Mehr als 50 landesweite Netzwerke, Vereine, Initiativen und Clubkollektive aus Sachsen sind die Erstunterzeichner des Aufrufs der Kampagne „Gusche auf – gegen Rechts!“. Die Kampagne startete am Freitag, 28. September. Denn dass die Rechtsradikalen im Land seit 2015 die politische Diskussion vor sich hertreiben, hat ja mit einer schlichten Tatsache zu tun: Die Friedliebenden unter uns lassen sich von diesem Lärm schon wieder einschüchtern. Dabei müssten sie laut und hörbar gegenhalten. Sonst überlassen sie den rechten Schreihälsen den Raum.
Die Erstunterzeichner/-innen des Aufrufs zur Kampagne kommen aus ganz Sachsen, sind überparteilich und lehnen gemeinsam die Partei Alternative für Deutschland (AfD) ab. Sie sagen: „Die AfD ist für uns keine tolerierbare Alternative, denn zur Menschenwürde gibt es keine Alternative!“
Nach Ansicht der Unterzeichner/-innen gefährdet die AfD massiv das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Die Hetze der Partei gegen Muslime und Geflüchtete sei unerträglich. Viele Mitglieder und Funktionsträger/-innen der AfD würden sich klar rassistisch und sozialdarwinistisch positionieren. Berührungsängste zu rechtsextremen Kräften vermisse man. Gerade die jüngeren Ereignisse in Chemnitz haben gezeigt, dass zwischen die AfD und Rechtsextreme kein Blatt Papier passe.
„Immer wieder werden Engagierte aus Sachsen von Rechten diffamiert und bedroht. Nur, weil sie sich für Menschenrechte, Demokratie und ein gutes Zusammenleben einsetzen. Insbesondere die AfD und ihr Umfeld heben sich bei den Attacken gegen Engagierte immer wieder hervor. Wir vom Netzwerk TolSax sagen: Jetzt reicht’s! Wir brauchen ein breites, solidarisches Bündnis gegen Rechts!“ sagt Michael Nattke, einer der ehrenamtlichen Sprecher des Netzwerkes Tolerantes Sachsen. Das Netzwerk hat den Aufruf zur Kampagne unterzeichnet.
Der Verein Rosa Linde e.V. aus Leipzig fördert die Akzeptanz der eigenen und anderen Identitäten und die Entwicklung individueller Lebensgestaltung. Dabei wird eine eindeutig queer-politische und feministische Haltung vertreten. Tammo Wende sagt: „Wir machen die ‚Gusche auf gegen Rechts‘, weil wir nicht wieder verboten werden wollen. Die Forderungen von Rechts, unsere Arbeit abzuschaffen, werden immer lauter, obwohl der gesellschaftliche Bedarf nach Information und Beratung merklich größer wird. Wir werten das als Infragestellen unserer Existenzberechtigung – als Verein und als Person.“
Auch der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Mark Arenhövel gehört zu den Erstunterzeichnern und sagt: „Ich begrüße und unterstütze die Kampagne, weil ich die sogenannte AfD für eine Bedrohung der Demokratie in Deutschland halte. Seit ihrer Gründung hat sie sich kontinuierlich und dramatisch radikalisiert, was schon jetzt zu einer Verrohung der politischen Kommunikation, zu bedrohlichen Konsensverschiebungen und einem Niedergang der politischen Kultur geführt hat. Gegen eine Partei, deren einzige politische Themen Ausgrenzung, Ressentiment und Geschichtsrevisionismus sind, müssen sich alle Freundinnen und Freunde einer offenen Gesellschaft engagieren!“
Die Schauspielerin Annedore Bauer ist eine der Erstunterzeichnerinnen der Kampagne und fragt: „Die AfD in Sachsens Regierung – wie wollen wir das je unsern Kindern erklären?“
„Ich unterstütze als Erstunterzeichner die Kampagne ‚Gusche auf gegen Rechts‘ trotz dessen, dass ich selbst mit den Begriffen Rechts, Links und Mitte im politischen Kontext nichts anfangen kann”, sagt der Sozialarbeiter Tobias „Pudding“ Burdukat aus Grimma. „Es ist momentan unheimlich wichtig, dass alle Menschen, die eine gleichberechtigte Welt mit demokratischen Grundsätzen und einer Humanistischen Ethik favorisieren, ihre ‚Gusche‘ aufmachen und sich dem Hass, der Ausgrenzung und der Diskriminierung entgegenstellen. Immer und überall und so oft es ihnen möglich ist. Damit unsere Gesellschaft nicht plötzlich 100 Jahre in der Zeitgeschichte zurückversetzt wird.“
Professor Dr. Michael Kobel, der ehrenamtlich in einem Willkommensbündnis die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter begleitet, unterstützt die Kampagne als einer der Erstunterzeichner und sagt: „Es erschreckt mich, dass man angesichts der AfD heute wieder an Selbstverständliches erinnern muss: Angstmache ist keine Politik, Rassismus ist keine Meinung und Ausgrenzung erzeugt kein Miteinander. Höchste Zeit, dass sich alle hörbar empören, denen Respekt und Menschenwürde nicht gleichgültig sind!“
Die Kampagne „Gusche auf – gegen Rechts!“ wird von engagierten Demokrat/-innen in Sachsen als überparteiliche Plattform genutzt, um gegen die AfD und ihre Politik deutlich Position zu beziehen. Dazu wird es ab sofort und bis zum Sommer 2019 zahlreiche Filme, Vorträge, Plakataktionen und andere kreative Formen im öffentlichen Raum geben, um über die Ziele und die Gefahren der Partei aufzuklären.
Von Bürger/-innen und insbesondere politischen Entscheidungsträger/-innen in Sachsen fordern die Erstunterzeichner*innen eine klare Positionierung zur Demokratie und für Menschenrechte. „Es ist die Aufgabe all jener, denen die Unantastbarkeit der Menschenwürde und die Unverletzlichkeit der Menschenrechte wichtig sind, gegen die AfD und ihre Politik deutlich Position zu beziehen“, heißt es im Aufruf.
2019 sind in Sachsen Kommunal- und Landtagswahlen. Twitter: @AufGegen
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 59 ist da: Zwischen Überalterung und verschärftem Polizeigesetz: Der Ostdeutsche, das völlig unbegreifliche Wesen
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