Die deutsche Gesetzgebung ist in einem Zeitalter entstanden, in dem zehn Jahre von der ersten Propjektidee bis zur Umsetzung nicht das große Problem waren. Und wenn genug Geld da war, konnte es auch schon mal schneller gehen. Aber diese Gesetze sind nicht darauf ausgelegt, schnell zu reagieren, wenn all die vielen „langsamen“ Investitionen der Vergangenheit in eine absehbare Katastrophe münden. In gewisser Weise ist die Bewegung „Extintion Rebellion“ der verzweifelte Aufstand gegen diese mittlerweile brandgefährliche Langsamkeit.

Mit teils spektakulären Aktionen versuchen die Aktivist/-innen von Extinction Rebellion (XR) die Botschaft in die Politik zu tragen, dass es gerade beim Klima kein Aussitzen und Vertagen mehr geben kann. Satte 15 Jahre hat Deutschland vertrödelt und das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) der damaligen rot-grünen Regierung immer weiter aufgeweicht und vor allem den finanzkräftigen fossilen Industrien immer neue Freibriefe gegeben, das klimaschädigende Wirtschaften fortzusetzen.

Das waren die wertvollsten 15 Jahre, in denen ein Land wie Deutschland sich mit starken Gesetzen hätte radikal modernisieren können. Die Folgen wird das Land auch wirtschaftlich zu spüren bekommen, denn in dieser Zeit sind auch zahlreiche Unternehmen aus dem neuen Energiesektor abgewandert oder werden weiterhin mit aller Macht kleingehalten, um den alten Fossilkonzernen den „Markt“ zu erhalten.

Logisch, dass einige Akteure es nicht mehr aushalten, so brav und zurückhaltend zu sein wie etwa „Fridays for Future“. Selbst die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) oder von Greenpeace ist ein mühsames Geschäft, das immer wieder Rückschläge erlebt, weil die Lobbyisten der Fossilkonzerne den direkten Zugang zu den entscheidenden Ministerien haben.

Und so haben Aktivisten von Extinction Rebellion Leipzig den Leipziger Politiker/-innen in der Nacht vom Sonntag zum Montag auf verschiedenen Wegen eine Wunschliste zukommen lassen, teilen sie mit. Sie wünschen sich von der Politik unter anderem eine konsequentere Klimapolitik und einen stärkeren Einsatz für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.

Hierzu plakatierten die Klimaaktivist/-innen verschiedene Parteibüros (wie hier eins der SPD und eins der Linkspartei im Bild), das LVZ-Gebäude und das Rathaus mit einem Brief an die Politiker/-innen, sowie einer Liste mit Wünschen von Menschen aus der Leipziger XR Ortsgruppe. Diese wurden zudem per E-Mail an über 100 Politiker/-innen verschickt, die für Leipzig im Stadtrat, Landtag und Bundestag sitzen.

Nachdem sich die XR-Aktivist/-innen am „BlackFriday“ mit einer Aktion gezielt gegen die direkten Mitverursacher der Klimakrise gerichtet hatten, wenden sie sich mit der neuen Aktion an diejenigen, die dafür verantwortlich sind, diese Verursacher in ihrem zerstörerischen Profitwahn einzuschränken. Extinction Rebellion Leipzig fordert, dass die Politik den ermutigenden Worten des Pariser Klimaabkommens von 2015 konsequentere Taten folgen lässt und sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene die Klimakrise effektiv bekämpft.

„Ich wünsche mir, dass sich die Politiker/-innen der Stadt Leipzig ernsthaft mit Maßnahmen zur Eindämmung der ökologischen Krise auseinandersetzen und mit ihren politischen Entscheidungen dem Ausruf des Klimanotstandes in Leipzig gerecht werden,“ schrieb eine Aktivistin auf die Wunschliste.

Die XR-Akteure berufen sich bei ihren Forderungen auf die Wissenschaft. Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5° ist nicht nur aus ihrer Sicht nur eine Schadensminimierung. Auch in der aktuellen schon um 1,2° aufgeheizten Welt sind bereits die Lebensgrundlagen sehr vieler Menschen existenziell bedroht. Bei einer Erwärmung um 3° würden Dürren und Hungersnöte Milliarden Menschen auf dieser Welt betreffen und bei einer Erwärmung um 5° wird ein sehr großer Teil der Erde unbewohnbar sein.

Die Mitglieder der Leipziger XR-Gruppe jedenfalls können nicht nachvollziehen, dass die Politik darauf nicht konsequenter eingeht. Aus diesem Grund wollen sie das Thema auch in der Öffentlichkeit sichtbar machen, damit es nicht länger ignoriert werden kann.

„Es geht uns nicht darum, den Mitarbeiter/-innen der Einrichtungen Ärger zu machen, die die Plakate entfernen müssen, aber wir werden von der Politik seit Jahren ignoriert und belächelt. Selbst als letztes Jahr Millionen Menschen für das Klima auf der Straße waren, wurde nur mit mangelhaften Scheinmaßnahmen reagiert“, lässt sich ein Aktivist von XR Leipzig zitieren. „Deswegen fragen wir die Politik: Was wollen Sie Ihren Nachkommen, sowie der gesamten nächsten Generation hinterlassen? Geld, Wirtschaftswachstum, Eigentum? Am meisten würden sich zukünftige Generationen über einen bewohnbaren Planeten freuen! Also handeln Sie und handeln Sie jetzt!“

Die Aktion ist Teil des „Extinction Rebellion Adventskalenders“, im Rahmen dessen den gesamten Dezember über Aktionen in verschiedenen deutschen Städten stattfanden.

Klimawünsche an einem SPD-Abgeordnetenbüro. Foto: Extinction Rebellion Leipzig
Klimawünsche an einem SPD-Abgeordnetenbüro. Foto: Extinction Rebellion Leipzig

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Der folgende Brief wurde an die Politiker/-innen verschickt:

Liebe/r Leser/-in,

Weihnachten wird oft als das Fest der Liebe, der Familie und der Besinnung bezeichnet. Deshalb möchten wir Sie heute an drei Dinge erinnern: die Liebe zu unserem Planeten, Ihre Verantwortung gegenüber der nächsten Generation, sowie die Besinnung auf das, was wirklich zählt: der Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

Dies ist eine Wunschliste von Klimaaktivist/-innen aus Leipzig an unsere Politik. Sie werden beim Lesen merken, dass eine Umsetzung dieser Wünsche auch für Sie interessant sein dürfte. Wir möchten Sie fragen:

Was wollen Sie Ihren Nachkommen, sowie der gesamten nächsten Generation hinterlassen?

Geld, Wirtschaftswachstum, Eigentum? Am meisten würden sich zukünftige Generationen über einen bewohnbaren Planeten freuen! Denn Geld kann man nicht essen und ohne eine intakte Umwelt gibt es auch keine intakte Wirtschaft. Ist es verrückter, von einer „utopischen“ Welt zu träumen, die auch in 100 Jahren noch bewohnbar ist, oder an einem „weiter so“ festzuhalten, das innerhalb der nächsten 100 Jahre zu einem Kollaps führen wird?

Kurzer Faktencheck:

Alle, die der weltweiten Wissenschaft Glauben schenken, wissen, dass eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5° C nur noch eine Schadensminimierung ist. Auch in unserer aktuellen 1,2° Welt sind bereits die Lebensgrundlagen vieler Menschen existenziell bedroht. Wir wissen weiterhin, dass spätestens bei 3° Dürren und Hungersnöte Milliarden Menschen auf dieser Welt betreffen werden und bei einer Erwärmung um 5° ein sehr großer Teil der Erde unbewohnbar sein wird. Deswegen wurde sich vor 5 Jahren in Paris darauf geeinigt, alles dafür zu tun, dass die Erwärmung 1,5° nicht übersteigt. Dass seit diesen ermutigenden Worten so wenig passiert ist, ist für uns unverständlich.

Deswegen wünschen wir uns, dass Sie – als gewählte/r Vertreter/-in der Menschen in Leipzig – die Klimakrise endlich als die existenzielle Katastrophe anerkennen, die sie ist. Wir wünschen uns, dass Sie den Erhalt unserer Lebensgrundlagen über die Profite einzelner Konzerne stellen. Ein schöner Vorsatz für das nächste Jahr wäre doch, endlich echte und gerechte Klimapolitik zum Wohl der Menschheit zu machen.

Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage,

Ihre Extinction Rebellion Ortsgruppe Leipzig

P.S. Falls Ihnen dieses Thema auch am Herzen liegt, und Sie an einem Austausch mit uns interessiert sind, erreichen Sie uns unter leipzig@extinctionrebellion.de.

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Wunschliste der Leipziger Klimaaktivist/-innen von Extinction Rebellion:

Ich möchte mit meinen ganzen Herz, dass die Regierung endlich einen Klimanotstand ausruft. (Huey, 78)

Ich wünsche mir, dass Onkel Burkhard die Klimakatastrophe endlich mal ernst nimmt, und ambitioniertere CO2-Ziele setzt für Leipzig. (Kareem, 45)

Ich wünsche mir, dass unsere Regierung mutig und entschlossen konsequente Maßnahmen ergreift um das Ziel von Paris zu erreichen, sodass noch viele Generationen nach uns auf diesem wundervollen Planet Leben können. (Ariana, 20)

Ich wünsche mir, dass ich auch in 10 Jahren noch Ruhe in der Natur finde und mein Leben mit gutem Gewissen in dieser Gesellschaft leben kann. Dafür brauchen wir Veränderung. Und zwar jetzt. (Lavonda, 67)

Ich wünsche mir eine fahrradfreundliche Stadt, in der auch Kinder sicher von A nach B kommen. Also: Mehr Fahrradwege! Weniger Autoverkehr! (Valaerie, 27)

Ich wünsche mir eine Politik, die den Erhalt unserer Lebensgrundlagen an erste Stelle setzt. (Jared, 17)

Ich wünsche mir, dass sich die Politiker/-innen der Stadt Leipzig ernsthaft mit Maßnahmen zur Eindämmung der ökologischen Krise auseinandersetzen und mit ihren politischen Entscheidungen dem Ausruf des Klimanotstands in Leipzig gerecht werden. (Alda, 23)

Ich wünsche mir, dass ich irgendwann ohne Angst an meine Zukunft und die meiner Kinder denken kann. Dafür braucht es JETZT das entschlossene Handeln der Politik angesichts dieser Katastrophe. (Thomas, 36)

Ich wünsche mir, dass die Kriminalisierung von Aktivist/-innen aufhört, die sich mit riesigem Engagement für unsere Zukunft einsetzen. (Lemuel, 53)

Ich wünsche mir, dass Großkonzerne die auf Kosten der Umwelt wirtschaften, endlich zur Rechenschaft gezogen werden. (Cori, 41)

Lieber Herr Jung, lieber Herr Rosenthal, ich wünsche mir, dass ich auf meinen täglichen Wegen mit dem Fahrrad weniger Feinstaub einatmen und weniger Angst vor Unfällen haben muss. Ein paar Ideen, wie man das erreichen kann: Tempo 30 innerorts, Ausbau von ÖPNV und Radinfrastruktur, 365€-Jahresticket, höhere Parkgebühren, mehr verkehrsberuhigte Zonen in Wohngebieten. Kurz: Verkehrsplanung nicht mehr nur von der Autoperspektive aus denken. (Jacinda, 46)

Ich wünsche mir, dass Konzerne endlich dafür haften in ihren Lieferketten die Menschenrechte zu wahren. (Maryjo, 83)

Ich wünsche mir, dass die Zerstörung von Lebensräumen auf diesem Planeten unter Strafe gestellt wird. (Yun, 39)

Ich wünsche mir, dass das Braunkohlekraftwerk Lippendorf abgeschaltet wird, mit sozialer Sicherheit der Angestellten. (Matze, 35)

Ich wünsche mir, dass die Menschen, die zur Zeit an Europas Außengrenzen erfrieren so schnell wie möglich in Sicherheit kommen. (Bernd, 54)

Am Freitag machte die Radtour #ParisGoesBrussels Zwischenstopp in Leipzig + Video

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Frohe Weihnacht mit der neuen „Leipziger Zeitung“ oder: Träume sind dazu da, sie mit Leben zu erfüllen

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