Es ist noch nicht lange her, da meldete der NABU Leipzig Anfang Juni eine Rettungsaktion mit Feuerwehr und Polizeieinsatz, um vier besetzte Vogel-Brutlöcher in Leipzig Grünau wieder zu öffnen. Die Jungtiere waren einfach eingemauert worden, einige verstarben. Nun folgte eine weitere Rettungsaktion durch die Wildvogelhilfe des NABU, dieses Mal in der Plagwitzer Walter-Heinze-Straße. Hier hatte ein Hausmeister am 8. Juni zum Pfingstwochenende einen Holzkeil in ein Brutloch gestopft.
Vorerst nur auf Facebook teilte die Wildvogelhilfe gestern mit: „Aufmerksame Nachbarn haben uns informiert, dass ein Brutplatz von Haussperlingen in der Walter-Heinze Straße verschlossen wurde und die Vogeleltern verzweifelt versuchen ins Nest zu kommen.“ Die Vogelretter finden es „Unglaublich – wieder in der Brutzeit. Wieder zum Wochenende wo Verantwortliche der Hausverwaltung nicht erreichbar sind.“
Dieses Mal hatte die Mieterin der entsprechenden Dachgeschosswohnung Zugang gewährt, sodass der Holzpflock unter der Gaube entfernt werden konnte. „Mithilfe einer Endoskopkamera schauten wir nach Leben in der Höhle, was heute eigentlich überflüssig war, weil man die Bettelrufe der Küken von außen deutlich hörte. Wir haben die Einflugsperre aus Holz entfernt. Danach konnten wir beobachten, dass die Altvögel ins Nest wieder einfliegen.“
Erneut hat der NABU Leipzig daraufhin eine Strafanzeige „wegen illegaler Zerstörung von gesetzlich geschützten Lebensstätten (§44 Bundesnaturschutzgesetz)“ erstattet und bittet die LeipzigerInnen weiterhin aufmerksam durch ihre Stadt zu gehen und solche Aktivitäten umgehend zu melden (Kontakte am Schluss).
Infolge der Befreiungsaktion in Leipzig-Grünau und der medialen Wahrnehmung hatte es teils drastische Reaktionen von L-IZ.de-Lesern gegeben. Von Unverständnis bis Wut auf diejenigen, die nicht nur Gesetze brechen, sondern auch das Sterben von Nachwuchs innerstädtisch lebender Vogelarten in Kauf nehmen, reichten die Äußerungen.
Zudem verwies dabei der NABU Leipzig erneut auf seine Petition „Bauen und Natur erhalten“. Hierin wird der Leipziger Oberbürgermeister dazu aufgefordert, „Natur- und Artenschutz grundsätzlich bei allen Bauarbeiten und Planungen von Anfang an“ zu berücksichtigen. Dies soll unter anderem durch eine frühere Einbeziehung auch von Naturschutzverbänden bei Bauvorhaben in Leipzig gelingen.
Dazu könnte die Stadt solche Regeln verbindlich in Bauplanungen und bei eigenen Bauprojekten festschreiben. Also im Gegensatz zur derzeitigen Praxis eine grundsätzliche Beratung und Untersuchung vor allen Bauarbeiten.
Video vom versperrten Brutplatz am 8. Juni 2019 in der Walter-Heinze-Straße. Video: NABU Leipzig, Wildvogelhilfe
Wildvogelhilfe Leipzig
Telefon: 0341 – 927 62 027
www.wildvogelhilfe-leipzig.de
Weitere Informationen unter www.nabu-leipzig.de/aktuelles/archiv/fassadentod
Es gibt 3 Kommentare
Nun, ich wäre ja dafür, die entsprechenden Hausverwalter/Vermieter mit zu veröffentlichen.
Ersteinmal nicht als Anklage, sondern als Möglichkeit der Stellungnahme.
So ein Hausmeister macht nur das, was ihm gesagt wird (ansonsten müsste er wohl kündigen).
Vermutlich wurde die Fassade neu gestrichen, also hat wohl die Malerfirma bzw. der beaufsichtigende Bauträger des Vermieters, die Spatzen entdeckt und thematisiert.
Und der Mordplan an den Spatzen durch den Verwalter/Besitzer des Gebäudes lässt darauf schließen, dass er auch Menschen nur unter einem finanziellen Kosten/Nutzen-Risiko für sich selbst sieht.
Nun und falls ich mich da täusche.. für den Umgang mit Vogelnestern im Bestand braucht es Wissen und Bildung.
So ein (meist) monogames Spatzenpaar benötigt für seinen Nachwuchs Wärme und Trockenheit.
Und vor allem Sauberkeit.
Also ist schon von sich aus darauf bedacht, keine Schäden am Bestand anzurichten.
Die Fortpflanzungszeit der Spatzen beginnt im März und endet im Spätsommer.
In dieser Zeit sind je nach Wetter drei Bruten möglich.
Jeweils 2 Wochen Brutzeit (also Eier legen, wärmen) und 2 Wochen Füttern der geschlüpften Kinder.
Und da könnte man schon mal abwarten, bis die Jungen ausgeflogen sind.
(Und vielleicht ortsnah einen Nistkasten anbringen.)
Die Spatzeneltern sind auch sehr darauf bedacht, dass ihr Nest nicht entdeckt wird. Also halten sie auch das direkte Umfeld von ihren ‚Spuren‘ rein. Die sehr lauten Jungen sind auch nur zu hören, wenn ein Elternteil mit Futter kommt bzw. wenn sie es in der Nähe wissen.
Oder eben, wenn sie ermordet werden..
Zur Bildung z.B. hier lang:
Tilman Langner (Umweltbildung – Umweltberatung) (angehangenes Bild mit ‚Exkremente-Entsorgung‘ auch von dort)
„Piepshow: Wir beobachten eine Spatzenfamilie
Die Idee
Wir wollen eine Spatzenfamilie bei ihrem Leben beobachten – dem Nestbau, dem Brüten, der Aufzucht der Jungen. Dazu haben wir zwei Nistkästen mit Infrarotkameras ausgestattet – einer hängt an der Scheune, der andere am Haus. Wir nehmen alle paar Tage Videoclips auf und veröffentlichen diese auf Youtube. So können Sie am Werden und Wachsen unserer Spatzenfamilie(n) teilhaben.“
https://www.umweltschulen.de/piepshow/
Die Amseln fand ich da auch interessant:
Hadie Jones, 06.09.2009, In meinem Garten – das Amselnest
https://www.youtube.com/watch?v=zm_ZEuQ6nuE
Also, ich denke, mindestens die ersten paar Tage seines Lebens auf dieser Erde kann man auch so einem Spatz mal beim Überleben helfen, damit er nicht ausstirbt.
Und um mehr geht’s ja in dem Falle erstmal (noch) gar nicht..
PS: Und ein herzliches Dankeschön dem NABU Leipzig.
Ich frage mich, was Menschen (?), die so etwas wehrlosen Tieren antun, von denen sie/jemand sich gestört fühlt/en, wohl mit Menschen machen, die sie stören…
Ich verstehs nicht. Was stört diese Menschen denn an ein paar Vögeln? Gegen den Dreck kann man ein Brett unterhalb der Nester anbringen und das Gepiepse ist doch wohl ein Konzert im Gegensatz zum üblichen Stadtlärm.
Man sollte per Gesetz an jedem Haus Nisthilfen anbringen lassen, wir zerstören immerhin den Lebensraum der Tiere, dann können wir diesen ja wohl auch mit ihnen teilen. Menschen…