Am 22. Mai wird der jährliche „Tag der biologischen Vielfalt“ begangen. Ein Anlass so wichtig wie nie zuvor. Das Ausmaß des Artensterbens ist heute mindestens zehn- bis hundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. Und es ist menschengemacht. Doch in Bauplanungen hat das Thema keine Priorität. Deshalb wollen am 22. Mai zur Ratsversammlung mehrere Umweltinitiativen vorm Neuen Rathaus demonstrieren.
Ihr Aufruf zur Demonstration:
„Neben den dramatischen Entwicklungen weltweit wirkt unser lokaler Artenschwund vergleichsweise unbedeutend und er ist dennoch dramatisch!
Wir haben in Leipzig in den letzten Jahren so viele Brachflächen, Baumbestände und kleinere Waldgebiete verloren wie nie zuvor. Die wachsende Stadt überrollt uns mit Beton und lässt kein Grün zurück.
Bestes Beispiel ist der Baumbestand auf dem Leuschnerplatz mitten in Leipzig. Obwohl hier eine außergewöhnliche Artenvielfalt (z.B. 17 Brutvogelarten) festgestellt wurde, die in vielen Parks in Leipzig nicht erreicht wird, wurde ein Bebauungsplan beschlossen, der die Rodung aller Bäume vorsieht. Mitten in Leipzig, mitten in der Klima- und Biodiversitätskrise!
Der NABU – und nicht die Stadt – hat seit 2016 dokumentiert, wie viele Brachen schon verloren gegangen sind. 300 Grünflächen in wenigen Jahren, und natürlich können ehrenamtlich gar nicht alle Verluste erfasst werden.
Die Stadtklimaanalyse der Stadt weist Flächen sehr hoher und hoher Priorität für den Klimaschutz aus, die zu erhalten sind. Auch diese werden systematisch von der Stadt bebaut, ebenso wie die im Landschaftsplan der Stadt ausgewiesenen Flächen für Frischluft- und Kaltluftentwicklung. Sei es auf der Brache des Bayerischen Bahnhofs, auf dem Jahrtausendfeld, am Gut Kleinzschocher oder bei der Gebietsentwicklung Heiterblick.
Und Klimakrise und Biodiversitätskrise hängen unmittelbar zusammen. Der Flächenfraß und Naturzerstörung sind wesentliche Ursache von Klimawandel und Artensterben.
Wir fordern ein sofortiges Umsteuern in der Stadtbaupolitik und den grundsätzlichen Vorrang von Stadtgrün, Bauen nur mit Grünerhalt. Es muss endlich aufhören, dass die Naturschutz- und Klimaschutzbelange im Rahmen der Bebauungsplanverfahren weggewogen werden. Es kann nicht sein, dass grundlegende Konzepte, die die Stadt sich selbst gegeben und beschlossen hat – wie der Landschaftsplan und die Stadtklimaanalyse – nicht beachtet werden.
Und wir fordern endlich den fachgerechten und rechtskonformen Vollzug des Artenschutzrechts. Immer wieder kommt es zu widerrechtlichen Genehmigungen von Fällungen ohne ausreichende Berücksichtigung der Artenschutzbelange durch die Stadt! Die Arten werden mit Nistkästen und kümmerlichen Ersatzpflanzen abgespeist. Artenschutz sieht anders aus!“
Stattfinden soll die Kundgebung, an der sich unter anderem die Initiative Stadtnatur, der Ökolöwe, Leipzig pflanzt und die Letzte Generation beteiligen wollen, am Mittwoch, dem 22. Mai, um 13 Uhr vor dem Neuen Rathaus.
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