Die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft, die Fördergesellschaft des Stadtgeschichtlichen Museums, hilft dort, wo dem Museum die Gelder fehlen. In den letzten Jahren hat sie dabei geholfen, einige echte Kleinode zu restaurieren – das berühmte Bach-Porträt gehört dazu, das eindrucksvolle Stadtmodell und nun das Cranach-Gemälde von Johannes Bugenhagen. Der gehört ganz zentral zur Lutherschen Reformation und sein Bild hängt im Reformationszimmer.
Am Mittwoch, 14. November, wurde im Alten Rathaus das Porträt „Johannes Bugenhagen“ des Reformationsmalers Lucas Cranach des Jüngeren nach erfolgreicher Restaurierung präsentiert. Die Restaurierung ist notwendig geworden, da das Gemälde Fehlstellen aufwies sowie eine stark glänzende Firnisschicht und optisch störende Retuschen.
Nun hängt das Bild seit vergangener Woche wieder in der Reformationsausstellung „Luther im Disput“ des Stadtgeschichtlichen Museums. Bugenhagen zählte neben Martin Luther und Philipp Melanchthon zu den bedeutendsten Reformatoren Mitteldeutschlands, wie Ulrike Dura, stellvertretende Direktorin des Museums, erklärte.
Die Kosten der Restaurierung hat die Fördergesellschaft des Museums, die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft, übernommen. Wie Lotter-Vorsitzender Eric Buchmann mitteilte: „Es war uns ein besonderes Anliegen, zumal wir die Überarbeitung der Ausstellung vor zwei Jahren ebenfalls schon mitfinanziert haben.“
Die insgesamt 5.200 Euro wurden nicht nur aus Vereinsmitteln getragen, sondern auch mit Hilfe von Spenden. Die großzügigste Spende von 1.500 Euro überwies die Sparkasse Leipzig. „Einmal mehr hat uns die Sparkasse mit einer tollen Spende geholfen. Wir sind froh und dankbar, einen so großzügigen Freund an unserer Seite zu wissen, der uns schon seit vielen Jahren unterstützt.“
Dass Bugenhaben neben Martin Luther im Reformationszimmer zu sehen ist, hat mit seiner zentralen Rolle bei der Verbreitung der Reformation zu tun. 1521 stieß er zwar – durch Luthers Schriften aufmerksam geworden – relativ spät zu den Reformatoren in Wittenberg, wurde aber bald zu einer zentralen Gestalt. Und dann – auf Luthers Empfehlung – auch Stadtpfarrer in Wittenberg, wo er Martin Luther und Katharina von Bora traute.
Sein Ruf verbreitete sich so stark, dass bald viele große Städte um ihn warben – Hamburg, Braunschweig, Lübeck zählten zu seinen wichtigsten Wirkungsstätten. Überall schuf er neue Kirchenordnungen, oft erinnern Denkmäler vor Ort an den 1485 in Wollin in Pommern Geborenen. Zeitweilig war er Superintendent im Sächsischen Kreis. Später wirkte er auch noch in Pommern und Dänemark, war also so etwas Ähnliches wie ein Apostel des Protestantismus und wurde entsprechend auch verehrt.
Und dazu gehörten auch seine Bildnisse aus der Werkstadt Lucas Cranachs, die genauso wie die Porträts Luthers und Melanchthons weite Verbreitung fanden in bürgerlichen Haushalten, wo man mit diesen Porträts auch ein Zeichen setzte, wie stark man sich zur Reformation und den Gedanken der Reformatoren bekannte.
Das jetzt restaurierte Bugenhagen-Bild stammt aus dem Jahr 1579, wurde also in der Werkstatt Lucas Cranachs des Jüngeren weit nach dem Tod des „Doktor Pommeranus“ angefertigt, der 1558 starb. Aber die Cranach-Werkstatt ist ja bekannt dafür, dass sie die Porträts der berühmten Reformatoren nach Originalvorlagen oft hundertfach reproduzierte.
Das Bild zeigt Johannes Bugenhagen als Pfarrer der Wittenberger Stadtkirche ungefähr um das Jahr 1543, aus dem mehrere ähnliche Porträts datiert sind. Die weitverbreiteten Ölporträts erzählten über die dargestellten Personen die Reformationsgeschichte und sorgten dafür, dass die Reformationsbewegung die erste auch politische Bewegung in Deutschland wurde, die mit starken Bildern überall im Land präsent war.
Der „Bugenhagen“ steht in einer Reihe von Förderprojekten, die die Lotter-Gesellschaft in den letzten Jahren im Alten Rathaus umgesetzt hat. Dazu gehören das historische Stadtmodell im Festsaal und die Neugestaltung der Luther-Ausstellung sowie das Bachkabinett mit dem Original-Porträt von Johann Sebastian Bach und nun dem „Bugenhagen“.
„Allein für diese Projekte konnten wir in den letzten fünf Jahren dem Stadtgeschichtlichen Museum eine Summe von knapp 80.000 Euro zur Verfügung stellen. Das macht uns stolz und lässt uns ebenso zuversichtlich in die Zukunft blicken“, kann Eric Buchmann feststellen. Als nächstes Projekt möchte die Lotter-Gesellschaft die Restaurierung des historischen Ratsschranks in der Ratsstube des Rathauses aus dem Jahr 1592 finanzieren. Die Kosten belaufen sich auf knapp 30.000 Euro.
Keine Kommentare bisher