Am heutigen Samstag, dem 16. September, beginnt die „Europäische Mobilitätswoche“, die unter dem Motto „Save energy – Energie sparen“ bis zum 22. September stattfindet. Aber im Grunde war der Auftakt dazu schon am gestrigen Freitag, dem 15. September, mit dem „PARK(ing) Day“. Über 100 Stellplätze, die für gewöhnlich von Autos zugeparkt sind, verwandelten sich für ein paar Stunden in Inseln des Lebens und Vereine und Initiativen zeigten, was man mit dem sonst verstellten Straßenraum alles anstellen könnte. Wenn er denn frei wäre.
Die Initiative Nathanaelkirchplatz sammelte z. B. vor der Nathanaelkirche in Lindenau Ideen, was mit diesem Platz ohne Autos aus Bürgersicht alles anzufangen wäre.
Und diesmal gab es nicht nur vereinzelte Parklücken, die mit kreativen Einfällen bespielt wurden. Diesmal wurden gleich ganze Straßenabschnitte freigeräumt. Denn Lückenbespielung ergibt ja wenig Sinn, wenn es eigentlich darum geht, wirklich neue Visionen für einen Straßenraum zu entwickeln, in dem nicht mehr die geparkten Kraftfahrzeuge den Platz dominieren.
Bahn frei für die Eisenbahnstraße
Unter dem Motto „BAHN FREI! Für eine Eisenbahnstraße ohne Autos!“ luden Akteur/-innen aus dem Leipziger Osten am 15. September von 14 bis 22 Uhr zwischen Hermann-Liebmann-Straße und Torgauer Platz ein, die Eisenbahnstraße einmal anders zu erleben. Zumindest für diesen Abend haben sie den Straßenabschnitt auf der Eisenbahnstraße von Autos befreit und einen Ort für Austausch und nachbarschaftliche Begegnung geschaffen.
Kurz nach 17 Uhr wurde die Fahrbahn vollständig für den Verkehr gesperrt. Es gab Wanderbäume zum Mitbauen, eine Modenschau „2nd Glam“, ein Fahrradkino, ein Riesenjenga, Tischtennis und weitere Spiele. Außerdem warteten eine Outdoor-Siebdruckwerkstatt, ein Workshop zum Bemalen/ Besticken von Textilien, Hemden und Stoffen auf rege Beteiligung.
Die Besucher/-innen wurden auch gleich noch dazu aufgefordert, Essen und Trinken aus Mehrweg-Behältnissen zu konsumieren. Denn natürlich geht es auch um ein müllvermeidendes, naturverträgliches Leben auf den Straßen.
Mit diesem besonderen Beitrag zu „PARK(ing)-Day“ will das Aktionsbündnis, zu dem der BUND Leipzig und Verkehrswende Leipzig gehören, ein mögliches Zukunftsbild für die Eisenbahnstraße erproben: „Die Straße ist befreit von Autos. Menschen beleben die Parklücken – sitzen, essen, spielen. Nachbar/-innen kommen ins Gespräch. Pflanzen sorgen für eine gute Atmosphäre. Musiker/-innen spielen unter freiem Himmel. Dieses positive Bild des temporär kreativ genutzten öffentlichen Raums soll den Menschen vor Ort langfristig in Erinnerung bleiben – und dann Stück für Stück dauerhaft umgesetzt werden.“
Beteiligt habe sich an dieser kurzzeitig verwirklichten Vision auch die Verschenkekiste, der Superblocks e. V. der Leihladen „LeiLa“, das Ost-Passage Theater, die IG FORTUNA | Kino der Jugend, das Klimabüro und der Bürgerverein Anger-Crottendorf.
Ein dauerhaftes Parklet in Schleußig?
In Leipzig wird der „PARK(ing) Day“ seit 2011 vom Umweltverein Ökolöwe organisiert. Er gibt eine kreative Vorschau darauf, wie Stadtraum besser für und von Menschen genutzt werden kann.
