Seit etwa 20 Uhr ist das passiert, was die Gruppierung „Letzte Generation“ gestern vorankündigte. Das Audimax der Universität Leipzig ist besetzt. In einem vorab zur Besetzung verbreiteten Schreiben richten die Studierenden zwei konkrete Forderungen an die neue Hochschulrektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell. Es geht um einen Appell an Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck (Grüne) und einen Ausstieg der Uni aus allen Investitionen in fossile Rohstoffe.

Im Anschluss an den Vortrag „Unsere Verantwortung in Zeiten des Klimanotfalls: Was du im zivilen Widerstand tun kannst“ um 19:00 im Audimax der Universität Leipzig begann die Besetzung am heutigen 11. Mai 2022. Organisiert und vorangetrieben wird die Aktion von der Gruppe „Letzte Generation“, welche erst am Montag, den 9. Mai auf sich aufmerksam machte, als sie mit sechs Teilnehmer/-innen stundenlang den Waldplatz blockierte.

Die Rektorin selbst kann sich aktuell nicht zu den Forderungen äußern – sie sei verhindert, so die ersten Informationen am heutigen Abend. Aber die anwesende Kanzlerin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Birgit Dräger versuchte gleich zum Beginn der Besetzung auf der Bühne ein Gespräch mit den Besetzer/-innen in Gang zu bringen. Offenbar erfolglos, aktuell heißt es vor Ort, man wolle zur Not die ganze Nacht bleiben.

Sie fordern eine „sofortige Lebenserklärung der Rektorin, gerichtet an Robert Habeck. Die Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell soll sich offiziell, öffentlich und gerichtet an Robert Habeck gegen den Bau und die Finanzierung neuer fossiler Infrastruktur aussprechen, insbesondere gegen neue Ölbohrungen in der Nordsee sowie neue Flüssiggas-Terminals. Damit unterstützen die Studierenden sie die aktuelle Forderung der Kampagne Stoppt den fossilen Wahnsinn der ‚Letzten Generation‘“, heißt es in dem Schreiben der Besetzer/-innen.

Die Forderungen der Besetzer/-innen am 11. Mai 2022 in der Uni Leipzig. Bild: Flyer der Studierenden

Darüber hinaus solle die Universität einen „Divestmentbeschluss, ähnlich dem der Stadt Leipzig von 2018“ treffen, „in dem die Universität sich eigenverpflichtet, keine neuen Investitionen und/oder Beteiligungen an Kohle-, Öl- und Gasinfrastruktur zu tätigen sowie eine transparente Erklärung ihrer Di- und Investments abgibt“.

Da, so die Eigendarstellung der Studierenden weiter, auf einen vorherigen schriftlichen Versuch, das Uni-Rektorat zu dieser Erklärung zu bringen, nicht adäquat reagiert worden sei, folge nun die Besetzung mit Diskussionsrunden und einem „Stopp des Uni-Alltages“, um auf die Fragestellungen aufmerksam zu machen.

So hatte die Uni laut den Besetzer/-innen geantwortet, dass Forschung und Lehre bereits darum bemüht seien, „die gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf die vielen Facetten der damit verbundenen Transformation (klimagerechter Entwicklungen) zu lenken“.

22 Uhr: Solidarisierungen

Aktuell haben weitere Studierende begonnen, in den sozialen Netzwerken dazu aufzurufen, sich der Besetzung anzuschließen. Darin heißt es unter anderem „Wir, Studierende der Uni Leipzig & Interessierte, möchten uns solidarisch mit der Letzten Generation erklären, weil wir alle die letzte Generation sind, die den totalen Klimakollaps noch aufhalten können. Die Forderung „Stoppt den fossilen Wahnsinn!“ darf nicht mehr ignoriert werden, deswegen sind wir ab JETZT im Audimax!“

Man könne auch gern Tee vorbeibringen und selbst am Programm teilnehmen, welches in dieser Nacht aus Debatten und Vorträgen zum Thema bestehen soll.

Gegen 22:30 Uhr wurde nunmehr ein Video von der „Letzten Generation“ via Twitter veröffentlicht, in welchem bekräftigt wird, dass man eine Erklärung von Uni-Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell erwartet, bevor man das Audimax verlassen wird.

Nach ersten Gerüchten soll dies morgen Vormittag seitens Obergfell erfolgen. Offiziell hat die Uni Leipzig am heutigen Abend zum Vorgang noch nichts geäußert.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Michael Freitag über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar