Das im Oktober 2018 vom BUND Leipzig gestartete Projekt, „Recycling2go“ führt in Leipzig erfolgreich das Pfandbecher-System von RECUP für den Coffee to go ein. Geplant war, dass das Projekt von der Stadt Leipzig gefördert wird. Nun droht es an einer Entscheidung des Umweltdezernats zu scheitern: Am 2. Mai verkündete die Stadtverwaltung, das Projekt lediglich mit 5.000 Euro unterstützen zu wollen.
Das ist ein Sechstel der beantragten Summe und bedeutet faktisch ein vorzeitiges Ende des Projekts, das Recycling2go-Projektleiter Sebastian Gerstenhöfer auch während der viermonatigen Prüfung des Fördermittelantrags, zeitweise ehrenamtlich, weitergeführt hat.
In einem gleich nach der Stellungnahme des Umweltdezernats neu gefassten Antrag klärten nun Bündnis 90/Die Grünen die Leipziger Stadtverwaltung darüber auf, dass sich die tatsächlichen Kosten für ein solches Projekt auf rund 30.000 Euro belaufen. Denn scheinbar ist man bei der Stadt der Meinung, Klimaschutz gebe es zum Discountpreis und Vereine wie der BUND hätten die Ressourcen, ehrenamtlich jemanden abzustellen, der sich hauptberuflich um solche Projekte kümmert.
Die niedrige Fördersumme überrascht auch bei BUND gerade vor dem Hintergrund, dass das Projekt überhaupt erst aufgrund eines Beschlusses des Stadtrats ins Leben gerufen wurde. 2017 wollte der Stadtrat „Einwegbechern Einhalt gebieten“. Der BUND Leipzig hat daraufhin das Projekt Recycling2go gestartet, um diesen Beschluss umzusetzen. Ende 2018 – nach nur drei Monaten – hatte der BUND Leipzig bereits über 10 Betriebe von der Teilnahme am Pfandbechersystem überzeugt.
Inzwischen sind es mehr als 20 Betriebe. Ein Erfolg, der auch von der Verwaltung öffentlich gefeiert wurde – und der die Verwaltung dazu veranlasste, dem Umweltverband positives Feedback zu geben, als er im Januar 2019 Unterstützung für die Fortführung des Projekts beantragte.
Projektleiter Sebastian Gerstenhöfer, der jede Woche 20 Stunden für das Projekt arbeitet, ist überrascht von der Stellungnahme der Leipziger Stadtverwaltung. Die Erfolge, die Recycling2go verzeichnen konnte, kämen nicht von alleine und seien mit viel Arbeit verbunden, die auch bezahlt werden müsse.
„Wir bemühen uns um Kooperationspartner/-innen, führen Verhandlungen und organisieren die Einführung des Pfandbecher-Systems, damit für die Beteiligten möglichst alles reibungslos läuft. Da viele Unternehmen dazu einen Teil ihrer Logistik umstellen müssen, steht der BUND auch beratend zur Seite“, erklärt Gerstenhöfer. Die Einführung des Pfandbecher-Systems sei auch längst noch nicht abgeschlossen. „Damit ein Pfandbecher-System dauerhaft erfolgreich ist, sind mindestens 30 Betriebe nötig, die sich daran beteiligen. Außerdem würde die Akzeptanz durch einen Becher im vielfach gewünschten Leipziger Stadtdesign steigen.“
Martin Hilbrecht, Vorsitzender des BUND Leipzig, gibt sich kämpferisch: „Städte wie Augsburg und Nürnberg haben erfolgreich Pfandbecher-Kampagnen durchgeführt. Dabei wurden sie aktiv von der jeweiligen Verwaltung unterstützt. Leipzig dagegen ist etwas träger, wenn es darum geht, nachhaltige Lösungen zu unterstützen – und auch etwas knauseriger. Die ursprünglich auf 30.000 EUR angesetzte Fördersumme für das Projekt derart zu reduzieren ist unverantwortlich – und kommt einer vorzeitigen und eigenmächtigen Beendigung des Projekts durch das Umweltdezernat gleich.“
Jedoch findet Hilbrecht auch lobende Worte. „Wir begrüßen die Tatsache, dass im Verwaltungsstandpunkt unsere Idee einer Einwegsteuer aufgegriffen wurde.“ Insgesamt stellt er fest, dass der Anspruch Leipzigs als europäische Energie- und Klimaschutz-Kommune in einem offensichtlichen Missverhältnis zu den Förderungsmitteln steht, die für nachhaltige Projekte zur Verfügung gestellt werden.
Jetzt sei es an den Stadträt/-innen, ihren ursprünglichen Beschluss aus dem Jahr 2017 noch einmal zu bekräftigen. „Wir appellieren deshalb an die Stadträt/-innen, sich in der Stadtratssitzung am 15. Mai für ein funktionierendes Pfandbecher-System auszusprechen und für den entsprechenden Antrag von Bündnis90/Die Grünen, ‚Recycling2go im Jahr 2019 umsetzen‘ zu stimmen“, sagt Hilbrecht.
Für dieses Jahr sind für Recycling2go zusätzlich runde Tische mit Gastronom/-innen geplant. Der nächste findet am 16. Mai im „Glas und Bohne“ statt. Außerdem ist eine Crowdfunding-Kampagne mit Wahl eines Stadtdesigns durch die Leipziger Bürger/-innen sowie die Einrichtung einer Beratungsstelle zur Müllvermeidung für Gastronom/-innen vorgesehen. Behält die Verwaltung ihren Willen bei, endet das Projekt vorzeitig am 31. Mai 2019.
Leipzigs Umweltdezernat setzt lieber auf das Verbot von Einweggeschirr vielleicht im Jahr 2021
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