Immer mehr Leipziger/-innen, die über ein Stückchen Grün verfügen oder einen gut bestückten Balkon, entdecken die Vielfalt und das Bewahrenswerte an heimischen Pflanzenarten für sich. Sie wissen um die Bedrohung dieser Vielfalt durch eine monotone Landwirtschaft, hochgezüchtete Supermarktfrüchte und das Schwinden von wertvollen Biotopen. Weshalb die Grünen-Fraktion jetzt beantragt, eine Saatgutbibliothek einzurichten.

In dieser „Bibliothek“ sollen Einwohner/-innen Saatgut von regionalen und gentechnikfreien Obst- und Gemüsesorten abholen können, um damit selber gärtnerisch tätig zu werden. Ebenso sollen Bürger/-innen gentechnikfreies Saatgut von regionalem Obst und Gemüse in der Saatgutbibliothek abgeben können.
Die Saatgutbibliothek soll auf alte Sorten von regionalen Nutzpflanzen aufmerksam machen, um der Vereinheitlichung des Saatguts entgegenzuwirken.

Eine Idee aus Amerika

So könnten auch Laien die Möglichkeit bekommen, regional angepasste Sorten selbst anzubauen. Zusätzlich soll ebensolche Literatur zur Verfügung gestellt werden.

„Die ursprüngliche Idee kommt aus Amerika. In Deutschland gibt es inzwischen auch die ersten Städte, wie Kassel, die die Idee aufgegriffen haben und Saatgut von regionalen Obst- und Gemüsesorten anbieten“, erklärt Jürgen Kasek, Stadtrat und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

„Damit soll auch das Interesse der Leipziger/-innen an regionalen Sorten wiederbelebt und der eigenständige Anbau gefördert werden. Auf die Idee hat uns eine Bürgerin gebracht, die sich eine Saatgutbibliothek wie in Kassel auch für Leipzig wünscht. Wir haben die Idee aufgegriffen und befürwortet und sind überzeugt, dass dies ein gewinnbringender Ansatz ist, alte Obst- und Gemüsesorten zu bewahren, den Eigenanbau regionaler und gentechnikfreier Pflanzen zu fördern und Wissen weiterzugeben.“

Gutes Tauschgeschäft

Das soll die Stadt nicht selbst tun, sondern lokale Partner dafür gewinnen. In ihrem Antrag werden die Grünen noch ausführlicher, was mit der Idee alles bewegt werden soll: „In einer Saatgutbibliothek bekommen Hobbygärtner(innen) einige Samen einer Sorte, säen diese in ihrem Garten oder auf dem Balkon aus und bauen somit die Pflanze über den Sommer an.

Nach der Ernte trocknen sie die Samenkörnchen und bringen – zumindest einen Teil davon – wieder in die Saatgutbibliothek zurück. Wichtig ist natürlich, dass viele Samen wieder in die Saatgutbibliothek zurückfließen. Nur dadurch können immer wieder andere Gärtner/-innen diese Sorte im nächsten Jahr anbauen.“

Hoffnungen auf Lerneffekt und die Entdeckung von Neuem

Der Antrag betont auch den wichtigen Lerneffekt dabei: „Die Saatgutbibliothek soll auf alte Sorten von regionalen Nutzpflanzen aufmerksam machen, um der Vereinheitlichung des Saatguts entgegenzuwirken. So sollen auch Laien die Möglichkeit bekommen, regional angepasste Sorten selbst anzubauen. Entsprechend regional ist die Auswahl zu gestalten. Ebenso sollen dadurch Leipziger zum Anbau von regionalen Pflanzen ermuntert werden.

Das ist auch die Hoffnung hinter der Saatgutbibliothek: regionale Pflanzen wiederzubeleben. Dazu sollen auch Bücher mit Hintergrundwissen und Tipps zum Gärtnern bereitgestellt werden.

In Leipzig gibt es mit der Stadtbibliothek, der Umweltbibliothek und dem Ökolöwen, sowie dem Botanischen Garten der Universität Leipzig u. a. potentielle Partner, die hier mitwirken können.“

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