2016 gründete sich in Leipzig die Bürgerinitiative „Gute Nachbarschaft mit Russland“. Damals war der Konflikt um die Krim und die Ostukraine auf seinem Höhepunkt, zwischen den Regierungen Europas wehte ein eisiger Wind. Dabei wissen ja eigentlich gerade die Deutschen am besten, dass man mit Waffen keine Krisen entschärft, nur durch Kontakte. Städtepartnerschaften zum Beispiel. Und Leipzig fehlt irgendwie eine Städtepartnerschaft in Russland.
Jetzt appelliert die Bürgerinitiative „Gute Nachbarschaft mit Russland“ mit einem Schreiben direkt an die Fraktionen im Leipziger Stadtrat: „Auch Leipzig braucht eine russische Partnerstadt!“
Im Sommer 2018 hatte der Stadtrat ja schon einmal über das Thema diskutiert. Michael Weickert (CDU) verwies darauf, dass so eine Städtepartnerschaft in der Regel nicht von einer Stadtverwaltung initiiert wird, sondern aus dem Engagement von Bürgern erwachsen müsse. So war es ja auch bei den jüngeren Städtepartnerschaften mit Travnik und Herzlyia. Nur wenn ein Verein oder eine Initiative dahinterstehen, kann der Austausch zwischen zwei Städten auch mit Leben erfüllt werden und passiert auch ein bisschen mehr als nur der übliche Verwaltungsaustausch.
Die Bürgerinitiative appelliert an die Stadträte, Bedenken und Widerstände gegen russische eine Städtepartnerschaft aufzugeben.
Und sie verweist auf andere Städte, die eine solche Partnerschaft schon haben: „In der Bundesrepublik Deutschland pflegen über 100 größere und kleinere Städte Partnerschaften mit entsprechenden russischen Städten. Ausgerechnet Leipzig macht dabei eine Ausnahme. Es ist zwar dem Zerfall der SU geschuldet, dass mit der Stadt Kiew eine lebendige Partnerschaft verloren ging, aber seitdem sind fast 30 Jahre vergangen, die hätten genutzt werden können, um den Verlust auszugleichen.“
Die Partnerschaft mit der Messestadt Kiew ging nicht wirklich verloren. Nur ist Kiew heute Hauptstadt der Ukraine und liegt tatsächlich nicht in Russland. Die Städtepartnerschaft wird weiterhin gepflegt.
„Große und bedeutende russische Städte haben ihr Interesse signalisiert. Mit dem Argument, dass Leipzig gute und vielfältige Beziehungen mit Moskau unterhalte, wurden bisher u. a. die Bemühungen unserer Bürgerinitiative ‚Gute Nachbarschaft mit Russland‘, zu einer russischen Partnerstadt zu kommen, von einer Mehrheit des Stadtrates abgeblockt, bzw. wiederum auf ‚die lange Bank‘ verschoben. Somit wäre auch in den nächsten Jahren keine Partnerschaft zu erwarten!“, erklärt Johannes Schroth, Mitglied der Bürgerinitiative.
Selbst vorgeschlagen hatte die Bürgerinitiative die Stadt Saratow an der Wolga (840.000 Einwohner). OBM Burkhard Jung hatte Kasan ins Spiel gebracht.
Aber da der Trägerverein für so eine Partnerschaft noch fehlte, ging der Stadtrat dann im August ohne Ergebnis auseinander.
„In einem Appell an die Fraktionen des Stadtrates und an einzelne Verantwortliche versuchen wir das Thema aktuell zu halten, auch weil wir wissen, dass eine Mehrheit der Leipzigerinnen und Leipziger eine solche Partnerschaft gut und wichtig findet und dafür ist“, sagt Johannes Schroth.
Wenn dem so ist, müssten sich die interessierten Leipziger sammeln und die Partnerschaft mit einer konkreten russischen Stadt schon einmal anbahnen. Sind die ersten Fäden geknüpft, lässt sich auch der Stadtrat schneller überzeugen, die Sache offiziell zu machen. Und auch danach heißt es weiter: Die eigentliche Arbeit müssen die Ehrenamtlichen machen. Und das braucht belastbare Vereinsstrukturen.
Der Stadtrat tagt: Weiter keine Partnerstadt in Russland
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