Seit dem 7. Juli werden die Leipziger jetzt zwar mit fünf Info-Tafeln im Waldgebiet Nonne irgendwie über den Stadtwald und den Waldumbau informiert. Aber die Tafeln werfen viel mehr Fragen zu einem wirklich naturnahen Auenwald auf als sie beantworten. Entsprechend kritisch fällt der Offene Brief aus, den der Vorsitzende des NuKLA e.V., Wolfgang Stoiber, an Andreas Sickert, den Leiter der Abteilung Stadtforsten im Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer, schrieb. Hier ist er.

„Sehr geehrter Herr Sickert,

wie kommen Sie auf die Idee, dass „nichts tun“ keine Lösung sei?

Zum einen: Man kann nicht ‚nichts tun‘; auch nichts zu tun ist eine Tat im Sinne von (bewusst) auf etwas zu verzichten. In diesem Falle aus Gründen des Schutzes der Natur / des Waldes / der kostbaren Starkbäume auf forstwirtschaftliche Maßnahmen im Leipziger Auwald zu verzichten. Das wäre sogar eine äußerst vorbildliche Tat, die andernorts durchaus getan wird.

Und: NuKLA will durchaus, dass etwas getan wird für den Leipziger Auwald, tatsächlich und aktiv, um den Auwald als Auenökosystem davor zu retten, dass er vor lauter Wassermangel und fehlender hydrologischer Dynamik endgültig und unwiederbringlich zum ‚Stadtwald mit forstwirtschaftlicher Nutzung‘ verkommt. Ob oder ob nicht mit der Kettensäge und ohne Wasser Auenökologie möglich sei, darüber wollte NuKLA immer wieder mit Ihnen sprechen.

Sie haben uns ignoriert und gar jegliche Kompetenz abgesprochen. Da letzteres seit der Gründung des „NuKLA – Sächsisches Aueninstitut für Mitteldeutschland“ nicht mehr so einfach möglich ist, versuchen Sie, mit dem Abwerten unserer ehrenamtlichen Arbeit und unseres bürgerschaftlichen Engagements und dem gebetsmühlenartigen Wiederholen Ihres immer gleichen Mantras, dass Forstwirtschaft den Fortbestand des Leipziger Auwaldes sichert, die Öffentlichkeit zu beruhigen und für dumm zu verkaufen. Ob das weiterhin gelingt wie bisher, wird sich zeigen.

Seit 2014 arbeitet NuKLA daran, Partner für die Idee der Renaturierung der Weißen Elster zwischen Zeitz / Gera und Halle / Merseburg mit dem Leipziger Auwald als Zentrum zu finden. Und wir finden Interessierte – nur nicht in Leipzig. Eine Renaturierung und der verbindliche Schutz der Leipziger Fließgewässer und damit die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinien und der Verschlechterungsverbote für die ausgewiesenen Schutzgebiete sind unsere Ziele: Der Auwald braucht Wasser und keine forstwirtschaftlichen Maßnahmen!

Wir haben Sie und die Stadtverwaltung Leipzig immer wieder und auch persönlich zum fachlichen Austausch eingeladen, letztens zu unserem im September stattfindenden 2. Internationalen Auenökologiesymposium. Leider sind alle diese Bemühungen, miteinander über den Leipziger Auwald und seine Zukunft zu sprechen, immer spätestens dann beendet, wenn NuKLA mit seiner fachlichen Position sich den städtischen Argumenten nicht beugen will.

Dabei ist es für jeden leicht verständlich: Ein Auenökosystem, das es in Resten hier in Leipzig noch gibt, kann ein Auenökosystem sein, wenn es Wasser bekommt. Und nur dann.

Wir danken Ihnen, dass Sie uns immer wieder Gelegenheit geben, uns inhaltlich mit Ihren Auslassungen auseinanderzusetzen. Lieber jedoch wäre es uns nach wie vor, alle würden sich gemeinsam an einen Tisch setzen und auf Augenhöhe (damit meinen wir eine andere Augenhöhe als Teile der Verwaltung, eine echte) miteinander um das Beste ringen, was wir für den Schutz und Erhalt des Leipziger Auwaldes tun können.

Vielleicht gelingt es uns irgendwann.

Damit Sie nicht wieder in der Öffentlichkeit wider besseren Wissens den Mangel an alternativen Idee beklagen müssen, erlauben wir uns, Ihnen im Link erneut unsere AULA-Idee zur länderübergreifenden Renaturierung der Weißen Elster zukommen zu lassen, die für Leipzig ein deutschlandweit bemerkenswertes Modellprojekt für Naturschutz, integrierten Hochwasserschutz und Aufwertung der Lebensqualität mitten in einer großen aufstrebenden Stadt sein könnte und ganz nebenbei noch eine substantielle Investition in die Zukunft in Zeiten des Klimawandels.

Mit freundlichen Grüßen
NuKLA e. V.
Stoiber
Vorsitzender“

Leipzigs Stadtförster erklärt den Auwaldbesuchern die Waldbewirtschaftung in edelstem Beamtendeutsch

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