Denn: Auch in Leipzig sind über 271.000 Kraftfahrzeuge zugelassen, die im Durchschnitt 23 Stunden am Tag stehen. In dieser Zeit blockieren sie wertvollen, öffentlichen Raum.
„Am PARK(ing) Day sieht das Straßenbild anders aus“, erklärte Ökolöwensprecher Matthias Uhlig. „Aus Parkplätzen werden kleine grüne PARKs, die wir in Leipzig so dringend brauchen – auch über den PARK(ing) Day hinaus!“
Dauerhafte, grüne und artenreiche Straßen und Stadtplätze sind eine Forderung des Ökolöwen-Appells „Mehr Grün für Leipzig“. Deshalb nahm der Leipziger Umweltverein Ökolöwe den Aktionstag zum Anlass, um im Leipziger Stadtteil Schleußig – in der Blümnerstraße, Ecke Schnorrstraße – ein eigenes Parklet zu installieren. Dabei handelte es sich um eine begrünte Sitzgelegenheit in der Größe eines Parkplatzes, das den Leipzigerinnen und Leipzigern ganzjährig zur Erholung bereitstehen soll.
Denn nur, wenn sich die Umnutzungen der als Parkraum genutzten Straßenräume dauerhaft etablieren, wird die Straße für alle Menschen, die dort nicht mit Automobil unterwegs sind, wieder als gemeinsamer Aufenthaltsort erlebbar, wird Gemeinschaft machbar. Und auch die Menschen hinterm Steuer merken, dass der Anblick geparkter Fahrzeuge gar nicht das sein muss, was unsere Straßen bestimmt. Auch wenn es heute noch überall in der Stadt der Normalzustand ist und Menschen ihre eigene Straße auch deshalb meiden, weil von Aufenthaltsqualität auf dieser Weise keine Rede sein kann.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 16 Kommentare
Ja selbstverständlich, lieber User “Christian”, halten sich die Leute Autos, ohne daß es zwingend nötig wäre. Denn es fehlt unweigerlich die Instanz, die bescheinigen könnte, daß etwas zwingend ist. Kann es diese Instanz geben? Natürlich nicht!
Die spätestens in den Achtzigern durch die Bühne des Westfernsehens hier intensiv wahrgenommene Gesellschaft der BRD kannte längst den Satz “Ich bin auf’s Auto angewiesen!” Und niemand kam dabei auf die Idee, so ein Statement auch nur im Ansatz infrage zu stellen, allseitiges Nicken trat ein. Ich erinnere mich, ich war in den Achtzigern eine kurze Zeit am St.Georg, daß ein Kollege jeden Tag mit einem betagten Trabi aus Wurzen kam, der fuhr auch immer ein Stück Autobahn von Engelsdorf bis Wiederitzsch. Der war eine exotische Ausnahme mit seinen Fahrweg zur Arbeit (sonst kamen alle mit der Straßenbahn, wenige mit dem Rad, ich fuhr täglich zweimal 8km mit dem Rad). Aber auch damals dauerte es mit dem Trabi bis Wurzen beiweitem nicht so lange wie mit Eilzug oder Personenzug und Straßenbahn.
Autos waren wirklich schon immer auch Statussymbol. Als in den späten Siebzigern hier plötzlich für handverlesene Kreise für ca. 45000 DDR-Mark 244er Volvos angeboten und auch genommen wurden, waren das Hingucker. Auch der in Dresden ansässige Bischof der ev.-luth. Landeskirche Sachsens, Johannes Hempel, fuhr so ein Teil, um ein Beispiel zu geben.
Hinterfragen Sie nur, lieber User “Christian”, aber Militanz, die die Flächengerechten an den Tag legen, ist illegitim. Und für eine Rückführung der Autoanzahl auf was für ein Maß auch immer, braucht es Zeit, ganz einfach. Aber die Verkehrswende-Enthusiasten wollen instantane Effekte auslösen. Das kann nicht klappen.
Wenn Sie meinen, daß Ihr Auto 2000 EUR im Jahr verschlingt, dann kann ich Ihnen den Jahrespreis meiner BC100 verraten: 4339 EUR. Ich habe nichts vom 49 EUR-Ticket als solchem.
ÖPNV, wie Sie schreiben “so massiv wie möglich aus(zu)bauen”, ist m.E. auch die falsche Formel. ÖPNV-Pflege und -Ausbau soll beständig und vorausschauend erfolgen. Aber schon die Pflege klappt nicht, und auch die Anschaffung ist mangelhaft. Ein Bekannter hat mir voriges Jahr erzählt, daß er mit seiner Fußbodenlegefirma den Auftrag ausführt, alle noch recht neuen polnischen Solaris-Bahnen mit durchweg neuem Bodenbelag zu versehen. Bei jeder Bahn, kann man sich denken, fallen da mehrere tausend Euro (ich meine, mich an zu erinnern 4000) an, und würde man gleich ein ordentliches Qualitätsniveau verlangt und budgetiert haben, würde es nicht soweit gekommen sein, meinte er kopfschüttelnd.
Ich halte die vor sich gehende Weise, die Busse und Bahnen in Leipzig als System leistungsfähiger zu machen, für halbherzig und mutlos. Und die Breitbahnengeschichte ist exemplarisch. Man versteift sich auf Bedingungen, die nice to have wären, aber einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich ziehen, als auf ein wegen mir umzuordnendes Liniensystem zu setzen, das beträchtlich höhere Taktraten abkann, und das nicht auf überlange und überbreie Fahrzeuge setzt. Und die ganze Organisation auch der S-Bahnen ist letztlich haarsträubend, wenn dauerhaft Linien mit der Begründung “Reparatur am Zug” ausfallen.
Hier übrigens, als mein “Herrschaftswissen”, ein schöner URL mit der besten Auskunft hinsichtlich Zugabfahrten und -ankünften auf Leipzig Hbf: https://bahn.expert/Leipzig%20Hbf
Ich vermute, mit “elitär” ist eventuell gemeint, dass man sich ein Auto leistet, obwohl es vielleicht nicht zwingend nötig wäre. Das trifft sicher nicht auf sämtliche Bürger zu, aber bestimmt zu einem großen Teil.
Wenn ich mir mein altes Vehikel so zusammenrechne, komme ich auf ca. 170Eur im Monat an Kosten, inkl. allem, außer der Anschaffung. Mit dieser wäre ich bei Euro 210/ Monat. Und da bin ich sehr wahrscheinlich noch ein Sparfuchs.
Das muss man sich leisten wollen, denn der Bürger jammert ja schon bei ganz anderen Beträgen – hier geht es um 2000 Euro im Jahr! Jedes Jahr! Viele sehen diese hohen Kosten für den Alltag nicht wirklich oder blenden sie aus, aber wenn die Banane 20ct teurer wird, hört man großes Geschrei.
Das Auto ist u.a. zu einem Statussymbol geworden. Sieht man öfter schon daran, wie manche Menschen hinter dem Steuer sitzen und auf “andere Rücksicht nehmen”.
Bequemlichkeit ist ebenfalls durch das Auto in Mode gekommen. Viele schätzen und genießen das, und nahmen daher in den letzten Jahrzehnten auch den Platzbedarf für diese Transportmöglichkeit in Kauf.
Das eine zunehmende Anzahl an Menschen das nun hinterfragt (aus verschiedenen Gründen), finde ich legitim.
Man muss beides zeitgleich versuchen: den MIV wieder auf ein vernünftiges Maß reduzieren und die Alternative ÖPNV so massiv wie möglich ausbauen.
