Man kommt sich vor wie in einer Zeitmaschine, wenn die Stadt Leipzig ab und zu mal erzählt, was aus Stadtratsanträgen geworden ist. Gleich rauscht man wieder drei ganze Jahre zurück ins Jahr 2015. Damals brachte die Grünen-Fraktion das Energiespar-Projekt „Halbe-Halbe“ für Leipzig ins Gespräch. Es dauerte zwei Jahre, bevor es wirklich richtig startete. Das Ergebnis hat die Verwaltung am Donnerstag, 4. Oktober, vorgestellt.
So klang das: „Das erste Jahr des Energiesparprojektes ‚Halbe-Halbe‘ an sechs Leipziger Schulen endet mit einer positiven Bilanz. Durch verändertes Nutzerverhalten haben die Beteiligten 23.807 kWh Strom sowie 831 m³ Wasser eingespart. Beides entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer kleinen Schule. Dafür erhalten sie eine Prämie in Höhe der Hälfte der eingesparten Energiekosten zur freien Verfügung. Zehn Prozent der erzielten Einsparungen kommen den Hausmeistern zugute. Der Rest des eingesparten Geldes entlastet den städtischen Haushalt.“
Am Donnerstag wurden die Spar-Meister dann auch öffentlich ausgezeichnet.
Und „Halbe-Halbe“ geht weiter: Als Schwerpunkt für das nächste Projektjahr ist der Wärmeverbrauch identifiziert worden, was unter anderem bedeutet, die Heizungssteuerung zu optimieren und das Lüftungsverhalten zu verbessern. Denn die meiste Energie wird nicht mit Beleuchtung verbraucht, sondern mit Heizen.
„Halbe-Halbe“ startete im Herbst 2017 und wird von der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Beteiligt waren bislang die Grundschulen August-Bebel-Schule, Hans-Kroch-Schule und die Schule Holzhausen sowie die Gymnasien Anton-Philipp-Reclam-Schule, die Immanuel-Kant-Schule und die Susanna-Eger-Schule, ein Berufliches Schulzentrum.
Im nächsten Projektjahr wollen acht weitere Schulen mitmachen: das Gymnasium Engelsdorf, die 39. Grundschule, das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium, die Karl-Liebknecht-Schule, die Förderschule Thonberg, das Berufliche Schulzentrum I, die Schule in der Karl-Heine-Straße und die Wilhelm-Hauff-Schule.
Und da die Verwaltung generös vergaß mitzuteilen, dass die Grünen den Start in Leipzig ursprünglich auch selbst organisierten und die ersten Pilotschulen zum Mitmachen animierten, gaben sie am Donnerstag noch ihren eigenen Kommentar zu Protokoll.
Das, was „schwierig“ war, hat auch Dorothee Dubrau nicht erläutert.
Denn einige Umstände in mehreren Schulen machten das Projekt schwierig in der Umsetzung: Kaputte Fenster und Heizungspumpen und fehlende Thermostate stellten die Schulen vor große Probleme. Denn wenn als Ursache für permanente Energieverschwendung Mängel am Gebäude der Grund sind, die sich nur durch Investitionen und Sanierung abstellen lassen, kann ein bewusstes Nutzerverhalten nur wenig ausrichten.
„Die möglichen 30 bis 40 Prozent Energieeinsparungen durch ein geändertes Nutzerverhalten können nur zum Tragen kommen, wenn die Leipziger Schulen baulich und technisch auf einem akzeptablen Stand sind“, merkt Norman Volger, umweltpolitischer Sprecher und Fraktionsvorsitzender der Grünen, an. „Die Stadtverwaltung sollte alles denkbar Mögliche tun, um die Kinder auf ihrem Energiesparweg zu unterstützen – dazu gehört definitiv auch die fortgesetzte bauliche Sanierung der Schulen oder einzelner Fenster.“
Dafür ist eigentlich der Einsparanteil gedacht, den die Stadt bekommt.
Solange Schulen ihre Fenster zum Lüften nicht öffnen oder nicht mehr richtig schließen können, haben Schüler und Schülerinnen keine Chance, an dieser Stelle etwas für gute Luftqualität zu tun. Wenn sich die Heizung nicht abdrehen lässt oder ganz ausfällt, können Kinder an dieser Stelle keine echten Einsparungen erreichen – selbst wenn es ihnen viel zu warm oder zu kalt ist.
„Es gibt immer noch so missliche bauliche Zustände in manchen unserer Schulgebäude – und diese werden durch das Projekt nebenbei sichtbar und wurden von den Schulen genannt“, so Volger. „Wir freuen uns, dass die Schulen dennoch weiterhin engagiert sind. Alle wollen ihre Kooperation mit der Stadt Leipzig fortsetzen. Die Schulen bekommen für ihre tatsächlich erreichten Einsparungen jetzt Geld zur freien Verfügung ausgezahlt (Halbe-Halbe-Prinzip) und neue Energie und Motivation in Form von Bio-Schokolade.
Wir finden, Leipzig hat das Halbe-Halbe-Projekt bisher gutgetan, es sind einige Anstöße gemacht und jetzt wünschen wir allen im Schuljahr 2018/19 beteiligten Schulen viel Spaß und super Ergebnisse ihres Engagements für den Klimaschutz.“
Wie funktioniert das Ganze?
An den Schulen werden Energieteams gebildet, die auf Rundgängen durch Heizungskeller, Klassenräume, Fachkabinette, Lehrerzimmer, Dachboden und Sporthalle die Gebäudetechnik, die Nutzungszeiten und andere Daten aufnehmen. Weitere Bestandteile sind Energiespar-Unterricht und die Festlegung konkreter Maßnahmen. So sammelte das Energieteam des Reclam-Gymnasiums umsetzbare Ideen, z. B. Verzicht auf Warmwasser beim Händewaschen. Die Schüler erarbeiteten Vorträge, die sie dann in anderen Klassen hielten, eine Gruppe drehte ein Video.
Betreut wird „Halbe-Halbe von zwei externen Dienstleistern: dem in Berlin ansässige Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) sowie der aus Hamburg stammenden Firma fifty/fifty-concept. Das UfU übernimmt hierbei die pädagogische Betreuung der Schulen, während fifty/fifty-concept für die Auswertung des Energieverbrauchs zuständig ist.
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