bundespolitische Ebene heben werden.“
Es waren nicht alle Direktkandidierenden gekommen. Holger Mann (SPD), Stanislav Elinson (Bündnis 90 / Die Grünen) und Alexander Gunkel (FDP) waren persönlich anwesend. Für die CDU waren Christian Aegerter und Anette Ehlers und für die Linke Marco Böhme in Vertretung gekommen. Volt war mit drei, die ÖDP mit zwei und die Piratenpartei mit einem Vertreter anwesend.
Trotz der kurzfristigen Einladung – die Veranstaltung wurde innerhalb von zwei Wochen geplant und vorbereitet – waren geschätzt über 50 Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen, Vereinen und Start-ups gekommen, was auf ein großes Interesse schließen lässt.
Nach einführenden Worten von Sarah Kaden und Simon Dallner und der Vorstellung der politischen Akteure kamen Anne Giermann für den Klimaschutzbeirat der Stadt Leipzig, und Tore Waldhausen vom Bauzirkel Leipzig zu Wort.
Ideenaustausch im World Café
Anne Giermann fasste noch einmal die Stadtratsbeschlüsse zum Klimanotstand und das Sofortmaßnahmenprogramm der Stadt zusammen und erläuterte die Arbeit des Klimabeirates. Tore Waldhausen sprach über das Start-up Bauzirkel, den Verein für ökologisches Bauen.
Dann ging es mit dem World Café los. An den Tischen wurde heftig diskutiert, Projekte wurden vorgestellt und den Vertreterinnen und Vertretern der Parteien wurden Vorschläge, Forderungen und auch Kritik unterbreitet. So wurde Alexander Gunkel mit der Finanzpolitik der FDP in der Ampel konfrontiert, die nach Meinung einiger Teilnehmender schädlich für den Klimaschutz war. Insgesamt waren aber eher konstruktive Vorschläge für die zukünftige Arbeit die Regel.
Wie zu erwarten, erwies sich die angesetzte Zeit als zu kurz bemessen, aber die, danach befragten, Politiker und Akteure zeigten sich trotzdem zufrieden und zuversichtlich.

Christian Aegerter (CDU): „Es war eine tolle Veranstaltung, es waren viele Initiativen da, von denen ich auch bislang noch nichts gehört habe und wo ich auch gemerkt habe, wie viel Engagement wirklich in diesen Projekten steht. Ich kann jetzt, natürlich, wir können jetzt als Politiker nicht allen helfen. Zentrale Frage für uns, für mich ist eigentlich, dass wir die Kommunen wieder handlungsfähig bekommen, dass wir die vermehrte Finanzierung der Kommunen machen und – wenn dies gelingt, wenn wir tatsächlich handlungsfähige Kommunen haben, – dann ist auch die Unterstützung für die Initiativen wieder da, dann hat man auch wieder die Handlungsspielräume, das ist das, was wir mitnehmen können. Ein, zwei Projekte würde ich auch gerne selber nochmal mit unterstützen, wie die Reparaturwerkstatt beispielsweise, dass wir da nochmal Kontakte machen. Ansonsten: Hut ab für diese Veranstaltung.“

Youssef Addala von valueverde: „Es ist ein schönes Vernetzungstreffen. Ich gründe ein Start-up, valueverde heißt es, das die Finanzierung von Klimatransformation nach vorne bringen soll. Und da habe ich heute Leute getroffen, die in die ähnliche Richtung gehen. Wir haben Politiker gesprochen. Und es ist eben schön, wenn Leute aus der Gesellschaft sich interessieren, engagieren und mal den Politikern auch sagen, wie sie das sehen, so als Feedback. Und da, finde ich, ist die Veranstaltung sehr gelungen heute.“

Markus Taubert vom Werkstattcafé Dessau: „Ich bin heute in mehreren Funktionen hier. Also ich hab für das Werkstattcafé in Dessau gesprochen, aber auch für die ökologisch-demokratische Partei, und finde es einfach super spannend, wie viele Initiativen es in der Region gibt und dass es hier die Gelegenheit gibt, dass sie sich vernetzen können.
Und was ich jetzt heute mitgenommen habe, ist, dass die Diskussion sich erfreulicherweise dahin weiterentwickelt, dass wir nicht mehr diskutieren, Klimaschutz ja oder nein. Sondern wir haben festgestellt, auch die, die gegen Klimaschutz wählen, die sind im Grunde dafür. Es geht um die Frage: Wie kriegen wir das umgesetzt? Und dafür gibt es hier viele Akteure zur Energie-in-Bürger-Hand, was eine super parteiübergreifende Möglichkeit ist, um Klimaschutz de facto in die Hände der Leute zu legen.“

Harald Vauk, der mit für die Organisation der Veranstaltung zuständig war, sagte uns: „Ich bin hier für Gemeinsinn und Beteiligung auf kommunaler Ebene und muss sagen: Das war ein tolles Format, allerdings wie so oft viel zu wenig Zeit. Es war ein Galopp durch die Ideen der unterschiedlichen Vereine und ich wünschte mir fürs nächste Mal, dass man sich da drei oder vier Stunden für Zeit nimmt, um dann auch an jedem Tisch in die Kommunikation zu kommen.“

Anne Giermann war ebenfalls in einer Doppelfunktion anwesend: „Ich fand, das heute war ein sehr konstruktiver Austausch. Ich habe für meine Arbeit im Klimaschutzbeirat recht viele Impulse mitgenommen. Ich habe aber auch viele Impulse mitgenommen, die ich für mich als Kandidatin der Piratenpartei mit in die Partei tragen werde. Und denke, dass es heute ein sehr lohnenswerter Abend war.“
Nach dem offiziellen Ende blieben viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch. Nicht nur das Buffet lockte. Es wurden Kontakte ausgetauscht, in kleineren Kreisen einfach weiter diskutiert und natürlich resümiert. Aus den Unterhaltungen war zu hören, dass sich die Akteure weiter an diesem Format beteiligen werden.
Es ist ein erster Schritt in eine gute Richtung, spannend bleibt die Frage, die immer wieder aufkam, ob sich die Politikerinnen und Politiker auch nach der Bundestagswahl an solchen Formaten beteiligen werden. Da klang bei einigen etwas Skepsis mit.
Die nächste Veranstaltung ist schon bald. Am 8. März findet in Grimma die nächste Werkstatt zum Thema „Gelingende Energiewende in den Kommunen durch Bürgerbeteiligung“ mit Landtagsabgeordneten, Bürgermeistern und Interessierten statt.
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Redet man sich, wenn man sich selbst als mutig bezeichnet, den Mut nicht nur ein, wie jemanden, der durch einen dunklen Wald läuft und sich selbst suggeriert ” Ich habe keine Angst”.