Während die Stadt in einem millionenteuren Projekt begonnen hat, neue Straßenbäume im Leipziger Straßennetz zu pflanzen, um in kommenden Heißzeiten die Stadt abzukühlen, gehen gleichzeitig auf Privatgrundstücken immer mehr Bäume verloren, weil die Eigentümer neue Luxusapartments oder Tiefgaragen bauen wollen. Ein solcher Fall in Lindenau hat jetzt den BUND Leipzig aufgeschreckt.
Mit einer neuen Petition fordert der BUND Leipzig den Erhalt eines Bergahorns in der Felsenkellerstraße in Leipzig-Lindenau, der für den Bau einer Tiefgarage gefällt werden soll. Mit einer Höhe von 18 bis 20 Metern und einem Stammumfang von 270 cm prägt dieser gesunde Baum das Ortsbild und leistet einen wichtigen Beitrag zu Stadtklima und Biodiversität, betont der Umweltverein.
Baum soll wegen einer Tiefgarage weg
Der Bergahorn befindet sich auf einer Brache zwischen Felsenkeller- und Kindstraße. Dem geplanten Bau eines Mehrfamilienhauses mit Kita steht der Baum nicht im Weg, da er sich an der Grenze zum Nachbargrundstück befindet. Im Gegenteil, der Baum könnte der Spiel- und Freifläche der Kita im Sommer Schatten spenden.
Trotzdem soll er gefällt werden, weil seine Wurzeln wenige Meter in die Einfahrt einer geplanten Tiefgarage ragen. Der BUND Leipzig fordert mit seiner Petition nun nach baulichen Alternativen zu suchen, um diesen Baum zu erhalten.
„Dieser Baum steht beispielhaft für viele Stadtbäume, die der baulichen Verdichtung der letzten Jahre bereits weichen mussten“, so Elke Thiess, die Initiatorin der Petition. „Schon längst werden nicht mehr nur Lücken zwischen Häusern bebaut, sondern immer häufiger Blockinnenhöfe. Große alte Hausbäume, die dort seit Jahrzehnten stehen, sind längst nicht mehr sicher. Da hilft auch keine Baumschutzsatzung, denn Baurecht geht vor Satzung. Rund um den Felsenkeller wurden in den letzten Jahren viele Bäume gefällt. Auch auf diesem Grundstück gibt es weitere Bäume, die der Bebauung weichen müssen.“
BUND verweist auf Bedeutung des Stadtklimas
In seiner Petition beschreibt der BUND Leipzig das Problem: „Das Plangebiet liegt laut aktueller Stadtklimaanalyse in einem intensiven städtischen Überwärmungsbereich und wird im Sommer regelmäßig zum Hitze-Hotspot mit hohem gesundheitlichem Risiko für die Bewohner/-innen. In unmittelbarer Nähe in den Kreuzungsbereichen Zschochersche Straße/Karl-Heine-Straße/Lützner Straße ist die Belastung durch motorisierten Verkehr extrem hoch.
Daher ist der Erhalt dieses Baumes auch aus stadtklimatischen Gründen an dieser Stelle äußerst wichtig. Erwähnt sei auch, dass in den letzten Jahren rund um den Felsenkeller viele große Bäume im Zuge von Baumaßnahmen gefällt wurden (Rewe-Parkplatz, Felsenkeller und Felsenkeller-Gewölbe).
In der heutigen Zeit der Klima- und Biodiversitätskrise sind gerade in Großstädten mit hohem Baudruck innovative Ideen gefragt. Das individuelle Recht auf Baufreiheit kann dabei nicht der ausschlaggebende Faktor sein, sondern ist in Einklang zu bringen mit den Interessen der Allgemeinheit und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.“
Die Petition findet man auf der Petitionsseite der Stadt Leipzig.
Es gibt 10 Kommentare
@fra: ja, stimmt schon. Allerdings geht es ja gar nicht um einen Nachbarschaftsstreit. Ich danke Ihnen, dass Sie Ihren Baum gegen alle Widerstände erhalten. Damit tun Sie etwas Gutes für das Gemeinwohl. Sagen Sie das ruhig Ihren ignoranten Nachbarn. Ich wünsche Ihnen, Ihrem Baum und Ihrem Auto alles Gute.
@Constance Rattigan
Wenn Sie mein Grundstück kennen würden, kämen Sie auch nicht auf die abwegige Idee das es am Preis liegt. Sonst würde ich mich nicht alle Jahre wieder mit den Nachbarn darüber streiten. Dabei bin ich ihnen schon mehrmals durch einen professionellen Formschnitt entgegen gekommen.
