Dass eine Menge Emotionen im Spiel sind bei dem durch eigentlich nichts gerechtfertigten Vorgehen des Frachtkonzerns DHL gegen die Klimaaktivisten, die am 9. Juli 2021 gegen den Ausbau des Frachtflughafens Leipzig / Halle vor den Toren des Flughafens demonstrierten, ist unübersehbar. Erst recht, seit ein Vergleich droht, bei dem nun ausgerechnet die Klimaaktivisten verdonnert werden sollen zu einer gemeinnützigen Arbeit. Auch wenn es dabei ums Bäumepflanzen geht.

Aber damit wird das berechtigte Anliegen der Aktivisten völlig auf den Kopf gestellt. Der Frachtkonzern kann sein klimaschädliches Geschäftsmodell ungehindert fortsetzen und – mit Rückendeckung der sächsischen Staatsregierung – vielleicht sogar noch ausbauen.

Und die Stiftung Wald für Sachsen gerät jetzt mitten zwischen die Fronten. Denn im von DHL vorgelegten Vergleich sollen die Klimaaktivisten bei der Stiftung Wald für Sachsen Stunden ableisten zum Bäumepflanzen.

Da hat es sich DHL ganz einfach gemacht. Bäumepflanzen ist immer gut. Aber der Frust der Gruppe „Repression nicht zustellbar“ richtet sich nun gegen die Stiftung, die auf ihrer Website natürlich auch lauter namhafte Unternehmen aufführt, die die Stiftung auch finanziell unterstützen. Aus Sicht der Aktivisten also so eine Art Feigenblatt für die zum Teil fossilen Konzerne. Wofür die Stiftung ja nichts kann, die über jede Unterstützung froh ist.

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Den Widerspruch der Stiftung veröffentlichen wir hier einfach komplett:

Die Stiftung Wald für Sachsen zu den Aussagen der Aktivistengruppe „Repression nicht zustellbar“

Markkleeberg, 29. August 2023

Die Stiftung Wald für Sachsen hat in den 27 Jahren ihres Bestehens über 5 Millionen Bäume angepflanzt, aufgeforstet und damit aktiven Klima-, Umwelt- und Artenschutz betrieben. Die unabhängige Stiftung konnte so über einen langen Zeitraum sehr erfolgreich in Sachsen rund 1.300 Hektar Wald schaffen.
Diese Leistungen sind unbestritten und werden von vielen privaten Spenden, ehrenamtlichen Helfern und anerkannten Naturschutzverbänden unterstützt. Mit Verwunderung und Bestürzung hat die „Stiftung Wald für Sachsen“ deshalb die Berichterstattung der letzten Tage rund um den Prozess zur Blockade durch Klimaaktivisten am Flughafen Leipzig zur Kenntnis genommen.

Nach eigenen Aussagen der Aktivistengruppe „Repression nicht zustellbar“ sieht ein gerichtlicher Vergleich im Zusammenhang mit der Blockade vor, dass die insgesamt 54 Klimaaktivist:innen entweder 64.000 Euro zahlen oder aufsummiert 4.320 unbezahlte Arbeitsstunden bei der Stiftung „Wald für Sachsen“ ableisten müssen.
Die „Stiftung Wald für Sachsen“ begrüßt grundsätzlich jeden aktiven und rechtskonformen Einsatz für den Wald im Freistaat, wurde jedoch erstmals in den öffentlichen Stellungnahmen der Aktivistengruppe über den Ansatz und die Zusammenarbeit mit der Stiftung informiert. Eine Abstimmung zur Umsetzbarkeit der Maßnahmen hat nicht stattgefunden.

Mehrfach wurde die Stiftung zudem namentlich falsch benannt und in Zitaten der Aktivistengruppe als „[…] Image-Kampagne großer Konzerne wie DHL, LEAG und MIBRAG“ dargestellt. Das diskreditiert nicht nur die Arbeit der Stiftung, sondern auch das Engagement der zahlreichen Unterstützer:innen und ist nachweislich falsch.

Richtig ist: Die Stiftung Wald für Sachsen wurde bereits im Jahr 1996 – und damit 12 Jahre vor der Eröffnung des DHL-Kreuzes in Leipzig – ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel: das kostbare Ökosystem Wald zu schützen, für möglichst naturnahe Wälder zu sorgen und den Waldanteil in Sachsen zu steigern. Wie unverzichtbar gesunde Wälder sind, ist heute klarer denn je. Den Wald klimagerecht umzubauen, geschädigte Flächen aufzuforsten und den Waldanteil insgesamt zu erhöhen, ist eine Generationenaufgabe. Die Stiftung Wald für Sachsen hat sich dieser konsequent verschrieben.

