Seit heute, 18 Uhr, bestreikt die aktuelle Druckereischicht mit etwa 30 Personen die LVZ-Druckerei in Stahmeln. Die L-IZ.de ist vor Ort und berichtet in ersten Sequenzen.
02:00 Uhr: Ein Fazit konnten die Streikenden nach ihrer Schicht vor dem Tor statt drinnen an der Druckmaschine heute mit nach Hause nehmen: sie haben dem Produktionsbetrieb bereits beim ersten Warnstreik ordentlich in die Speichen gegriffen. Eigentlich sind die Auflagen dieser Nacht zwischen 1 und 2 Uhr fertiggestellt. Dann folgen die Werbe-Beilagen, welche die heute noch nicht mitstreikenden Mitarbeiter in den “Sachsen Sonntag” einbringen.
Was es demnach für die Auslieferung der Zeitungen dieses Mal bedeutet, wenn der Druck der Hauptauflage kurz vor 1 Uhr noch gar nicht begonnen werden konnte, kann man sich im Moment nur ausmalen – zur Stunde läuft die Sache ja noch.
Wenn es im weiteren Verlauf der aktuell noch laufenden Produktion auf den 2. Dezember 2018 also noch (normale) Vorfälle in den weiteren Abläufen gab, könnte sich der Druckvorgang auf etwa 5-6 Uhr gedehnt haben. Dann wiederum haben die Mitarbeiter der Nachverarbeitung (Beilagen) und so mancher in der Logistik bereits Feierabend oder längst einen anderen Auftrag. Wenn es also richtig schlimm läuft, könnte in manchen Liefergebieten die kostenlose Werbezeitung also zum „Sachsen Montag” werden.
Gleichzeitig ist in dieser Nacht klargeworden, dass man wohl doch nicht so einfach ein Not-Team aus einer anderen Stadt rufen kann, um mal eben eine Zeitungsdruckerei in Schwung zu halten. Wo sonst zwei Druckstrecken laufen, fuhr heute über Stunden nur eine und diese auf Halbmast.
Reden, und das bald, wäre wohl auch für die Geschäftszahlen von Madsack besser als weitere Kraftproben. Ob und wie viel Umsatz bereits in diesem Warnstreik durch unzufriedene Werbe-Kunden bei einer Gesamtauflage von etwa 330.000 Exemplaren verloren ging, wird Madsacks Geheimnis bleiben. Ob eine Ausdehnung des Streiks sinnvoll für das Unternehmen ist, welches seinen Angestellten bereits mitgeteilt hat, dass der Laden Ende 2019 (spätestens) schließt, liegt nun bei der Geschäftsleitung.
Im Hintergrund jedenfalls gab es bereits in der heutigen Nacht erste klare Signale, sich am Dienstag oder Mittwochvormittag wieder zu Gesprächen an der Druckereistraße 1 zu treffen. Dann bekommen die Drucker vielleicht im ersten Schritt zumindest ein anständiges Angebot vorgelegt?
0:40 Uhr: Nachdem einige Fahrzeuge am Verlassen des Geländes gehindert wurden und wieder umdrehen mussten, ist die Polizei (nochmals) eingetroffen. Nach anfänglichen Debatte ist der Warnstreik nach Klärung zwischen den Parteien für heute beendet. Am Dienstag, spätestens Mittwochvormittag, soll es zu weiteren Gesprächen und Verhandlungen kommen.
Dann wird es um einen ordentlichen Übergang, eine Transfergesellschaft und sicher auch Abfindungen und weiteres gehen. Eine Hoffnung auf eine Zukunft in der LVZ-Druckerei machte sich in dieser Nacht jedenfalls keiner der Streikenden. Bislang hat Madsack auch nur etwa die Hälfte der Leistungen angeboten, welche bei vergleichbaren Vorgängen in der Vergangenheit auch bei diesem Unternehmen möglich waren.
