Die Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ unterstützt seit 2009 Projekte in Leipzig und Umgebung. Seit zehn Jahren fließen die Erlöse der Opernball-Tombola in die Stiftung. Die Vorstandsvorsitzende Claudia Nerius erzählt über die Stiftung und was dieses Jahr mit dem Erlös von 120.000 Euro passieren soll.
Hallo, Frau Nerius. Könnten Sie sich einmal vorstellen und was zu Ihrer Position in der Stiftung sagen?
Hallo, ich bin Dr. Claudia Nerius, von Beruf Rechtsanwältin, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Seit 2014 bin ich Mitglied im Vorstand der Stiftung „Leipzig hilft Kindern“ und Vorstandsvorsitzende. Zusammen mit meinen Vorstandskollegen setze ich mich für das Wohl der Kinder, hier in Leipzig und Umgebung, ein. Das mache ich nach all den Jahren immer noch mit Begeisterung.
Es ist zwar viel Arbeit und eine zusätzliche ehrenamtliche Tätigkeit. Aber es macht auch großen Spaß und man bekommt viel zurück. Vor allem, wenn man dann sieht, was mit den Spendengeldern passiert und bei der Projektumsetzung in die leuchtenden Kinderaugen guckt. Da weiß man, dass es sich lohnt.
Ja klar, wenn dann die ganze Arbeit langsam Realität für die Kinder wird. Das muss schon etwas Wunderschönes sein. Sie sind seit 2014 mit an Bord. Die Stiftung wurde aber schon davor gegründet, oder? Wie und wann kam das zustande?
Die Stiftung wurde 2009 gegründet. Die Idee kam tatsächlich vom Gewandhaus. Dieses hatte schon viele Jahre, zusammen mit der VNG, Benefizkonzerte für UNICEF veranstaltet. Dem Gewandhaus war es aber wichtig, dass vor allem auch Projekte in Leipzig unterstützt werden.
Das war mit UNICEF so nicht immer gegeben. Vor dem Hintergrund gab es den Entschluss, dass man die Unterstützung für Kinder doch in Leipzig, mit Leipziger Mitteln, mit Leipziger Unternehmen, mit Personen aus Leipzig, die engagiert sind, organisieren kann. So wurde Ende 2009 von der Sparkasse, der LVZ, VNG die Stiftung gegründet. Das Gewandhaus kam 2010 hinzu und 2013 dann noch Porsche als Stifter.
Sie haben schon kurz von den Projekten gesprochen. Können Sie da vielleicht ein paar Leuchtturm-Projekte rausheben? Was hat die Stiftung in den letzten Jahren umsetzen beziehungsweise unterstützen können?
Über die Jahre sind da natürlich viele Projekte zusammengekommen. Man kann unsere Tätigkeit vielleicht in verschiedene Haupt-Bereiche aufteilen. Schon aufgrund unserer Verbindung zum Gewandhaus unterstützen wir viele kulturelle Projekte. Dazu gehört etwa Musikunterricht für Kinder, insbesondere auch aus benachteiligten Familien – hier ist der Verein GeyserHaus mit Projekten wie „Musik in den Hort“, „Musik macht schlau“ schon lange aktiv und von uns unterstützt worden. Das ist ein ganz großer Bereich, der uns im Herzen liegt: Aber dazu zählt nicht nur die Musik, sondern auch Theater und Tanz.
So haben wir auch den Urban Souls e. V. im Heizhaus Grünau mit dem Theatrium-Projekt unterstützt. Ich habe dort auch eine Vorstellung erlebt und es war ganz toll zu sehen, was die Kinder auf die Beine gestellt haben. Die Organisatoren berichteten, dass einige am Anfang sehr zurückhaltend, andere ganz schön aufmüpfig und nicht so die Teamplayer waren. Bei der Aufführung hat man gemerkt, was in den Kindern steckt und wie toll sie gefordert und gefördert wurden.
Sie sprachen noch von weiteren Bereichen?
Genau, ein weiterer Bereich ist natürlich die Unterstützung von kranken Kindern sowie auch Kindern mit kranken Familienangehörigen. Hier haben wir schon vielfältig mit dem Haus Leben e. V. zusammengearbeitet. Dieser unterstützt unter anderem mit dem Projekt „Friesennest“ Kinder von krebskranken Eltern. Dabei werden die Kinder betreut, damit die Eltern auch mal eine Auszeit haben und Termine wahrnehmen können. Die Kinder können dort Gleichgesinnte bzw. -betroffene treffen.
Oft denken Kinder, dass das Leben sie bestraft und fragen, womit sie das verdient haben. Aber im Haus sehen sie, dass sie nicht allein sind. Das gibt den Kindern Halt und Perspektiven. Dann gibt es noch ganz viele andere Bereiche unserer Tätigkeit. Zum Beispiel war es in Nach-Corona-Zeiten ganz wichtig, die Kinder wieder zusammenzubringen. Wir beschäftigen uns auch viel mit Gesundheit und guter Ernährung, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Bemmchen e. V., die nahrhaftes Frühstück in der Schule machen. Ebenso haben wir Initiativen unterstützt, die nun wieder Schwimmunterricht für Kinder organisieren.
