Der Kleingarten an sich ist keine Leipziger Erfindung, aber der „Schrebergarten“ als Erholungsort geht auf die Stadt zurück. 2024 wurde das Jubiläum „160. Jahrestag des ersten Schrebergarten-Vereins“ gefeiert. Leipzig hat 278 Kleingartenanlagen mit fast 40.000 Kleingärten. Die Kleingartenanlagen sind in zwei Verbänden, dem Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V. und dem Kreisverband Leipzig der Kleingärtner Westsachsen e.V., organisiert.

Es gibt sogar ein Kleingartenmuseum in Leipzig. Viele Beschlüsse des Stadtrats Leipzig beeinflussen die Arbeit der Verbände der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner. Besonders die Fachausschüsse Umwelt/Ordnung/Klima, Stadtentwicklung/Bau, aber auch der Betriebsausschuss Stadtreinigung behandeln Anträge und Vorlagen zu Themen, die die Kleingärten direkt betreffen.

Ein politisches Mitspracherecht im Stadtrat ist durch den Kleingartenbeirat gewährleistet, in dem Vertreter der Fraktionen, der beiden Verbände und sachkundige Einwohner ihren Sitz haben.

Im Rückblick auf die VII. Wahlperiode des Stadtrats haben wir mit Robby Müller, dem Vorsitzenden des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.V., gesprochen.

Herr Müller, wir haben uns hier getroffen, um die letzten fünf Jahre Revue passieren zu lassen. Kleingärtner sind ja im Stadtrat durch den Kleingartenbeirat vertreten. Gab es denn in den letzten fünf Jahren etwas, von dem Sie sagen: Es war etwas Wichtiges, es ist etwas Tolles passiert oder es ist etwas ganz Negatives passiert?

Zuerst, wir können froh sein, dass wir einen Kleingartenbeirat hier in der Stadt Leipzig haben. In diesem können die Kleingärtner ihre Interessen gegenüber der Politik, gegenüber der Ratsversammlung kundtun. Wir sind mit drei sachkundigen Bürgern im Beirat vertreten, mit den Stadtratsfraktionen und mit einem Vertreter der Gemeinschaftsgärten.

Die letzten fünf Jahre sind wirklich gut gelaufen. Sicherlich gibt es immer mal ein paar Punkte, die man kontrovers diskutiert, aber im großen Ganzen muss man sagen, findet der Kleingartenbeirat eigentlich immer eine Einigkeit. Das zeigt auch, wie wichtig dieser Beirat ist.

Spiegelt sich das dann auch in den Stadtratsbeschlüssen wider?

Die Fraktionen folgen, bei den Abstimmungen, nicht immer den Empfehlungen ihrer Vertreter im Kleingartenbeirat. Es gibt eine bestimmte Abstimmung, die ich im Kopf habe, wo im Beirat der Antrag eindeutig abgelehnt worden ist, aber trotzdem nicht fraktionsübergreifend reagiert wurde.

Eine Leipziger Kleingartenanlage im Frühling. Foto: Ralf Julke
Leipziger Kleingartenanlage im Frühling. Foto: Ralf Julke

Gab es denn für Sie ein Highlight, von dem Sie sagen: Das war richtig toll? Oder etwas, was in den letzten Jahren so richtig negativ gelaufen ist?

Ich denke mal, dass man generell sagen muss, dass es Verständnis für unsere Kleingartenanlagen gibt. Man weiß, welche Größe die Kleingärten hier in Leipzig haben. Wir haben immerhin knapp 39.000 Kleingärtner, was natürlich auch sicherlich in manchen Köpfen der Fraktionen auch ein Wählerpotenzial ist.

Und ich denke mal, ganz wichtig ist schon die Aussage, dass Leipzig am Bestand seiner Kleingartenanlagen festhalten will. Das ist ein ganz großes Thema für uns, nämlich die Bestandswahrung. Also der Erhalt der Kleingartenanlagen, der ist ein ganz großes Thema in der Stadt. Und da sind wir auch froh, dass der Stadtrat dahintersteht.

Was würden Sie sich, als Vertreter der Kleingärtner, für die nächsten fünf Jahre wünschen?

Oberstes Gebot bleibt natürlich der Erhalt der Kleingartenanlagen. Ich glaube, das ist wirklich das Wichtigste. Aber auch zum Beispiel die Förderung von Kleingartenanlagen. Wir haben hier ein Thema mit den Vereinshäusern, wo wir schon gern mehr finanzielle Mittel in Form von Förderung haben würden. Des Weiteren, in der heutigen Zeit, kennen wir alle das Thema Förderung von bestimmten Sachen, die in Leipzig noch gar nicht für Vereinshäuser oder Kleingartenanlagen vorgesehen sind.

Ich habe vorhin schon die Vereinshäuser angesprochen. Da steht die Aufgabe der energetischen Sanierung. Das ist für mich nicht nur eine Solaranlage, das kann auch mal eine Dämmung sein. Das kann aber auch die Nutzung von Niederschlagswasser auf dem Gelände in Form von Zisternen oder Rückhaltebecken sein, also das Thema Schwammstadt kann man da voranzutreiben. Ich glaube, da haben Kleingartenanlagen viel Potenzial.

Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar