In den sommerlichen Sonntagsumfragen liegt die rechtsextreme AfD mittlerweile bei 20 Prozent. Diverse CDU-Granden spekulieren immer wieder รผber mรถgliche Kooperationen mit der rechtsradikalen Partei. Doch gleichzeitig werden die Forderungen lauter, die AfD zu verbieten, da sie eindeutig gegen die Grundsรคtze unserer Demokratie operiert. Zwei Petitionen erhalten groรen Zuspruch, eine etwas รคltere und eine neue.
โSelbst andere Lรคnder schauen besorgt auf Deutschland. Jรผdische Mitbรผrger, zum Beispiel, sitzen jetzt schon auf โgepackten Koffernโ, bereits im Land befindliche โFachkrรคfteโ aus dem Ausland ebenso. Es gibt so viele wichtige Punkte, die tรคglich von der AfD, oder motiviert durch die Worte der AfD, von den demokratischen Parteien regelmรครig nicht beachtet werdenโ, schreibt uns ein Leser aus Knauthain.
โDazu gehรถren u. a. der tรคgliche Rassismus, der Antisemitismus, die stรคndige Hetze und stetige Verletzung der Menschenrechte, die durch das Grundgesetz, auf das Sie geschworen haben, die Demokratie zu verteidigen, geschรผtzt sind. Und eine Demokratie ist nur so stark, wie Menschen bereit sind, sich dafรผr einzusetzen und fรผr sie zu kรคmpfen. Lassen Sie die Menschen, die der Demokratie vertrauen, nicht im Stich, und beweisen Sie, wie stark die Demokratie in diesem Land ist. Stehen Sie fรผr ein Verbot der AfD und aller rechtsextremen Gruppierungen ein.โ
Eine dieser Petitionen lรคuft seit 2019 auf change.org und die Zahl der Unterzeichnenden strebt gerade auf die 100.000er-Marke zu. Sie fordert neben dem Verbot der AfD auch die der rechtsextremen Parteien Die Heimat (vormals NPD/Nationaldemokratische Partei Deutschlands), Der III. Weg und Die Rechte.
Initiator Uwe Schulze schreibt dort: โDarรผber hinaus zeichnen sich die aufgefรผhrten rechten Parteien durch eine anti-muslimische Haltung aus sowie strikte Leugnung des menschengemachten Klimawandels. Die Parteien bedrohen mit ihren Handlungen das friedliche Zusammenleben aller Menschen in unserem Land und damit die Existenz und das weltweite Ansehen der Bundesrepublik Deutschland. Im Endeffekt tolerieren, befรผrworten oder rufen die benannten Parteien sogar aktiv zu einem Bรผrgerkrieg auf, mit dem Ziel der Zersetzung/Zerstรถrung der Bundesrepublik Deutschland.โ
In der Begrรผndung zur Petition wird gleich bergeweise Material angefรผhrt, wie sich die Funktionรคre der AfD zur Demokratie รคuรern.
Ein Appell an den Bundesrat
Noch mehr Zuspruch bekommt aktuell die Petition, die der โVolksverpetzerโ auf innn.it gestartet hat. Dort wird der Bundesrat aufgefordert, ein Verbot der AfD prรผfen zu lassen.
โWir fordern den Bundesrat auf, die Prรผfung eines Verbots der AfD beim zustรคndigen Bundesverfassungsgericht zu beantragen. Weder der Politik noch der รffentlichkeit steht es zu, รผber ein Parteiverbot zu entscheiden. Das ist laut Grundgesetz die Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts. Das Verfassungsgericht muss mit der Prรผfung beauftragt werdenโ, so die Begrรผndung der Petition.
โDie Anzeichen sind erdrรผckend: Die AfD zeigt starke Tendenzen, unsere Demokratie zu untergraben und gegen unsere Verfassung zu handeln. Verschiedene Medien und unabhรคngige Faktenchecker, darunter auch wir vom โVolksverpetzerโ, haben wiederholt auf potenziell verfassungsfeindliche Aussagen und Verhaltensweisen innerhalb der Partei hingewiesen. Und dafรผr liefert nicht zuletzt der Verfassungsschutz auch etliche Hinweise.โ
Diese Petition haben inzwischen รผber 147.000 Menschen unterschrieben.
Auf seiner eigenen Website beschรคftigt sich der โVolksverpetzerโ auch im Faktencheck mit der Frage: โBrauchen wir das AfD-Verbotโ. Dort heiรt es unter anderem: โWenn es wie bei der Alternative fรผr Deutschland viele Anzeichen fรผr einen Mangel an Verfassungstreue gibt, dann sollte das offiziell vom Bundesverfassungsgericht geprรผft werden. Ist die AfD eine Gefahr fรผr die Demokratie? Wir wollen, dass das Bundesverfassungsgericht das prรผft. Wenn ja, dann muss sie verboten werden. Das sagt das Grundgesetz. Es steht niemandem zu, diese Entscheidung zu treffen, auรer dem Bundesverfassungsgericht.
Es steht aber auch niemand zu, das Bundesverfassungsgericht von der Entscheidung abzuhalten, indem kein Antrag auf Prรผfung eines Verbotsverfahrens gestellt wird. Das Gericht kann erst durch einen solchen Antrag tรคtig werden. Was bringt es, das hinauszuzรถgern? Es ist nicht so, als wรผrde die AfD irgendwelche Anzeichen zur De-Radikalisierung zeigen, im Gegenteil.โ
Alle Voraussetzungen sind lรคngst erfรผllt
Und wรคhrend manche Medien abwiegeln oder sogar warnen vor einem mรถglicherweise scheiternden AfD-Verbot, verรถffentlichte das Institut fรผr Menschenrechte schon im Juni eine Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass alle Voraussetzungen zum Verbot der AfD lรคngst erfรผllt sind.
Zur Verรถffentlichung mahnte das Institut auch: โDie Entscheidung, ob die Antragsberechtigten ein Verbot anstreben, kann von vielen รberlegungen โ auch politischen Erwรคgungen โ abhรคngen. Unabhรคngig davon, ob oder zu welchem Zeitpunkt sich die Antragsberechtigten dafรผr entscheiden, einen Verbotsantrag zu stellen, kann der von der AfD ausgehenden Gefahr nur effektiv begegnet werden, wenn sich die anderen Parteien auf der Ebene des Bundes, der Lรคnder und der Kommunen unmissverstรคndlich von der AfD abgrenzen. Eine solche Abgrenzung ist gegenwรคrtig nicht durchgรคngig gegeben, was sich insbesondere auf kommunaler Ebene beobachten lรคsst.โ
Wรคhrend die auf change.org gestartete Petition am Unwillen des Petitionsausschusses des Bundestags scheiterte, wendet sich die von โVolksverpetzerโ gestartete Petition an den Bundesrat, was die Initiatoren der Petition auch begrรผnden: โWir fordern deshalb den Bundesrat auf, dieser Angelegenheit die gebรผhrende Aufmerksamkeit zu schenken und alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die Verfassungstreue der AfD grรผndlich zu prรผfen und ein entsprechendes Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zu starten. Wir wenden uns an den Bundesrat, nicht den Bundestag, weil wir diesen fรผr das geeignetere Organ dafรผr halten und uns dort bessere Erfolgschancen versprechen.โ
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So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Es gibt 8 Kommentare
Christian, ich kann Ihren Worten fast nur zustimmen.
Wenigstens hat man es geschafft, den Bundestag in seiner Grรถรe etwas zu begrenzen. โEtwasโ, weil 630 Parlamentarier und ihr Personal plus Verwaltung ja immer noch viel ist. Fรผr mich einer der Hand voll Glanzpunkte dieser aktuellen Regierungโฆ
โ
Ihr letzter Absatz ist genau das, was ich auch denke. Andererseits sollte es da nicht sooo sehr um Prioritรคten gehen, sondern um Programm. Man kann sowohl ideologische Themen wie Gendern oder รคhnliches unterlassen / nicht verfolgen und gleichzeitig die Energiewende voran treiben. Man kann sowohl gegen ein Tempolimit auf Autobahnen sein und gleichzeitig den รV stรคrken. Das schlieรt sich eigentlich nicht aus, man kรถnnte beides vernรผnftig regeln und kommunizieren. Aber wenn man Partei A wรคhlt, bekommt man auch nur Partei A, und wenn man Pech hat tun sich A, B und C zusammen und verwursten dann alles in einer Koalition. Und das wird nicht besser, wenn die AfD 20 oder mehr Prozent bekommt. Dann wird es zu Abgrenzungskoalitionen โmit Haltungโ kommen, so dass รผberhaupt kein Programm mit Ziel mehr erkennbar ist. Was nur noch mehr Trotz und Verdrossenheit รผber die Politik erzeugt, und im schlimmsten Fall noch mehr Zustimmung fรผr die AfD.
โ
Ich hab gestern ein Video von Gregor Gysi gesehen. Ich weiร nicht wie alt das Video ist, aber er hat in wenigen Sรคtzen die aktuelle Rentenpolitik konstruktiv kritisiert. Statt รผber Reformen zur Finanzierung mit weiteren Bevรถlkerungsgruppen wie Beamten zu reden, oder รผber die รnderung der Bemessungsgrenzen und -Regeln, wรผrde weiterhin immer wieder darรผber diskutiert, wie lange man eigentlich im Alter arbeiten kรถnnte.
Diese Rede hat mich daran erinnert, warum ich so lange Linkspartei gewรคhlt habe. Aktuell gehts nur noch darum, wie man die (seit ihren Ukraine-Statements auch von mir nicht mehr so geschรคtzte) Sarah Wagenknecht los werden kรถnnte, und Hauptsache *innen und :aussen und ganz wichtige Prioritรคten.
โDie gesamte Menschheit kackt gerade ab. Wenn Sie ein Land finden, in dem es richtig gut lรคuft- herzlichen Glรผckwunsch.โ War gerade fรผr mehrere Wochen in Sรผdostasien. Da boomt die Wirtschaft auch angesichts der extrem niedrigen Importpreise fรผr Erdรถl und Erdgas aus Russland und seines (Russland) weit nach Osten geรถffneten Mรคrktes. Auch die internationale Konkurrenzsituation im Wirtschaftsbereich ist durch das Wegbrechen Europas dort zugunsten Asiens ,insbesondere Indien, eher entspannt. Unsere mitteleuropรคische Sicht auf die Welt wird stark eingeschrรคnkt auch durch den selektiven Medienkonsum.
Hallo fra,
das stimmt, war aber auch so nicht gedacht.
Dafรผr werden ja Volksvertreter (erinnert mich an die DDR-Volkskammerโฆ) gewรคhlt, welche die Interessen der Bรผrger wahrnehmen (sollen).
Die Crux ist โ nach meiner Meinung โ nur, dass sich diese Menschen zunehmend nicht mehr aus Bรคcker, Zimmermann oder Arzt zusammensetzen, sondern aus einer akademischen, meist weltfremden Substanz, welche zusรคtzlich noch die Laufbahn in einer Partei durchgearbeitet haben und somit nicht mehr so handeln, wie man sich das als zu Vertretender wรผnscht!
Daher kommt sicher der Wunsch, man mรถchte manche Entscheidungen mal selbst in die Hand nehmen.
Ideen, die Zusammensetzung des Bundestages (oder gar Bundeslรคnder zusammenlegen) zu รคndern, gab und gibt es ja รถfter. Zum Beispiel 50/50 und die Hรคlfte durch Zufall.
Nur diese Ansรคtze werden vom Proporz der Parteienlandschaft stets abgewehrt.
Beispielsweise ist das vom BVG bemรคngelte Wahlgesetz seit Jahren eine ganz schlimme Theatervorstellung.
Diese Umstรคnde sind gewiss auch ein Grund, warum manche von den jetzigen Parteien die Nase voll haben.
Ich schaue immer auf die Zeit zwischen den Wahlen, was da angestellt wird.
Und ja, da bin auch ich zurzeit ratlos, was ich mit gutem Gewissen wรคhlen kรถnnte.
Und zunehmend richtig ernรผchtert, mit steigender Sorge.
Eigentlich gibt es zur Zeit keine Partei die man รผberhaupt wรคhlen kรถnnte.
Dazu kommt das die parlamentarische Demokratie keine direkte politische Entscheidung des Volkes zu lรคsst. Anders wie in der Schweiz.
Hi Christian!
Ich teile Ihre Einschรคtzung weitestgehend. Ergรคnzen mรถchte ich folgendes:
Die akademische Friedens- und Konfliktforschung hat das, was gerade weltweit passiert, meines Wissens recht gut vorhergesagt. Anerkennung und Gehรถr findet sie kaum, passend zum Zustand der UNO. Die Werke von Johan Galtung mรถchte ich hier ausdrรผcklich empfehlen.
Die gesamte Menschheit kackt gerade ab. Wenn Sie ein Land finden, in dem es richtig gut lรคuft- herzlichen Glรผckwunsch.
Klima, Biodiversitรคt, Giftmรผll. Immer reichere Reiche, immer mehr Armut und Elend. Bรผrgerkriege werden wahrscheinlicher, als wir uns alle eingestehen wollen. Trump, Putin, Xi Jinping. Prost Mahlzeit.
Wir werden neue Wege finden mรผssen, um aus diesem Schlamassel herauszukommen. Um รผberhaupt erstmal sinnvoll darรผber zu reden.
Das Arme und sozial Abgehรคngte zunehmend einer ihren eigenen Interessen zuwider handelnden Organisation folgen ist kein deutsches Phรคnomen. Siehe Konfliktforschung, siehe USA.
Peace yoโall!
Trotz der โUnverklausulierungโ hat Herr Stefan schon ein bisschen den Finger in der Wunde.
Auch ich bin der Meinung, dieser Nazi-Partei keine Mรถglichkeit zu bieten und, falls das Gesetz es so vorsieht, auch mit jener Hรคrte zu reagieren, bevor wir um die Errungenschaften einer freien Demokratie gebracht werden.
Allerdings liegt es sehr wohl auch zu einem groรen Teil an den bisher agierenden Parteien und Regierungen, dass die AFD mittlerweile solche Zustimmungswerte erreichen kann. Das Hauptproblem sind Themen, die durch die Politik nicht diskutiert, bearbeitet oder abgewiegelt werden, welche den Bรผrgern z.B. Existenzangst, Wohlstandsverlust oder Sorgen bereiten; z.B. eine plausible Migrations-, Wirtschafts- oder Bildungspolitik. Oder auch das politische Agieren von Deutschland und anderen demokratischen Staaten in Europa, die sich regelmรครig durch autokratische Lรคnder in Sippenhaft nehmen und sich das gefallen lassen (mรผssen).
Diese Themen befรคdelt, diskutiert und โbewertetโ nun die AFD; das ist รคrgerlich, aber schlau.
Und diese Angriffsflรคche haben die Parteien entstehen lassen und tun es immer noch.
Zeitgleich werden trotz Klimawandel und Ukrainekrieg ideologische Themen forciert, bei welchen sich der Bรผrger fragt, ob die Politik noch sinnstiftend priorisieren kann. Das muss man auch den Medien vorwerfen, wo man in manchem รRR z.B. regulรคr angegendert wirdโฆ
Alles Futter fรผr die AFD.
Schon klar, Gerd Stefan. Mit Falschinformationen und Verbotsverfahren kennen Sie sich ja bestens aus.
Propaganda und Hass fรผr eine glorreiche Zukunft. An der mageren Ernte auf deutschen รckern dieses Jahr sind Ihrem Weltbild entsprechend dann sicher die Klimaaktivisten schuld.
Kein Fuรbreit den Faschisten!
hier noch mal unverklausuliert der Inhalt des Artikels zusammengefasst: Die wirtschaftliche und politische Situation in der Gesellschaft wird verursacht durch die Regierungsparteien, die AFD ist in keinem Bundesland Regierungspartei erst recht nicht beim Bund. Und weil diese Partei die Regierungsparteien stรคndig an deren Hauptschuld fรผr die Misere im Land erinnert, muss sie verboten werden, damit alles so weiter gehen kannโฆ. Es gibt eben nicht nur Leser aus Knauthainโฆ