Ein Event, bei dem ihr für all diese Projekte viel Geld sammeln könnt, ist der Opernball. Seit wie vielen Jahren fließen die Erlöse von der Tombola schon an die Stiftung?
Quasi parallel mit dem Engagement in unserer Stiftung hat Porsche sich auch am Opernball beteiligt. Seitdem ist es Tradition, dass die Erlöse unserer Stiftung zugutekommen. Der Opernball ist nicht nur in Leipzig, er ist auch für Leipzig. Und Porsche rundet die Erlöse aus der Tombola ja auch immer großzügig auf.
Dieses Jahr sind rund 105.000 Euro zusammengekommen, Porsche hat noch 15.000 draufgelegt. Wie viel sind 120.000 für Ihre Stiftung? In Relation gesetzt zu dem, was Sie im Jahr an Spenden bekommen?
Das ist schon ein sehr, sehr wichtiger Teil, auch wenn es in einzelnen Jahren durchaus unterschiedlich ist. Wir sind eher eine kleinere Stiftung und nicht selbst operativ tätig, sondern sammeln und geben das Geld an andere Institutionen weiter, damit Projekte umgesetzt werden können.
Daher sind Spenden ganz wichtig für uns und der Löwenanteil der Spenden kommt vom Opernball und auch dem jährlichen Benefizkonzert im Gewandhaus. Dazu kommen dann immer auch kleinere Spenden von Firmen-Events, Geburtstagsfeiern und auch Privatpersonen. Jeder Euro zählt da; wir freuen uns über alles und es bringt auch etwas.
Gibt es schon Projekte, die mit den 120.000 Euro von diesem Opernball gefördert werden sollen?
Einiges ist tatsächlich schon vorausgewählt an Projekten, ja. Wir haben auch schon letztes Jahr den Verein „Leipzig helps Ukraine“ unterstützt. Das soll nun mit den Geldern weiterlaufen. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Kinder Deutsch lernen, damit sie hier in der Schule weiterlernen können. Es geht auch darum, ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten, sie aufzufangen, zu integrieren und ihnen eine Perspektive zu geben.
Dann werden wir den Kinderchor „Bunte Tauben“ unterstützen, der sich auch beim Opernball vorgestellt hat. Ein weiteres großes Projekt, das geplant ist und bei dem wir die Stadt Leipzig unterstützen, ist die Pflegefamilien-Initiative. Dass Familien bereit sind, Pflegekinder bei sich aufzunehmen, hat in Corona-Zeiten extrem nachgelassen. Hier muss etwas getan werden und die Stadt möchte die Leute wieder heranführen durch Informationen und Veranstaltungen.
Aufgrund des Ausfalls von Opernball und Benefizkonzert während Corona sind die Spenden ja stark eingebrochen. Wie ist es generell mit der Spendenbereitschaft im Angesicht von Inflation und allen Krisen um uns herum? Ist die auch eingebrochen?
Ja durchaus, da gebe ich Ihnen recht. Trotzdem sind wir als Stiftung in einer recht günstigen Situation durch die Erlöse vom Opernball und dem Gewandhauskonzert sowie unseren Stiftern als Partnern. Der Opernball musste zum Glück nur einmal ausfallen, das Benefizkonzert leider zweimal.
Aber dafür kamen beim Opernball 2021 direkt 220.000 Euro zusammen, da der Gewinner des Tombola-Hauptpreises, ein Porsche, diesen direkt beim Ball versteigerte und das Geld zusätzlich spendete. Dies war so viel wie sonst in zwei Jahren, sodass die Ausfälle abgefedert werden konnten.
Schön, dass der Opernball Ihnen eine so stabile finanzielle Situation bescheren kann. Eine Sache, die aber doch etwas verwundert, ist die Relation von Tombola-Gewinnen und den Erlösen. Diese sind ja nahezu gleichwertig. Bei großen Sponsoren wie Porsche, für die ein paar tausend Euro nichts sind, und Veranstaltern wie der Oper wirkt das alles doch wie eine große Show.
Es ist sicher auch zum Teil Show. Aber das gehört dazu und ist wichtig, um Aufmerksamkeit auf eben beispielsweise unsere Sache zu lenken. Daher ist etwas Gutes und hilft. Das ist auch das Ziel der Veranstalter.
„Die Vorstandsvorsitzende von ‚Leipzig hilft Kindern‘, Claudia Nerius, über den Opernball: ‚Die Spenden vom Opernball sind schon der Hauptanteil‘“ erschien erstmals im am 27.10.2023 fertiggestellten ePaper LZ 118 der LEIPZIGER ZEITUNG.
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