Über eine Länge von 74 Metern und sechs Meter Breite bilden 172 aneinandergereihte Farbstreifen in verschiedenen Blau- und Rottönen ein gemeinsames großes Bild, das jetzt auch auf der Sachsenbrücke in Leipzig zu sehen ist: die Warming Stripes. Am Samstag, 30. April, werden sie mit einer großen Festveranstaltung eingeweiht.
Entwickelt wurden diese Streifen, zu Deutsch auch Klimastreifen genannt, 2018 von dem britischen Klimatologen Ed Hawkins. Initiiert und organisiert durch das Klimabündnis „Leipzig fürs Klima“ wurden die Warming Stripes in der vergangenen Woche auf der viel frequentierten, nur für Fußgänger und Radfahrer freigegebenen Sachsenbrücke im Clara Zetkin Park dauerhaft aufgetragen.
2018 entwickelte Ed Hawkins, britischer Klimaforscher und einer der Leitautoren des Sechsten Sachstandsbericht des IPCC, die Warming Stripes, um die Daten der Klimaforschung leichter zugänglich zu machen. In den Farben Blau, über Weiß bis hin zu Rot werden die Abweichungen zum Mittelwert der Durchschnittstemperatur der 30 Jahre von 1971 bis 2000 dargestellt. Je stärker die Abweichung nach unten, umso stärker geht der Farbton ins Blaue, je stärker die Abweichung nach oben, desto dunkler wird das Rot.
Für die Warming Stripes auf der Sachsenbrücke werden die Entwicklung der globalen mittleren Temperaturen verwendet.
„Als Klimabewegung sind wir sehr breit aufgestellt und suchen immer wieder neue Wege, Klimafakten zu vermitteln. Mit den Warming Stripes auf der Sachsenbrücke kommen drei wichtige Faktoren zusammen, die in Kombination ein auf wissenschaftlichen Fakten basierendes, sinnliches Heranführen an die Klimakrise ergeben“, erklärt Steffen Peschel, einer der Organisator/-innen im Projektteam der Initiatoren.
„Die Warming Stripes sind reduziert auf die Farben und ein paar wenige Jahreszahlen zur Orientierung. Durch die Übersetzung in die Farben Blau – für kälter – bis Rot – für wärmer bis heißer – sind sie sowohl eindeutig und unaufdringlich zugleich. Sie sind ein Angebot, die Veränderung mit einem Blick zu erfassen und eben keine fette Überschrift, die entschlüsselt werden muss, um zu verstehen.“
Auf der Sachsenbrücke sehen dann auch jeden Tag tausende Passanten die Streifen auf dem Brückenpflaster.
„Der zweite Faktor ist der öffentliche Raum, der ein direkter Zugang zum Alltag der Menschen ist“, bestätigt Steffen Peschel. „Es ist eben nicht der Workshop oder die Webseite, für die man ja vorher schon wissen muss, dass man diese Information sucht. Und der dritte Faktor ist die ausreichende Ruhe, die die Menschen mitbringen, um sich tatsächlich auch kurz Zeit nehmen zu können. An einem normalen Tag fahren tagsüber locker 600 Radfahrer/-innen pro Stunde über die Brücke, die allermeisten von ihnen haben die Zeit, kurz langsamer zu fahren oder sogar kurz anzuhalten und mit einer gewissen Neugier das Bild auf sich wirken zu lassen. An Wochenenden und sonnigen Nachmittagen kann man jetzt schon erleben, wie sich die Menschen gegenseitig erklären, was mit den Warming Stripes zu sehen ist.“
Über das Crowdfunding
Um die Finanzierungslücke von 10.000 Euro zu schließen, starteten die Projektinitiator/-innen am 25. März ein Crowdfunding auf der Plattform Startnext. https://www.startnext.com/stripes
Für die Unterstützung werden dort u. a. Postkarten und Plakate mit der Abbildung der Warming Stripes auf der Sachsenbrücke als Gegenleistungen geboten. Insgesamt 100 Mal wurden zum Beispiel die Postkarten als Gegenleistung von den aktuell fast 200 Unterstützer/-innen auf Startnext gewählt. Einige dieser Postkarten werden dabei auch direkt an Mitglieder des Bundestags und des Bundeskabinetts verschickt, um an die Forderung nach einer 1,5-Grad-Politik zu erinnern.
Bereits ab 10 Euro Unterstützung bieten die Initiatoren den von ihnen so benannten „Team-Pass“, der die Teilnahme an einer Community gewährleistet, die gemeinsam die Idee, weitere Warming Stripes in den Öffentlichen Raum zu bringen, vorantreibt und über die weitere Verwendung der Geldmittel entscheidet, die nach der Finanzierung der Warming Stripes auf der Sachsenbrücke noch übrig bleiben.
Auch nach dem Erreichen der Mindestsumme von 10.000 Euro rufen die Initiatoren dazu auf, weiterhin in den gemeinsamen Crowdfunding-„Topf“ einzuzahlen. Mit dem übrigen Geld soll ein eigener Förderfonds entstehen, mit dem weitere dauerhaft aufgetragene Warming Stripes im Öffentlichen Raum auch in anderen Städten mitfinanziert werden sollen.
Die Aufbringung der Warming Stripes inkl. einer Beschilderung wird gefördert durch das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig.
Die Einweihungskundgebung am 30. April wird gefördert über das Stadtbezirksbudget des Stadtbezirksbeirats Leipzig-Mitte.
Die offizielle Einweihung
Am Samstag, 30. April, findet die offizielle Eröffnung der Warming Stripes auf der Sachsenbrücke statt. Der Sächsische Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther hat für diesen Tag die Schirmherrschaft übernommen und wird um 15 Uhr gemeinsam mit Simone Ariane Pflaum, Leiterin des Referats Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz der Stadt Leipzig, und Vertreter/-innen des Klimabündnisses „Leipzig fürs Klima“ die Warming Stripes offiziell einweihen.
Das Programm der Kundgebung zu Einweihung am 30. April für die Warming Stripes auf der Sachsenbrücke in Leipzig
14 Uhr: S.G.K. (Musik), Yours truly. Eure alte Veteranin (Tanz, Choreografie: Heike Henning), Zerrwanst (Musik)
15:00 Uhr: Offizielle Eröffnung durch Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt & Landwirtschaft, Simone Ariane Pflaum, Leiterin des Referats Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz und Vertreter/-innen von Leipzig fürs Klima
Rede von Wolfram Günther
Rede von Simone Ariane Pflaum
16 Uhr: Lukas Meister (Musik)
16:40 Uhr: Sarah Lesch (Musik)
17:20 Uhr: Rede von Dr. Heike Wex, Physikerin am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V. und weitere Wortbeiträge des Klimabündnisses Leipzig fürs Klima
18:10 Uhr: wonach wir suchen (Musik)
Unter anderem Scientists for Future Leipzig, BUND Leipzig, Parents for Future Leipzig und Omas for Future werden mit Infoständen am 30. April vor Ort sein, um sich vorzustellen und für Fragen rund um Klimafakten und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
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