„Der Eiffelturm kommt nach Leipzig!“, freuten sich am Freitag, 27. November, die Parents for Future Leipzig. Und er kam tatsächlich – gut verpackt. Gegen 16 Uhr endete der erste Abschnitt der Radtour #ParisGoesBrussels am kleinen Wilhelm-Leuschner-Platz am Eingang der Petersstraße. Zwei Tage zuvor waren die radelnden Parents in Dresden aufgebrochen. Ihr Ziel ist Brüssel.
Die Teilnehmer/-innen der ersten beiden Etappen über Riesa übergaben den mitgeführten Eiffelturm ihren Nachfolger/-innen. Diese starteten per Fahrrad am Samstag, 28.November, 8 Uhr vor dem Haupteingang des Neuen Rathauses zum nächsten Etappenziel nach Jena.
Bei der Radtour #ParisGoesBrussels wird der selbst gebastelte Eiffelturm als Symbol für das Pariser Klimaschutzabkommen von Dresden durch ganz Deutschland mit dem Rad nach Brüssel gefahren. Mit dieser Aktion wollen Parents For Future Deutschland und Parents for Future Global darauf aufmerksam machen, dass die bisherigen Ziele und Anstrengungen auf europäischer, aber auch auf nationaler Ebene, wie z. B. in Deutschland, bei weitem nicht ausreichen, um das 1,5°C-Ziel einzuhalten.
Das festgelegte CO2-Budget muss auf europäischer und nationaler Ebene, aber auch von den Kommunen wie Leipzig, eingehalten werden. Andernfalls droht das Erreichen kritischer Kipppunkte, wodurch aus der Klimakrise eine Klimakatastrophe würde.
Ihre Tour starteten sie fünf Jahre nach der Pariser Klimakonferenz, die eigentlich wieder sehr klare Ziele gesetzt hatte, um die Erderwärmung unter 2 Grad zu begrenzen. Doch passiert ist so gut wie nichts. Und es sind nicht nur Regierungen, die zögern und zaudern und lieber Milliarden zur Rettung fossiler Unternehmen ausgeben. Die Botschaft ist auch in den Köpfen vieler Bürger/-innen noch nicht angekommen.
Aufgerufen zur Tour #ParisGoesBrussels hat die Ortsgruppe Leipzig, die mittlerweile von den Parents for Future in ganz Deutschland und den Parents for Future Global unterstützt wird. Die Tour führt vorbei an wichtigen Brennpunkten, wo die aktuelle Politik gegen den Sinn von Paris handelt, wie dem Wald bei Ottendorf-Okrilla #WaldStattKies, dem Dannenröder Wald #DanniBleibt und dem Hambacher Forst #HambiBleibt. Damit soll betont werden: Es müssen alte Verträge beendet und aufgekündigt werden, um neue Ziele und damit echten Klimaschutz erreichen zu können.
Im Grunde müsste auch der Bundestag den Klimanotstand beschließen und das mit Instrumenten versehen, die alte klimaschädliche Verträge unwirksam machen. Denn gerade die gewalttätigen Einsätze der Polizei im Dannenröder Forst zeigen die ganze Schizophrenie der gegenwärtigen Politik: Man weiß darum, dass man eigentlich nicht noch mehr Autobahnen für noch mehr motorisierten Verkehr bauen darf.
Die Beschlüsse dazu wurden aber schon vor Jahren gefasst. Also rollt die mit Verträgen abgesicherte Maschine einfach weiter und macht die Polizei regelrecht zum Handlanger der Wald- und Klimazerstörung.
Da zeigt sich die ganze Ohnmacht der Vernunft im Angesicht einer Gesetzgebung, die Besitz und Verträge für höher wichtet als den Schutz unserer Lebensgrundlagen.
Wie viel Emotionen (mit leichter Verzweiflung in der Stimme) das bei denen auslöst, die sich nun seit Jahren für die Rettung unserer Zukunft einsetzen, war am Freitagabend durchaus zu hören. Denn den engagierten Bürger/-innen bleibt immer wieder nur, mit medial für Aufmerksamkeit sorgenden Aktionen die Politik auf ihre Weltfremdheit aufmerksam zu machen. Denn noch immer gelten die Regeln des klimazerstörenden Fossil- und Autozeitalters und machen fast alle Anstrengungen zunichte, selbst das so reiche Deutschland zu einem wirklich klimaneutralen Land zu machen.
Vom Irrsinn des Black-Friday-Konsums ganz zu schweigen, von dem im Corona-Jahr nicht einmal mehr die Innenstadtgeschäfte profitieren, sondern der umweltschädliche Mega-Konzern Amazon.
Nach insgesamt 14 Etappen und rund 1.000 km wollen die Radler/-innen den Eiffelturm am 10. Dezember in Brüssel an die EU-Staats – und Regierungschef/-innen übergeben. Bei deren Treffen am 10. und 11. Dezember stehen die Klimaziele der EU bis 2030 zur Entscheidung. Parents for Future fordern mit ihrer Aktion: „Setzt endlich die völkerrechtlich verbindlichen Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens um, macht Paris endlich wahr! #MakeParisReal.“
Das Interview mit Matthias und Jörg von Parents for Future zur Radtour und den Eiffelturm
Video: L-IZ.de
„Oft wird das Radfahren in dieser kalten Jahreszeit eine Zumutung werden“, sagt Matthias Rudolph, der für die Parents for Future Leipzig in Dresden gestartet und am Freitag über Riesa in Leipzig eingetroffen ist. „Aber wir muten uns das zu, weil wir zeigen wollen: Es ist eine Zumutung, dass die Politik das Pariser Klimaschutzabkommen immer noch nicht einhält.“
Jörg Schwulst von den Leipziger Parents For Future, die die Radtour ins Leben gerufen haben, hat den Eiffelturm gebaut und ist begeistert von der großen Unterstützung vieler Mitstreiter/-innen: „Jahrzehntelang haben wir auf ein internationales Klimaabkommen gewartet. Paris wurde 2015 zur Chiffre für eine Zukunft, in der die Klimakatastrophe nicht mit voller Wucht zuschlägt. Wir müssen Paris endlich umsetzen!“.
Am Samstagmorgen brach das Radler/-innen-Team mit dem Eiffelturm in Richtung Jena auf, von wo es am heutigen Sonntag weitergeht nach Erfurt und am Montag nach Eisenach.
Impressionen vom 27. November 2020 in Leipzig
Video: L-IZ.de
Leipziger Parents starten heute mit Fahrrad und Eiffelturm zum EU-Summit in Brüssel
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Leipziger Zeitung Nr. 85: Leben unter Corona-Bedingungen und die sehr philosophische Frage der Freiheit
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