Nun erst mal zu warten, bis der ÖPNV einen Ausbaustand erreicht, wo man auch den letzten überzeugen kann, das wird zu lange dauern.
Sie meinen konkret, lieber User “Rudi”, daß das Halten eines Auto damit einhergeht, daß der Halter oder die Halterin sich damit mit dem Erkennungszeichen einer Elite versieht? Eine Auswahl ist üblicherweise eine kleine Untermenge von einer Menge. Da derartig viele Menschen auf der Erde sich ein Auto halten, wollen wir da wirklich von Elite reden? Mein Opa, übrigens, gab seinen NSU (wie meine Mutter sich noch erinnerte, ein Sechssitzer) in den Dreißiger Jahren in Querfurt auf, könnte sein, daß man sich den Karren nicht mehr leisten konnte. Als die Familie in den späten Dreißigern nach Leipzig zog, gab es jahrzehntelang kein Auto mehr. Erst 1970 gab es wieder einen 11 Jahre alten putzigen kleinen Trabant 500 (da war mein Opa im Jahr zuvor schon gestorben), den mein Vater lenkte, der bereits 1939 die Fahrerlaubnis für PKW erworben hatte.
Sie finden, Leute leisten sich Autos, ohne es sich leisten zu können? Und nun wünschen Sie sich, daß es damit ein Ende hat? Daß Autos zu Lasten der Gesellschaft gehalten werden, könnte stimmen. Dumm ist nur, daß vor Zeiten sich eine gesellschaftliche Dynamik entfaltet hat, die, ich wiederhole mich, zu einem breiten Konsens geführt hatte, daß eben Autos für alle voll o.k. sind. Immer, wenn ich in Dölzig hinter der Kanaluntertunnelung den Rest des Bahnübergangs sehe, wo vor ca. 30 Jahren nach ca. 60 Betriebsjahren der sog. “Auenschreck”, eine eingleisige Trasse von Leutzsch nach Merseburg, stillgelegt wurde, denke ich daran, daß mein Opa nach dem Krieg täglich dort entlang in die Braunkohle über Merseburg ins Geiseltal fuhr, heute aber nur noch der Bus 131 nach Merseburg geht (den es als Linie aber auch schon vor dem Krieg gab, meine Tanten fuhren damit so ab 1932 täglich von Dölzig in die Klingerschule, die heute “Schule am Palmengarten” heißt).
Arme, das meine ich völlig unironisch, sind mir persönlich selbstverständlich nicht egal. Armen würde geholfen, wenn ich meinen ollen Kleinwagen verschrotte? Oder einen Tiefgaragenplatz dauermiete? Oder die von Ihnen genannten Beträge an die Stadtkasse abführe? Ernstlich?
Die Vorstellung, durch gezielten “pushigen” Parkdruck einen konsensualen Umschwung zu erzielen, und zwar schleunig, ist unzureichend und, ich tippte das bereits, Dünnbrettbohrerei. Neun-Euro-Tickets, auf den ersten Blick hochegalitär, waren ein strohfeuriges politisches Notfallinstrument, denn die Systeme von Bahnen und Bussen packen es im Istzustand nicht, was keinen wundern muß. Und wenn ich nur an das nun zu Tage tretende Ach und Weh bei den LVB hinsichtlich des Inverkehrbringens von Breitbahnen denke, was ich fürs Gesamtnetz nicht mehr erleben werde, oder an den Fahrermangel, und die Vorstellung, es ginge ohne höhere Kosten, eine sog. Verkehrswende zu nehmen, kann ich nur den Kopf schütteln und weiß, daß es nicht klappen wird mit einem baldigen erheblichen Rückgang des sog. MIVs in Leipzig, wobei ein Rückgang als solcher längst begonnen hat. Die Einstellung der Linie 9 per 27.11.2015 in der Koburger Straße im damaligen Streit mit Markkleeberg hätte unter allen Umständen verhindert werden müssen, und wenn man am Ziel “Verkehrswende” hängt, hätte man höhere Kosten für Leipzig eben nicht als Hinderungsgrund für eine Weiterführung akzeptieren können.
