Zur Ratsversammlung am 18. April hatte die SPD-Fraktion ein ganzes Fragenpaket vorgelegt zu den Haushaltsbeschlüssen 2019/2020. Darin steckte ja auch die geplante Investition in das Heinrich-Budde-Haus in Gohlis: „Nutzung des Budde-Hauses verbessern“. „Wie ist der aktuelle Stand der Umsetzung des Haushaltsantrages?“ Der Finanzbürgermeister vertröstete freilich erst einmal. Der Bürgerverein zieht trotzdem schon mal (wieder) ein.

Dass Finanzbürgermeister Torsten Bonew vertröstet, hat mit der doch ziemlich quälenden Genehmigungspraxis in Sachsen zu tun. Da kann sich der Stadtrat alle Mühe geben, einen Doppelhaushalt bis zum Februar 2019 zu beschließen – der Freistaat hat sich das Prüf- und Genehmigungsrecht vorbehalten. Und er prüft in der Regel mehrere Monate, sodass im Grunde das erste halbe Jahr des Doppelhaushalts schon einmal gar nichts geht.

Torsten Bonew in seiner kurzen Auskunft zur Anfrage: „Eine Beantwortung dieser Anfrage mit einem detaillierten Umsetzungsstand zu einzelnen Haushaltsanträgen für 2019/2020 ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend. Aktuell liegt der Haushaltsplan 2019/2020 der Stadt Leipzig zur Genehmigung bei der Landesdirektion Sachsen. Erst nach der Genehmigung kann ein Großteil der angefragten Haushaltsanträge in die Umsetzung gebracht werden, da freiwillige Leistungen während der vorläufigen Haushaltsführung nicht getätigt werden dürfen. Es wird daher vorgeschlagen, dass der Umsetzungsstand zu den einzelnen Haushaltsanträgen im Rahmen des Finanzberichtes zum 30.09.2019 als separate Anlage ausgewiesen wird.“

Also warten wieder alle, Aufträge können nicht ausgeschrieben werden und die Stadt rattert – wie üblich –  in die Spätsommerphase, wo in der Regel alle Baufirmen volle Auftragsbücher haben und nur noch Phantasiepreise aufgerufen werden können. Was für die Millionen-Investition am Heinrich-Budde-Haus eigentlich bedeutet: Aus den für 2019 geplanten Investitionen wird wohl nichts. Das wird frühestens 2020 beginnen.

Dabei ist die alte Fabrikantenvilla an der Lützowstraße der kulturelle Mittelpunkt in Gohlis-Mitte. Dass die erste Betreiberära so heftig endete hatte ja auch damit zu tun, dass man mit einem soziokulturellen Zentrum – erst recht, wenn es keinen großen Veranstaltungssaal hat wie „Anker“ und „naTo“ – keine großen Einnahmen generieren kann. Trotzdem war das Haus immer beliebt, lockte mit Ausstellungen und Mitmachangeboten.

Nach sechs Jahren kehrte nun am Freitag, 26. April, der Bürgerverein Gohlis offiziell ins Budde-Haus an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück. In dieser Zeit hatte er Zuflucht in einem Ladengeschäft in der Lindenthaler Straße gefunden.

Seit dem 1. Januar 2017 hat das Budde-Haus freilich mit dem FAIRbund wieder einen kompetenten Betreiber. Der Betrieb im Haus hat sich stabilisiert. Und auch für den umtriebigen Bürgerverein war wieder Platz.

Gemeinsam mit seinen Mitgliedern und den geladenen Kooperationspartnern aus dem Stadtteil und darüber hinaus hat der Verein am Freitag auf das neue Büro angestoßen. Bei einem kleinen Rundgang präsentierte der FAIRbund e.V., der als Trägerverein des Budde-Hauses fungiert, den staunenden Gästen eine Vielzahl an historischen Details, die es im Gebäude zu entdecken gibt. Dabei wurde allen Beteiligten klar, dass noch viel Potenzial in dem Haus als zukünftiges Stadtteilzentrum steckt.

„Der Bürgerverein gründete sich 1993 eben aus dem Grunde, den Verkauf des Budde-Hauses zu verhindern“, erinnert der Bürgervereinsvorsitzende Tino Bucksch an die Anfänge und den mittlerweile erstaunlich langen Kampf um den Erhalt des Hauses für die Kulturarbeit im Ortsteil. „Nach einer gemeinsamen, wechselvollen Zeit musste der Bürgerverein 2013 den Standort verlassen. Von unserer Rückkehr erhoffen wir uns für die Arbeit des Bürgervereins neue Impulse und eine viel breitere Öffentlichkeit zu erreichen.“

Tatenlos war der Verein ja im Interim nicht geblieben. Einige Projekte – etwa zur Verkehrsberuhigung in Gohlis oder zur Ortsteilgeschichte – wurden erfolgreich umgesetzt.

Ab dem 8. Mai wird der Bürgerverein neue Öffnungszeiten im Budde-Haus haben. So wird das Büro jeweils jeden Mittwoch von 16:30 bis 18:30 Uhr und jeden Freitag von 10:00 bis 12:00 Uhr den interessierten Gohliserinnen und Gohlisern offenstehen. Auch die bisherige inhaltliche Arbeit im Rahmen der AG Mobilität und Verkehr, der AG Stadtteilgeschichte oder in der Initiative Weltoffenes Gohlis werde in den neuen Räumen des Budde-Haues fortgesetzt, betont Bucksch.

Kulturdezernat will bauliche Einordnung des Heinrich-Budde-Hauses für 2019/2020 prüfen

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