Die Drucker blockieren die ersten vollen Lieferfahrzeuge am Werkstor der LVZ-Druckerei. Danach beginnt ein langsamer Einigungsprozess in der Nacht auf den 2.12.. Video: L-IZ.de
23:30 Uhr: Es sieht nicht gut aus für die Druckaufträge dieser Nacht. Vier Drucker, welche eilig offenbar aus Halle herbeigeholt wurden, sollen den Job von eigentlich neun Kollegen machen, die ihre Maschinen kennen. Die stehen draußen vor dem Tor und erwarten noch immer Fahrzeuge, die – wann auch immer – erste Zeitungen vom Gelände fahren wollen.
Während der Fummelei an den Druckstrecken drin haben sich einige Fahrer auf ein Würstchen bei den Streikenden draußen eingefunden. Die vorbeifahrende Polizei hat kurz am hinteren Tor gehalten. Und den Streikenden viel Erfolg gewünscht. Da keine Straftaten geschehen und der Streik friedlich verläuft, sind sie rasch wieder verschwunden.
Derzeit sieht alles danach aus, als ob der Warnstreik eine ziemliche Wirkung entfaltet.
22:00 Uhr: Der Warnstreik zeigt erste Wirkung. Nach Berichten aus der Produktionshalle ist die Produktion, welche normalerweise 19 Uhr startet, auch gegen 22 Uhr noch nicht angelaufen. Es dürfte also am morgigen Sonntag mindestens zu einer deutlich verspäteten Auslieferung des “Sachsen Sonntag” kommen. Einige der Streikenden bezweifeln, ob die Produktion überhaupt möglich ist. Im Zweifel wollen die Streikenden die beiden Ausfahrten der Druckerei blockieren.
21:30 Uhr: Während vor dem Haupteingang an der Druckereistraße 1 die Anwesenheitsliste unter den Streikenden herumgeht, ist klar, dass man sich wohl vor die beiden Tore der Druckereiausfahrten setzen muss. Dass die vier befristet eingestellten Drucker die insgesamt 330.000 Exemplare starke Ausgabe des SachsenSonntag überhaupt gedruckt bekommen, scheint dabei noch nicht einmal sicher.
Noch steht die Produktion drinnen und die streikenden Drucker draußen. Da der Warnstreik derzeit bis 22 Uhr angemeldet ist, wird man wohl einen weiteren ab 22 Uhr anmelden. In jedem Fall wird es wohl noch zu einer Konfrontation kommen, sollte die LVZ-Druckerei die Auslieferung der kostenlosen Anzeigenblätter versuchen.
20:15 Uhr: Nach einer Betriebsratversammlung am gestrigen Abend ist den Mitarbeitern klar, dass der Madsack-Verlag nur auf eine Schließung des Standorts hinarbeitet.
Das bedeutet für die 61 Druckereiangestellten und die rund 200 weiteren externen Beschäftigten, dass voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres Schluss für sie ist. Gespräche zur Gründung einer sogenannten Transfer- oder Übergangsgesellschaft sind bislang gescheitert.
Zur Stunde scheint die Druckerei mit Fachkräften aus Halle den Druck des SachsenSonntag retten zu wollen, die hier zusammen mit LVDG-Geschäftsführer Björn Steigert ankommen (Video)
LVDG-Geschäftsführer Björn Steigert fährt am Gelände vor und winkt die vier „Kollegen” aus Halle aufs Gelände. Video: L-IZ.de
Obwohl die Streikenden die Druckleitung informiert haben, dass sie die Fahrzeuge am Verlassen des Geländes hindern wollen, werden die Transporter mit Zeitungen beladen. Gegen 21 Uhr teilte Björn Steigert, LVDG-Geschäftsführer, den Streikenden mit, „dass er die vier Kollegen aus Halle befristet angestellt habe“. Wohl nur für diese eine Schicht.
Betriebsratsvorsitzender Jörg Tischler gegenüber L-IZ: „Man will es also drauf ankommen lassen.“
Was nach dem ersten Warnstreik geschah: Zum Nachbericht vom 3. Dezember 2018
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