@Rudi:
“So ein Parkplatz im öffentlichen Raum kostet die Kommune zwischen 500 und 1.000 Euro/Jahr. Jeder einzelne Parkplatz.”
Dazu hätte ich gerne mal eine Quelle.
“Da müsste man also schon aus dem Grunde Parkgebühren ab 3 Euro/Stunde aufwärts nehmen, um wenigstens etwas Gegenfinanzierung zu haben.”
Ich hoffe es falsch verstanden zu haben, da bei einer 20% (ich weis das es hoch gegriffen ist) Nutzung des Fahrzeuges, der Nutzer immer noch bei 3€/h den kleinen Beitrag von über 21000€ bezahlen müsste.
@Urs
Ein Automobil ist elitär.
Auch wenn viele Menschen eines besitzen ohne es sich leisten zu können. Es ist und bleibt ein elitäres Fortbewegungsmittel zu Lasten der Gesellschaft – insbesondere die Armen.
Im Übrigen: Die Straßen und Parkplätze zahlt die Stadt Leipzig aus ihrem Haushalt. Das ist der Haushalt an den die Autofahrys kein Geld zahlen (außer Bußgelder). So ein Parkplatz im öffentlichen Raum kostet die Kommune zwischen 500 und 1.000 Euro/Jahr. Jeder einzelne Parkplatz. Da müsste man also schon aus dem Grunde Parkgebühren ab 3 Euro/Stunde aufwärts nehmen, um wenigstens etwas Gegenfinanzierung zu haben.
Und hier noch ein Nachtrag, ich lese eben ein neun Jahre altes Interview https://www.cigar.ch/themen/geld-geist/man-kann-ja-einfach-mal-dar%C3%BCber-lachen mit dem seit 2019 nicht mehr sterblichen Wiglaf Droste, der mir in seinen letzten Jahren ein Freund war. Wiglaf sagt zum Einmeißeln:
“Ich halte das Gut-Böse-Schema für eine stumpfe Waffe. Bei der moralisch geführten Debatte werde ich das Gefühl nicht los, daß sich die Beteiligten nicht um der Sache willen moralisch aufführen, sondern um sich selbst aufzuwerten. In Deutschland heißen diese Leute zum Beispiel ‘Die Grünen’. Wenn man genau hinschaut, wer sich da moralisch aufspielt und was er tatsächlich tut, sieht man, daß es einzig und allein um die Partizipation an der Macht geht. Die Grünen in Baden-Württemberg wurden gewählt, um ‘Stuttgart 21’ zu verhindern. Als sie gewählt waren, machten sie sofort mit und schoben sogenannte Sachzwänge vor. Das ist Betrug.”
Urs hat gesprochen, und das sehr gut!
Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit.
Den Menschen, die sich mehr freie Fläche wünschen, stehen auch Menschen gegenüber, die sich mehr Parkplätze wünschen.
In einer Demokratie hat hier keine Gruppe Recht, sondern es sind Ausgleiche zu schaffen. Das mag für Manche unbefriedigend sein, geht aber nicht anders.
Mit der Brechstange wird es nichts.
Mehrere Gegenteile sind der Fall, lieber User “Kaisen”: eindimensional ist das Draufhauen auf den sog. ruhenden Verkehr! Soll er doch ruhen, der Verkehr, richtet er wenigstens keine laufenden Schäden an! Nur Dünnbrettbohrer insistieren darauf, die vorhandenen Autos aus genau ihrem Gesichtsfeld zu kehren. Dickbrettbohrer, wenn ich das äußern darf, würden Gedanken daran verschwenden, wie die vielen Autos einstmals in die freie Wildbahn geraten konnten, würden sich klarmachen, daß eine Reduktion der vielen Autos einen mindestens ebenso langen Zeitraum beanspruchen wird, wie sie sich ausbreiten konnten, und insbesondere, daß es einen riesigen gesellschaftlichen Konsens gegeben hat, daß sie sich ausbreiten. Das war in bestimmten Teilen eine dumme Idee, was Leute wie meine Eltern, Jg. 1921 und 1925, schon vor mehr als einem halben Jahrhundert wußten, und was ich auch bald schon so lange weiß. Jedenfalls ist jetzt das Schlichteste und Inffektivste, was sich denken läßt, das Inkriminieren von Laternenparkierern! Das schwafeln von Gehzeugen, bejubeln von Parklets, herumziehen von Wanderbäumen, kurz allem, was auf die abgestellten Autos zielt und feuert. Sie fühlen sich persönlich um Raum betrogen? Fragen Sie ihren Vorfahren, wie es so kommen konnte! Das Problem der höchstprivaten Gefährte ist, daß es für ihre massenhafte Verbreitung den genannten breiten gesellschaftlicher Konsens gab. Und nun kommen Sie und wollen, um eine Metapher zu bemühen, das Gras zum Wachsen bringen, indem Sie daran ziehen. Das kann nicht klappen! Es fühlt sich halt gut an, zu den Grasziehern zu gehören. Die anderen eine Nase drehen, gerade an der Eisenbahnstraße, die übrigens, die Älteren erinnern sich, zu einer Karikatur ihrer selbst umgebaut worden ist, vor vielleicht 25 Jahren. Wie flott konnte ich in den Achtzigern dort, mit mehr als 40km/h leicht stadteinwärts abfallend, mit dem Rad fahren (den schönen mechanischen Tacho habe ich immer noch im Einsatz)?
Autobesessene verkehrswendeblockierende Parkplatzverfechter? Was für ein Konstrukt! Ich habe eine BC100 und einen uralten Kleinwagen, den ich von redlichen Mechanikern hegen und pflegen lasse (was Ihnen vermutlich ein Dorn im Auge ist), ich sorge für ein Dutzend Velos und einen Handwagen, und einen schönen KR51/1 von 1987 habe ich auch, und ich lebe in dieser Großstadt seit weit über einem halben Jahrhundert. Ich habe begriffen, daß ich selbst verantwortlich für sehr viel im Leben bin. Für die Verkehrspolitik der Gesellschaft, insbesondere für die nach 1990, bin ich aber genau nicht verantwortlich. Und ich lasse Ihnen, lieber User “Kaisen” einfach nicht durchgehen, sich über das Ruhender-Verkehr-Thema auf die ultimative Seite das Guten zu stellen. Und es ist eben auch nicht so, daß öffentliche Räume hauptsächlich zum Abstellen von motorisierten Fahrzeugen herhalten. Und es bleibt daher wohlfeil, privaten Grund zur Nutzung anzumahnen, denn der ist, das will diese Gesellschaft so, ultraungleich verteilt. Und daher ist Ihre Haltung, Sie blenden das aus, elitär.
Die wohlfeilen Kommentare zum Thema, so vorhersehbar. Inzwischen kann ich meine Uhr danach stellen. Wie beschränkt und eindimensional muss die eigene Perspektive sein, wenn man meint, dass öffentliche Räume hauptsächlich zum Abstellen von motorisierten Fahrzeugen da wären? Warum kümmert ihr euch verdammt nochmal nicht um die private Unterbringung eurer höchstprivaten Gefährte, möchte man den Autobesessenen und Verkehrswendeblockierern und Parkplatzverfechtern zurufen!