“Welchem Gesetz steht das jetzt entgegen?”
Sächsisches Nachbarrechtsgesetz (SächsNRG) – REVOSax
Zum Glück fällt mein Baum unter Bestandschutz.
Liebe/r fra, wahrscheinlich steht Ihr Baum nur deshalb noch, weil die Kosten einer Fällung höher sind als die Baumkontrolle. Die muss nämlich auf Privatgrundstücjen lediglich per Sicht erfolgen (im Gegensatz zum öffentlichen Raum). Trotzdem schön, dass Sie das zweimal im Jahr machen. Zwar nicht nötig, aber auch nicht schädlich. Aber erklären Sie mir bitte Folgendes: viele Bäume stehen an der Grenze zu Nachbargrundstücken. Offenbar wurden sie irgendwann dort hingepflanzt. Aus Gründen. Welchem Gesetz steht das jetzt entgegen?
vermittelbar
Apropos Verkehrsreduktion, eine hochpreisliche Wohnung ohne mindestens 2 Stellplätze ist nicht mittelbar. Ich bin auch für private Stellplätze, da ist das Auto sicher.
Immer schön zu sehen, wie sich Leute für Sachen stark machen, die dann andere bezahlen müssen.
Da ich einen ähnlichen Baum besitze weis ich was der pro Jahr kostet, abgesehen von der Laubbeseitigung muss ein solcher Baum mindestens 2 mal im Jahr auf Standfestigkeit überprüft werden. Meiner steht immer noch, obwohl die Nachbarn ihn schon mehrmals versucht haben per Entscheid fällen zu lassen. Zum Beispiel wegen Gefährdung, da möchte ich mir nicht vorstellen, dieser Baum fällt wegen eines Sturms auf die Kita. Interessant ist dabei auch das der Baum wegen des Nachbarschaftsgesetz an dieser Stelle nicht mehr erlaubt wäre.
Nur nebenbei, habe ich mich wegen meinem Baum mal an den BUND wegen eines Baumgutachten gewandt, machen die nicht.
Mein Freund der Baum. Weg isser.
P.S.: Und ganz starkes “Nein!”, eine Kehrseite gibt es trotz seiner Auswürfe nicht, Reduktion von Stellflächen ist keine Bedingung für einen nicht nötigen Garagenbau, wenn eine Reduktion des Autoverkehrs weiterhin das Ziel ist. Dem “urs” gefällt dieses Ziel schlichtweg nicht, und deshalb kommt es immer wieder zu den ideologisch forcierten “Denkanstößen”, ohne Realitätsbezug.
Und die negativistische Projektion des “lieben” urs geht weiter. Unter fast jedem Beitrag wird inzwischen das von ihm ideologisierte Reizthema der Verkehrsreduktion hervorgeholt, ohne jeglichen Sach- und Themenbezug.
Auch wieder einmal zu erleben im “hitzigen” Duskussionsstrang unter dem Artikel zu den “Superblocks”, auch dort wird mittels abwertender Rhetorik, die seit einem Jahrzehnt verstärkt von rechts forciert wird, um die Deutungshoheit weg von Fakten hin zu menschenabwertender Ideologie und Exklusivität zu verschieben, seinerseits krampfhaft versucht, seine eigene “Sektiererdenke” auf “subkulturspezifische” und medial hyperbolisierte Menschenarchetypen zu übertragen, die so real nicht existieren, um allgemein fast jedem, der sich in der Sache für eine konsequente Verbesserung der Umwelt engagiert, das ihm eigene “sektiererisch-religiöse” und ideologisch verbrämte Verschwörungsmuster zu unterstellen.
Die von ihm dort zitierte Filmkritik, die auch nur eine “schöne” Geschichte darstellt, impliziert dies auch wieder eindeutig und dient der gezielten Vergiftung des Diskurses durch niedere Provokation. Dieses Muster ist bei ihm typisch und offensichtlich, es wird nicht besser.
Auch von der anbiedernden und despektierlichen Anrede seiner “Zielpersonen” kommt er einfach nicht los.
Schade, daß dieser Mensch für den sachlich-nüchternen Diskurs wirklich derart verloren ist.
Sebastian Thurm
Empfinden Sie, lieber Autor, die von Ihnen geschilderte Problematik nicht wenigstens ein bißchen als die Kehrseite der von Ihnen so begrüßten Streichung der Laternenparkplätze an der unweit gelegenen Karl-Heine-Straße?