Es wird ja jede Menge rebelliert in diesen Tagen. Die einen rebellieren gegen Corona-Maßnahmen, die nächsten gegen Atomkraftwerke, andere gegen eine neue Abwrackprämie oder gegen die fossile Klimapolitik. Alles Zeichen dafür, dass sich gerade grundlegend einige Dinge ändern. In der Nacht zum Freitag rebellierte auch eine Leipziger Gruppe von Animal Rebellion. In diesem Fall gegen das Geschäftsmodell von Fastfood-Ketten und damit auch gegen das viel zu billige Fleisch.

Denn ohne das in riesigen Stallanlagen mit Mastfutter schnell zur Schlachtung gebrachte Vieh und die Billiglöhnerei in den Schlachtbetrieben funktioniert das System nicht. Das haben ja all die Geschichten über die menschenunwürdig untergebrachten Lohnarbeiter aus Osteuropa und ihre Ansteckung mit Corona deutlich gemacht. Auf so einer Basis baut man keine nachhaltige Ernährung für ein ganzes Land auf.

Wer am Freitagmorgen durch die Stadt lief, sah also mit Absperrband abgeteilte Freisitze und Fastfood-Filialen.

Die Aufklärung, dass das keine Corona-Schutzmaßnahme war, kam dann in den Morgenstunden per E-Mail.

Zu Wort meldete sich die Gruppe Animal Rebellion Leipzig, die in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai vier Fastfood-Läden im Leipziger Stadtgebiet „eigenmächtig geschlossen“ hat, „um auf die Schäden, die diese für Mensch, Tier, Klima und Umwelt bedeuten, aufmerksam zu machen.“

Abgesperrte McDonald's-Filiale am Brühl. Foto: Animal Rebellion Leipzig
Abgesperrte McDonald’s-Filiale am Brühl. Foto: Animal Rebellion Leipzig

Die Botschaft:

Die Aktivist/-innen haben mit Absperrband und Schildern jeweils zwei Filialen von McDonalds und Burger King symbolisch geschlossen. Ziel des stillen Protests war es, die Passant/-innen dazu anzuregen, über den Tellerrand zu schauen und ihr Konsumverhalten zu hinterfragen.

Die beiden Fastfood-Ketten haben allein in Deutschland jährlichen einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro. Dieses Geld erwirtschaften sie durch den Verkauf toter Tiere und befeuern damit die Zerstörung des Regenwalds, unserer ,grünen Lunge‘. Außerdem werden durch die massive Abholzung indigene Völker aus ihrem Lebensraum vertrieben.

Tierische Produkte sind immer mit dem Tod eines Tieres verbunden. Es ist dabei egal, ob es sich um Fleisch, Milch oder Eier handelt, der einzige Unterschied ist nur, wann das Tier im Schlachthof stirbt.

Aufgrund der niedrigen Preise von Burgern und ähnlichem in den Fastfood-Läden, sind die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen oft katastrophal und unhygienisch. Keines der Tiere wird eines natürliches Todes sterben, sondern es wird sterben, wenn es den Zweck und Nutzen des Menschen erfüllt hat. Abgesehen davon, dass Tiere genau wie wir leben wollen, befeuert unser Fleischhunger auch den ökologischen Kollaps. Keine andere Industrie ist für das Klima so schädlich wie die Tierhaltung und die damit einhergehende Ressourcenverschwendung.

Durch die Rodung von natürlichen Grünflächen zum Anbau von Futtermitteln, der Produkt- und Tiertransporte, sowie der Ausstoß von Methan z. B. durch Rinder, werden mehr Treibhausgasemissionen emittiert als durch den gesamten Verkehrssektor. Damit trägt der Konsum von tierischen Produkten immens zur globalen Erwärmung bei. Durch die hauptsächlich in Einwegplastikverpackungen eingepackten Produkte, entstehen außerdem Tonnen an Verpackungsmüll, die kaum recycelt werden können.

Aufgrund der aufgeführten Fakten, fordern die Aktivist/-innen von Animal Rebellion Leipzig eine agrar-ökologische Wende zu einer bio-veganen Landwirtschaft und die Beendigung der Massentierhaltung.“

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Abgesperte McDonald's-Filiale in der Petersstraße. Foto: Animal Rebellion Leipzig
Abgesperrte McDonald’s-Filiale in der Petersstraße. Foto: Animal Rebellion Leipzig

Plattform aus Bauern und Naturschutzverbänden hat ganz konkrete Forderungen an die Agrarpolitik

Ein Thema, das auch eine Verbände-Plattform zur EU-Agrarpolitik schon zu Monatsbeginn aufgriff, als die Diskussion um die künftige EU-Agrarpolitik Fahrt aufnahm. Denn auch wenn sich an den Förderbedingungen der EU nichts ändert, werden weiter tier- und umweltschädigende Produktionsbedingungen die Landwirtschaft bestimmen.

Die breite Plattform von Verbänden aus Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft, Tierschutz und Entwicklungspolitik forderte am 7. Mai die Landwirtschaftsministerinnen und -minister von Bund und Ländern zu einem grundlegenden Umsteuern auf. Die Coronakrise könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass große Teile der Branche vor tiefgreifenden Veränderungen stünden.

