Der Bebauungsplan zum Wilhelm-Leuschner-Platz liegt jetzt zwar zur Abstimmung auf den Tischen der Ratsfraktionen. Die Grundstücke auf der Ostseite des Platzes sind verteilt. Nur beim künftigen Grün auf dem Platz und zwischen den Gebäuden dürfen die Leipziger noch mitreden. Aber eine Forderung blieb bis jetzt unerfüllt: So viele der großen Bäume, die da in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen sind, stehenzulassen wie möglich. Eine Petition dazu hat jetzt über 1.100 Unterschriften erreicht.

Übe 3.000 Unterschriften möchte die Initiative Stadtnatur mit ihrer Petition auf openpetion.de für den Erhalt des Baumbestandes auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gern erreichen.

Gestartet wurde die Petition in der vergangenen Woche. Mit ihr will die Initiative Stadtnatur sich für den Erhalt des Baum- und Strauchbestandes auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz einsetzen und sich gegen die durch den Bebauungsplan geplante vollständige Rodung mitten in der Innenstadt wenden.

Kritik an „unzeitgemäßer Baupolitik“

Aus Sicht der Initiative zeigen die vielen Unterschriften deutlich, „wie fatal und wie unzeitgemäß die Baupolitik des ‚Beton statt Grün‘ in Leipzig ist und wie wenig Rückhalt diese städtische Baupolitik noch in der Bevölkerung hat. Die Bürger/-innen, die sich gerade auch bei einer städtischen Befragung, die sich vorsichtshalber nur auf die jetzt asphaltierte Freifläche des Leuschnerplatzes bezog, mit über 80 Prozent für die Begrünung der innerstädtischen Fläche ausgesprochen haben, wollen den Erhalt von Natur in der Stadt.“

Nun soll am Mittwoch, dem 5. Juli, in der Ratsversammlung der Bebauungsplan verabschiedet werden, der die Rodung des gesamten Baum- und Strauchbestandes vorsieht.

Vorlage zum Bebauungsplan für den Wilhelm-Leuschner-Platz.

Damit werden der kühlende Effekt des Baumbestandes, der gegenüber der bebauten Umgebung eine Reduzierung der Temperatur um bis zu 10 Grad bewirken kann, und die vielen weiteren positiven Wirkungen des Baumbestandes zur Luftreinigung, Erholung, Gesundheit und Biodiversität leichtfertig aufgegeben. Ein Ersatz ist auf Jahrzehnte auch mit Neupflanzungen nicht zu erreichen, auch wenn die Stadt auf dem westlichen Teil der Platzfläche die Pflanzung neuer Bäume vorsieht.

„Ein unglaublicher Vorgang mitten in der Klimakrise, zumal der vorliegende Bebauungsplan sowohl fachlich fehlerhaft als auch nicht rechtskonform hinsichtlich Eingriffsregelung und Artenschutzrecht nach Bundesnaturschutzgesetz erstellt wurde“, findet die Initiative Stadtnatur, die schon mehrere Protestaktionen gegen die Baumfällungen auf dem Platz organisiert hat.

„Auch der (sehr späte) Änderungsantrag der Grünen, der zumindest noch Solaranlagen und Fassadenbegrünung festsetzen sowie eine Kompensation nach Baumschutzsatzung und den Erhalt des Silberahorns und seines unmittelbaren Umfeldes erreichen möchte, wird am Beschluss wahrscheinlich nicht mehr viel ändern“, schätzt die Initiative ein.

Forderungen der Initiative Stadtnatur

Und sie bekräftigt ihre Forderung: „Wir fordern eine gemeinwohlorientierte Baupolitik, die den Baum- und Strauchbestand berücksichtigt und erhält und ein Umdenken in der städtischen Verwaltung und in der Ratsversammlung hin zu einem echten naturschutzbasierten Klimaschutz. Wir fordern eine echte Beteiligung der Bürger/-inneninteressen und eine echte Anhörung und Beteiligung der Umweltverbände in Ratsversammlung und Ausschüssen.“

Gemeinsam mit dem NABU Leipzig ruft die Initiative Stadtnatur deshalb auch wieder zu einer Mahnwache am Mittwoch, dem 5. Juli, um 13 Uhr – kurz vor der Ratsversammlung – vor dem Eingang des Neuen Rathauses auf.

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