Korrekturen 2.0:
*Nur (statt mir)
*[…gemeinsam] um [integrative…]
P.S.: Die Renaturierung wird sowohl bei den bestehenden Flächen außerhalb der Stadt als auch direkt im Straßenraum angegangen. Mir beschränkt und einseitig denkende Ignoranten sehen die Straßenräume als isolierte, nur für Gehhilfen zu reservierende Sphäre an. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch…
Das gekünstelte gegeneinander Ausspielen von vermeintlich Unvereinbarem, das ständig von diesen Lügnern und Hetzern, siehe die Beiträge der “Dauergäste” mit Trigger für Reizthemen vor mir, geht mir einfach nur extrem auf den Zeiger. Eventuell sollten wir uns einfach gemeinsam und integrative Lösungen kümmern, und lassen wir diese Lügner und Märchenerzähler doch einfach rechts liegen, wo sie hingehören. Sachlichkeit und Seriösität, kannst du knicken bei solchen Subjekten.
Bitte helft mit und laßt uns diesen Hetzern und Verächtlichmachern immer und immer wieder den Spiegel vorhalten. Die müssen endlich begreifen, daß solche rechten Maschen hier nicht ziehen…
Korrekturen:
*locken [mehr Aktionen…]
*Anbi[e]derei
Sehr gut, bitte weiter demonstrieren, bitte noch öfter und regelmäßiger solche Aktionen, denn diese helfen dabei, daß das Bewußtsein für Wiederbegrünung und überfällige Reduktion des Gehhilfenverkehrs weiter geschärft wird. Außerdem ist es doch schön, daß nicht nur die “Natur” außerhalb der Straßen so mehr Aufmerksamkeit erhält, sondern eben auch das Leben und die “Natur” direkt im Straßenraum.
Und als Bonus lockt mehr Aktionen wie diese, plus entsprechende progressive Artikel, die ignoranten, regressiven und autombilfetischistischen Märchenerzähler nicht nur aus der Reserve, sondern zeigt einmal wieder deren häßliche, rechtskonservative Fratze. Die beiden typischen Negativbeispiele kann mensch hier mal wieder in diesem Kommentarstrang sehen, siehe Hetzbärchen und Lügennamensvetter. Mehr als dekonstruktive Schimpferei und die Ur(s)-typische schmierige Anbiderei zwecks Hetzerei und Jammerei haben diese natürlich mal wieder nicht zu bieten.
Es bleibt dabei, bei BILD, Focus (oder gar Compact?) wären derartige Dünnbrettbohrer besser aufgehoben. 🙂
> Über 100 Stellplätze, die für gewöhnlich von Autos zugeparkt sind
–
Ich sehe Clowns und Kostüme. Und auch sonst Bilder, die eher nicht den Lebensalltag der Menschen dieser Stadt zeigen. Aber gut, hat man halt mal ein Straßenfest veranstaltet. Das ist ja ein mal im Jahr nichts schlechtes, sich zu verkleiden, zu basteln und Minigolf auf Stellplätzen zu spielen. Ich finde nur, man muss es nicht ideologisch so hoch hängen. Und warum nicht mal im Januar machen? Da könnte man noch viel visionärer zeigen, wie der ganze unnötig verparkte Stellplatz für das Leben der Menschen draußen in der Natur zu Bereicherung führen würde.
Leider ahnen Sie nicht mal, lieber Autor, wie sehr Sie sich mit Forderungen nach dem Freiräumen von ganzen Straßenabschnitten oder der Befreiung der Stadt vom parkierten Auto als solchem mit Dünnbrettbohrern gemein machen, deren Blickwinkel leider sehr viel zu eng geblieben ist. Wanderbäume und Parklets, was für ein abgehobenes Getue! Leipzig hat soo viele Grünanlagen, Kleingartenanlagen, Parks, Innenhöfe, gefährdete Auwälder. Kümmert euch verdammt nochmal um die Wiedervernässung der Wälder, möchte man den Superblockigen und Verkehrswendern und Flächengerechten zurufen!
Schließt das eigentlich das Parken auf privaten bzw. angemieteten Stellplätzen und Garagen mit ein? Denn dieser Raum ist ja nur sehr bedingt als öffentlich einzustufen.