Mit nur zu verständlicher Ungeduld wartet das Lösungsteam „Leipzig pumpt“, getragen von der Stiftung „Ecken wecken“ und unterstützt von der „Koordinierungsgruppe Handschwengelpumpen“, auf einen wichtigen Stadtratsbeschluss. Denn noch 2024 soll der Wettbewerb für die Gestaltung neuer Handschwengelpumpen über die Bühne gehen. Dafür braucht es aber eine finanzielle Spritze, die eigentlich von der Stadt schon zugesagt war.

„Leipzig pumpt“ vereint engagierte Bürgerinnen und Bürger verschiedener Generationen mit Kompetenzen aus Kunst, Architektur, Stadtgestaltung und Stadtgeschichte. Das Lösungsteam arbeitet gemeinsam mit der Bau und Service GmbH, dem Verkehrs- und Tiefbauamt und weiteren Akteuren an der Wiederbelebung von Leipzigs Handschwengelpumpen. Die Pumpen sind Wasserspender für unsere Stadtbäume, Begegnungsort und Zierde des Stadtbildes.

Mithilfe eines Ideenwettbewerbs soll ein neuer Pumpentyp entwickelt werden. Ursprünglich war
geplant, den Wettbewerb im Juni 2023 zu starten, doch die Freigabe der Finanzmittel durch die Stadt
Leipzig erwies sich als langwierig und komplex. Im April soll im Stadtrat nun darüber entschieden
werden, nachdem die Vorlage im Februar schon vertagt und in der März-Ratsversammlung abgesetzt wurde.

Eine Idee nimmt Gestalt an

Mitte 2022 begann die Arbeit an dem offenen künstlerischen Ideenwettbewerb für einen neuen
Leipziger Handschwengelpumpentyp.

„Wir stehen seit Monaten in den Startlöchern! Etliche ehrenamtliche Stunden sind in die Konzeption, die Festlegung der technischen Rahmenbedingungen, die Formulierung der umfangreichen Auslobung und sowie in diverse Absprachen mit Akteuren, u.a. der Stadtverwaltung, geflossen“, heißt es aus dem Lösungsteam von „Leipzig pumpt“.

Doch schon der ursprünglich geplante Start im Juli 2023 verzögerte sich aufgrund langwieriger Abstimmungen innerhalb der Stadtverwaltung bei der Findung eines rechtssicheren Weges der Finanzierung.

Barbara Röhner, Teil des Lösungsteams und Mitglied des Kunstvereins ars avanti e.V., erklärt zu diesen immer neue Verzögerungen: „Die Recherche und Auswahl der Jurymitglieder sowie die Vorauswahl von Künstlerinnen und Künstlern hat uns viel Zeit gekostet. Einige namhafte Personen haben bereits Interesse an der Teilnahme bekundet, leider müssen wir sie ständig um den Start des Wettbewerbs vertrösten.“

Jetzt aber drängt die Zeit.

Der Wettbewerb müsse deshalb bald starten, auch wenn die Gewinner-Stücke nicht mehr im Herbst 2024 zur Grassi-Messe mit dem Titel „Kunst in Gebrauch“ präsentiert werden können, so das Lösungsteam. Immerhin soll der Wettbewerb ja klären, wie die neuen Wasserpumpen einmal aussehen sollen, die in Leipzigs Straßen auf den noch existierenden alte Brunnenstandorten aufgestellt werden sollen.

Stadtrat soll im April endlich über die Vorlage abstimmen

Was jetzt noch aussteht, ist die Zustimmung zu dem vom Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) gewählten Weg der
Finanzierung auf Grundlage der Vorlage VII-DS-09320 durch Meinungsbildung in den
Fachausschüssen und Abstimmung im Leipziger Stadtrat.

Rüdiger Stoll, Projektleiter des Lösungsteams, betont: „Bei der aktuellen Vorlage VII-DS-09320 geht
es nicht um die Bewilligung zusätzlicher Finanzmittel, sondern um die Abstimmung über die
Verwendung von 30.000 Euro aus dem gemäß VII-HP-08677 erhöhten Budget des VTA, die bereits für
Handschwengelpumpen freigegeben sind.“

Die Verwendung für den Wettbewerb wird vom Dezernat für Stadtentwicklung und Bau befürwortet.

Das Anliegen von „Leipzig pumpt“

In einer Übersicht hat „Leipzig pumpt“ zusammengestellt, warum die Stadt jetzt einen Pumpenwettbewerb braucht.

1. Wettbewerb mit Tradition: Vor über 100 Jahren fand schon einmal ein Wettbewerb um einen ästhetisch ansprechenden Pumpentyp statt. Auch damals ging es nicht nur um Wasserversorgung, denn Leipzig hatte bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein Wasserleitungsnetz.

2. Ideenwettbewerb mit dem Fokus auf „Kunst im Gebrauch“ und geringerem Wartungsaufwand: Von den Nachteilen der historischen Wettbewerbsgewinne „Großer Löwe“ und „Vogelkäfig“ konnten wir lernen. Das neue Pumpenmodell soll die Einheit von repräsentativer Schönheit und Eleganz mit funktionaler Gestaltung und vergleichsweise niedrigen Herstellungs- und Instandhaltungskosten Unterhaltskosten verkörpern.

3. Keine geeigneten Pumpen, die den Wettbewerb erübrigen, sind am Markt erhältlich: Das Angebot beschränkt sich in Deutschland auf zwei Hersteller, die überhaupt größere, und damit auch robustere Pumpen bauen. Was wir in Leipzig weiterhin brauchen, ist eine Pumpe mit einem zusätzlichen Gehäuse, das die empfindliche Mechanik schützt, aber die Wartung einfacher macht als bisher.

Erst eine Pumpe, die wie in Leipzig die Größe eines Menschen – maßvoll – übersteigt, ist sicher genug vor Vandalismus. Sie soll 100 Jahre halten – anstatt nur ein halbes Jahr wie eine einfache Gartenpumpe – ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit in Zeiten knappen Personals und knapper Ressourcen. Außerdem spart die Stadt bei der dann in Auftrag gehenden neuen Pumpe die Kosten für das Design. Sie könnte es sogar für andere Städte lizenzieren, was regelmäßige Einnahmen brächte.

4. Keine Sorge! Historische Pumpen werden trotz neuen Pumpentyps wiederhergestellt: Die Restaurierung ist an weiteren Standorten geplant. Die historischen Pumpentypen bleiben Leipzig also erhalten. Defekte Teile können durch Repliken einzeln oder in Kleinserien ersetzt werden.

5. Überregionale Ausstrahlung durch offenen Wettbewerb mit gezielten Einladungen: Die Ausschreibung zum Pumpenwettbewerb erzeugt bereits eine überregionale Aufmerksamkeit, denn selbst Designer, Architekten, Künstler und Städteplaner können hier nichts Vergleichbares aus der Schublade ziehen. Es ist daher eine Herausforderung für alle Beteiligten, ob gezielt eingeladen oder nicht. Für jeden besteht die gleiche Chance auf eine Prämierung und im besten Falle einer Umsetzung zum Wohle Leipzigs.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar