Manchmal rennt auch das Leipziger Jugendparlament offene Türen ein, wenn es seine Anträge schreibt. Aber das hat meist damit zu tun, dass Themen, die die jungen Leute bewegen, auch die älteren Leipziger inzwischen beschäftigen. So wie die Erinnerungskultur an den jugendlichen Widerstand in der Nazi-Zeit, für den besonders die Leipziger Meuten stehen, die speziell im Leipziger Westen aktiv waren.
Ihnen sollte ein Erinnerungsort auf dem Lindenauer Markt gewidmet sein, hat das Jugendparlament beantragt.
Widerstand junger Menschen in Leipzig muss gewürdigt werden
„Der Widerstand der Arbeiterkinder des Leipziger Westens ist ein Teil unserer Stadtgeschichte. In den letzten Jahren erfährt der Widerstand immer mehr Aufmerksamkeit durch Kunst und Kultur. Leider sucht man immer noch vergeblich nach einem Ort der Würdigung in Leipzig“, hatten die jungen Parlamentarier festgestellt.
„Der Lindenauer Markt – als zentraler Platz im Stadtteil – stellt einen passenden Ort dar, die größte Gruppe der sogenannten ‚Meuten‘ stammte auch aus diesem Stadtteil. Da es sich um ‚jugendliche Geschichte‘ dreht, sollten gerade junge Menschen involviert sein, um einen Bezugspunkt zur Erinnerungskultur in Leipzig zu bieten.“
Dezernat drängt auf Beteiligungsprozess
Ein Antrag, den das Kulturdezernat jetzt begrüßt und bestätigt: „Der Widerstand der Arbeiterkinder des Leipziger Westens gegen die nationalsozialistische Diktatur ist ein Teil der Leipziger Stadtgeschichte, der in den letzten Jahren zu Recht eine erhöhte Aufmerksamkeit erhält, jedoch noch nicht die entsprechende Würdigung.“
Nur möchte das Dezernat nicht so früh schon Festlegungen treffen, wie diese Erinnerung an die „Leipziger Meuten“ aussehen könnte: „Die Form der Würdigung sollte nicht per se auf ein ‚klassisches‘ Denkmal festgelegt werden, sondern mit Vertretern der Bürgerschaft, lokalen Kultur- und Kunstakteuren, der Politik und der Stadtverwaltung im Rahmen eines Beteiligungsprozesses gefunden werden. Besonderes Augenmerk ist bei der zu findenden Würdigung auf die größte Gruppe des Widerstands, der sogenannten ‚Meuten‘ zu legen, weshalb die Erinnerung im Stadtbezirk Alt-West zu verortet sein soll.“
2022 soll es losgehen, Umsetzung vielleicht 2023
Aber wie die Würdigung dann aussehen mag, das soll ein größerer Beteiligungsprozess erkunden: „Die Form der Würdigung ist im Rahmen eines Beteiligungsprozesses im Jahr 2022 zu erarbeiten.
In diesem Prozess sind neben allen relevanten Ämtern der Stadtverwaltung das Stadtgeschichtliche Museum, das Schulmuseum, das Theater der Jungen Welt, sowie Vertreter des Jugendparlamentes/Jugendbeirates, des Stadtbezirksbeirates West und weitere lokale Akteure des Stadtteils Lindenau zu beteiligen. Im Ergebnis der Diskussion der Arbeitsgruppe ist zu prüfen, welche Form der Erinnerung im Jahr 2023 in Abhängigkeit einer zu findenden Finanzierung umgesetzt werden kann.“
Das Jahr 2022 wird also eine Art Findungsjahr für eine gute Idee, wie man das Wirken der „Leipziger Meuten“ möglichst auch im öffentlichen Raum sichtbar machen kann. Und wäre ich eine Stadtratsfraktion, dann würde ich frühzeitig auch die vielen jungen Künstler in der Stadt einbinden, damit nicht immer nur dieselben alten Ideen von Stele bis Gedenktafel aufploppen, sondern eben auch junge Ideen, wie die „Meuten“ auch künstlerisch im Stadtbild sichtbar werden könnten.
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