Die Bundesländer müssten daher jetzt die Weichen dafür stellen, die Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik in Deutschland massiv zu ändern, damit die landwirtschaftlichen Betriebe den notwendigen Beitrag zur Lösung der großen Herausforderungen in den Bereichen Klimaschutz und Klimawandel, Umwelt-, Arten- und Tierschutz leisten könnten.

Bisher lege Deutschland bei der EU-Agrarpolitik den absoluten Schwerpunkt ausgerechnet auf pauschale Flächenzahlungen pro Hektar, ohne zu berücksichtigen, ob die Betriebe auf der Fläche oder im Stall notwendige und gesellschaftlich gewollte Leistungen für Umwelt und Tierwohl erbringen. Dieses System müsse konsequent umgedreht werden, fordern die Plattform-Verbände.

Die Erzeugung von wertvollen Lebensmitteln müsse sich für die Betriebe am stärksten rechnen, wenn sie dabei auch gezielt Maßnahmen etwa zur Förderung von Artenvielfalt, Gewässerschutz und Kohlenstoffbindung im Boden (Humus) ergreifen. Einkommen und Gemeinwohlleistungen sollten sich nicht länger ausschließen, sondern gegenseitig stärken, so die Verbände in einer Mitteilung.

Auf ihrer Frühjahrskonferenz am 8. Mai berieten die Agrarministerinnen und -minister von Bund und Ländern darüber, wie die EU-Agrarpolitik ab dem Jahr 2023 in Deutschland umgesetzt werden soll. Auch wenn die Finanzplanung und die genauen Vorgaben der EU für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) noch nicht ausverhandelt sind, treibt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die Vorbereitung zur Umsetzung der erwarteten neuen GAP-Regeln weiter voran.

Aus Sicht der Verbände machten die zur Agrarministerkonferenz vorgelegten Dokumente deutlich, dass die Ministerinnen und Minister von Bund und Ländern offenbar den fachlichen Bedarf zum Umsteuern nicht wahrhaben wollten. Stattdessen hielten die Ministeriumsspitzen an der bisherigen Verteilung der Gelder auf die Bundesländer und Betriebe fest. Das sei aber kein fachliches Kriterium, sondern allenfalls Besitzstandswahrung, werfen ihnen die Verbände vor.

Konkret forderten die Verbände:

– Mit den neuen „Öko“-Regelungen (Eco-Schemes) in der 1. Säule (Direktzahlungen) müssen den landwirtschaftlichen Betrieben positiv einkommenswirksame Anreize für möglichst vielfältige sowie anspruchsvolle ökologische Mehrleistungen gegeben werden. Dafür sollten zu Beginn der Förderperiode mindestens 30 Prozent der Fördermittel der 1. Säule bereitgestellt werden, mit steigenden Anteilen in den weiteren Jahren.

– In den Programmen zur Förderung der Ländlichen Entwicklung (2. Säule) sind spezifischere Maßnahmen anzubieten, insbesondere für die Förderung des Ökolandbaus, Vertragsnaturschutz und Tierschutzleistungen. Auch hier fordern die Verbände eine höhere Mittelausstattung und dafür höhere Umschichtungen von Direktzahlungen in diese Maßnahmen der 2. Säule als bisher.

– Die ambitionierten Grundanforderungen (erweiterten Konditionalität) müssen ein flächendeckendes Mindestniveau oberhalb der gesetzlichen Vorgaben sichern (inklusive Dauergrünlanderhalt, Mindestfruchtfolge und Mindestanteil an ökologischen Vorrangflächen).

– Insgesamt sollten 70 Prozent der GAP-Mittel für freiwillige Maßnahmen der Landwirtschaft in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Tierschutz vorgesehen werden. Alle Elemente der sogenannten neuen „grünen Architektur“ müssen dafür effektiv und effizient genutzt werden.

Unabhängig von der Umsetzung der EU-Agrarpolitik in Deutschland fordern die Verbände die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, sich auf EU-Ebene für einen neuen Anlauf in den Verhandlungen um die zukünftige GAP einzusetzen. Denn die bisherigen Beratungen im Agrarministerrat und im Europäischen Parlament liefen auf eine GAP hinaus, die den Vorgaben des Europäischen Green Deal von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nicht gerecht werden könnten.

So scheitere die GAP sowohl am Ziel der Klimaneutralität bis 2050 als auch am Ziel, den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen und wieder umzudrehen sowie den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und von Antibiotika erheblich zu reduzieren. Auch mit den internationalen Verpflichtungen wie den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen seien die bisherigen GAP-Pläne unvereinbar, warnen die Verbände. Die langfristigen Krisen müssten gelöst und nicht verlängert und damit noch vergrößert werden.

Die Verbände-Plattform besteht aus Verbänden aus Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft, Entwicklungspolitik, Verbraucherschutz und Tierschutz. Sie wird vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) koordiniert.

Nitrat: Auch in Sachsen und in Leipzig glänzen die Verantwortlichen mit erstaunlicher Tatenlosigkeit

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