Es ist ein kleiner, aber wesentlicher Unterschied zwischen Information und Kommunikation. Verwaltungen neigen dazu, das Erste immer mit dem Zweiten zu verwechseln. Und dann jede Kritik aus der Bürgerschaft oder dem ehrenamtlichen Engagement als Störung aufzufassen. Deswegen kritisiert auch der Ökolöwe die seltsame Stellungnahme, die das Umweltdezernat auf den Antrag der Grünen zu einem Kommunikationskonzept für den Auenwald gegeben hat.
Denn bei all den vom Umweltdezernat in seiner Stellungnahme aufgezählten „Informations“-Veranstaltungen ist das Ergebnis auch aus Sicht des Ökolöwen geradezu peinlich schlecht: „Ob Baumfällungen, Eisvogelmonitoring oder die Bärlauchsaison: Der Auwald ist Leipzigs grünes Zentrum und trotzdem wissen viele Leipzigerinnen und Leipziger nicht, was dort vor sich geht.“
Ein Kommunikationskonzept könnte hier große Dienste leisten, doch die Stadtverwaltung stellt sich quer, kritisiert der Ökolöwe. Friederike Lägel, umweltpolitische Sprecherin des Ökolöwen, hält das für falsch: „Die Stadt hat die Pflicht, ihre Bürgerinnen und Bürger umfangreich und serviceorientiert zu informieren. Der Auwald als Leipzigs Aushängeschild muss der Stadt mehr wert sein als ein paar Veranstaltungen, Sprechstunden und Faltblätter. In einer modernen Stadt wie Leipzig braucht es eine moderne Kommunikation.“
Kommunikation aber heißt eben nicht, dass eine allwissende Verwaltung den Bürgern immer nur sagt, was aus ihrer Sicht Fakt ist und als richtig zu betrachten ist.
Gerade die ambitionierten und hochprofessionellen Mitstreiter der Umweltverbände empfinden das immer wieder als Zumutung und Überwältigung. Ihre Einsprüche bei wichtigen Infrastrukturprojekten werden negiert oder einfach aus der – nur scheinbar besseren – fachlichen Perspektive der Verwaltungen für unwesentlich erklärt.
Nicht nur – wie der NuKLA e.V. kritisiert – beim Umgang mit Auenwald und Elsterbrücken. Es betrifft auch Projekte wie den Harthkanal, den Flughafenausbau, das WTNK oder – wie der ADFC gerade fundiert kritisierte – den Ausbau des Leipziger Radwegenetzes.
Es ist nicht immer dasselbe Dezernat betroffen. Aber gerade im Umweltdezernat ist der Versuch, Bürgerbeteiligung und Kommunikation zu dominieren, unübersehbar. Erst im Sommer 2019 kam es zum großen Krach, weil die Umweltverbände sich am Runden Tisch zum Wassertouristischen Nutzungskonzept (WTNK) wie Bittsteller gefühlt haben, denen man ein bisschen Mitsprache beim Schutz der Auenlandschaft nur gnädig zugestehen wollte. Als Feigenblatt, um dann doch mit den alten „wassertouristischen“ Vorstellungen weitermachen zu können.
Der Ökolöwe fordert die Stadt Leipzig deshalb auf, ihre Kommunikation zum Leipziger Auwald neu zu gestalten.
„Es braucht eine bürgerfreundliche Ansprache, Medienpartnerschaften, Koordinierung der verschiedenen Akteure und Transparenz“, sagt Lägel. Veranstaltungen wie der „Tag des Auwaldes“ oder die Forstsprechstunde reichen nicht aus, findet Lägel: „Im digitalen Zeitalter ist Kommunikation mehr als das. Eine neue, benutzerfreundliche Website muss aufgebaut werden. Hier können Tools wie Videos, virtuelle Rundgänge durch den Auwald und ein Bereich für häufig gestellte Fragen (FAQ) integriert werden. Kommunikation heißt auch Entwicklung eines Auwald-Newsletters, Social Media Arbeit, Flyer, Plakate und Außenwerbung. Nur so können wir Leipzigerinnen und Leipziger auch wirklich informiert und beteiligt werden, wenn es um unseren Wald geht.“
Und – das muss man hinzufügen – Transparenz auch für all die Beteiligungsformate, an denen auch die Umweltverbände teilnehmen.
Der Umweltverein Ökolöwe begrüßt deswegen den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen zur Erstellung eines Kommunikationskonzeptes für den Auwald.
Umweltdezernat ist sich sicher, dass die Kommunikation zum Auenwald schon bestens funktioniert
Umweltdezernat ist sich sicher, dass die Kommunikation zum Auenwald schon bestens funktioniert
Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 24. Januar 2020): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen. Doch eben das ist unser Ziel.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen (zur Abonnentenseite).
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Aufrechterhaltung und den Ausbau unserer Arbeit zu unterstützen.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 350 Abonnenten.
Keine Kommentare bisher
Natürlich, Ökolöwe und GRÜNE, darum geht es: um die Form(ate), da heißt es, sich zu engagieren! Hier muss nachgebessert werden, dringend!
Vor allem dann, wenn alle (!) Beteiligten nicht an einer Reflektion über die zu kommunizierenden Inhalte interessiert sind. Scheingefechte. Brot und Spiele als Dank an die WählerInnen, die das Weiter-so gerade noch mal möglich gemacht haben.