Henrik Lindner, Geschäftsführer „Stiftung Wald für Sachsen“: „Wir laden herzlich dazu ein, sich mit den Inhalten unserer Stiftungsarbeit auseinanderzusetzen. Wer das tut, wird schnell feststellen, dass wir alles andere als eine Image-Kampagne sind, sondern sachsenweit vor allem eins tun: vor Ort anpacken.“

Allein in der Pflanzsaison Herbst 2022/Frühjahr 2023 konnte die Stiftung Wald für Sachsen rund 350.000 Setzlinge in die Erde bringen. Insgesamt wurden 48 Pflanzaktionen mit 2500 Teilnehmern umgesetzt. Gepflanzt wurden standortgerechte und klimastabile Baumarten im gesamten Freistaat. Schwerpunkte lagen auf den Hauptschadgebieten in der Lausitz, der Sächsischen Schweiz und im Vogtland.

Henrik Lindner: „Das ist eine beeindruckende Zahl, die zeigt, dass sich immer mehr Leute mit dem Thema auseinandersetzen und bereit sind, ihren Beitrag mit einer Spende und aktiver Arbeit zu leisten. Die Unterstützung ermöglicht uns, dort tätig zu werden, wo Waldschäden auftreten.“

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Es gibt 6 Kommentare

Regelmäßig werden die Pflanzaktionen der Stiftung Wald für Sachsen medial ausgeschlachtet. Man sieht junge Menschen oder lilagraue Omas mit Spaten monogenetische Forstware (wie Roteiche) in den Bodenbringen dazu gibt’s fröhliche Gesichter, Kaffee und Kuchen und ein warmes verbindendes Gefühl. Es wird so getan als würde ohne die Pflanzaktionen emotional Ergriffener auf den Flächen kein Wald entstehen. Eigentlich wäre ein unspektakuläres Aussäen genetisch verschiedener Baum- und Strauchsamen aus dem näheren Naturraum viel sinnvoller und kostengünstiger, eventuell, kommt auf den anstehenden Boden und die eventuell vorhandenen Spenderflächen an, braucht man auch gar nichts zu machen. Das ist aber eben nicht so gut medial vermarktbar und honorarwirksame Planungsaufträge würden auch nicht vergeben werden können, es entstünde auch eben nicht primär ein Bretterwald sondern eher ein wertvoller Lebensraum. Was nichts kostet ist eben für die Einfältigen auch nichts wert.

Wenn es wie beschrieben: “bei dem durch eigentlich nichts gerechtfertigten Vorgehen des Frachtkonzerns DHL gegen die Klimaaktivisten” so wäre, dann müsste ja auch das Gericht so sehen.
DHL hat nur die ihm sich bietende rechtliche Möglichkeiten genutzt um sich gegen Behinderung zu wehren. Wenn es der Aktivistengruppe „Repression nicht zustellbar“ nicht passt, könnten die sich auch rechtlich da gegen wehren.
@Rudi:
Im normalen hätten Sie Recht, nur ist in den Monokultur Wälder das natürlich vorkommende Saatgut wieder nur Monokultur. Mir ist die Stiftung bekannt und diese unterstützt den Wald hinsichtlich einer Rücktransformation in den früheren Mischwald. Das ist von meiner Seite zu begrüßen. Etwas körperliche Arbeit zur Verbesserung der Klimaresidenz ist mal für die Aktivisten neues und nicht nur rumsitzen.

@Rudi. Sehr gut Rudi. Diese Stiftung gehört zum System der Forstwirtschaft und dabei geht es wie der Name schon sagt um “wirtschaft(en). Bäume im Wald wachsen von alleine. Man muss auch keinen Wald “umbauen”, schon gar nicht geschütze Wälder welche einen Status haben.

Der Name der Stiftung scheint schon falsch zu sein. Es muss wohl “Forst für Sachsen” heißen. In einem richtigen Wald wird üblicherweise nicht gepflanzt.

“bei dem durch eigentlich nichts gerechtfertigten Vorgehen des Frachtkonzerns DHL gegen die Klimaaktivisten” – Haltungsjournalismus in Reinstform. Bericht mit Kommentar gleichgestellt… braucht man dann auch nicht weiterlesen…

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