Beim Freundeskreis des Leipziger Schillerhauses ist man logischerweise richtig sauer. Denn die rabiate Zerstörung und Beschmierung des Schillerdenkmals in der beliebten Lenné-Anlage am 7. Juli 2017 empfindet man dort auch ganz persönlich als Angriff auf Schillers Idee eines „brüderlichen Miteinander“. Das beliebte Denkmal ist seitdem eingehaust. Die Stadt sucht noch Spender, um das Denkmal in seiner Schönheit wieder herzustellen.
„Der Anschlag galt nicht nur diesem Denkmal, der über einhundert Jahre alten Jugendstil-Skulptur im Schillerpark. Die Täter wollten in der Nacht zum 6. Juli 2017 alle Leipziger treffen, die ihre Stadt als einen Ort der Freude, des brüderlichen Miteinanders und friedlichen Gedankenaustauschs begreifen möchten, wo man der Schönheit und der Freiheit huldigen oder einfach nur im Park spazieren gehen kann“, erklärte im Januar Hansjörg Rothe vom Freundeskreis des Leipziger Schillerhauses. „Der Anschlag galt also uns allen.“
Der Freundeskreis hat deshalb einige Mahnwachen am verhüllten Denkmal organisiert.
Auch liegt die Vermutung natürlich nahe, dass die Täter eine ziemlich verunglückte Schulbildung erhalten haben und mit Schiller und seinen Ideen nichts anfangen können. Einem Dichter, den die Französische Republik zum Ehrenbürger ernannt hatte, „No Cops“ auf den Marmor zu schmieren, klingt nicht nur irre. Es ist irre. Oder gnadenlos. So gnadenlos, wie bei Schiller nur die Tyrannen sind.
Zum Zerstörungswerk erklärte Rothe: „Die Täter haben dafür echte Knochenarbeit geleistet. Manche meinen vielleicht, das sei gar kein logistisch vorbereiteter, geplanter Anschlag gewesen, sondern ein ‚Dumme-Jungen-Streich‘. Denen kann man nur sagen – versucht doch bitte einmal, einen Marmorblock in 4,50 Meter Höhe ohne Leiter und Werkzeuge zu zertrümmern. Mit dem Spruch ‚No cops‘, den dieselben oder andere ‚dumme Jungs‘ dann noch an der zerstörten Schillerskulptur anbrachten, wollten sie wohl eine gewisse Vorliebe für die englische Sprache dokumentieren.
Als überzeugter Europäer hätte Friedrich Schiller sicher nichts dagegen gehabt, sein Abbild dafür herzugeben, um die Sprache Shakespeares zu feiern. Die freiheitsliebenden Engländer wussten ihn auch zu schätzen, zur Schiller-Jahrhundertfeier in London musste extra der Kristallpalast der Weltausstellung für die tausenden Teilnehmer gemietet werden – das war einige Jahrzehnte vor der Einweihung des Denkmals im Leipziger Schillerpark.“
Die Schadenbilanz aus Sicht der Stadt: „Das Denkmal wurde massiv beschädigt, die Nase und einige Zehen wurden abgeschlagen, auch entstanden Schäden am Sockel. Das Denkmal wurde damit unwiederbringlich beschädigt und entwertet.“
Warum man in seiner „No Cops“-Manie die Schönheit unserer Stadt zerstören muss, erschließt sich nicht wirklich. Und fast ein Jahr nach der Tat muss auch das Leipziger Kulturamt feststellen: „Die Ermittlungen sind ohne Ergebnis verlaufen.“ Die Täter wurden nicht gefasst.
Aber die Stadt will das Denkmal natürlich wieder in seiner alten Schönheit herstellen.
„Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Kostenschätzung für die Reparatur/Restaurierung eingeholt. Auf dieser Grundlage wurde zur Finanzierung ein Fördermittelantrag beim Landesamt für Denkmalpflege Sachsen gestellt“, teilt Susanne Kucharski-Huniat, Leiterin des Kulturamtes, mit. „Der Zuwendungsbescheid beläuft sich auf 7.500,- €. Die Restaurierungsleistungen wurden ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt der günstigste Bieter. Die Kosten betragen aktuell 11.500 €.“
Die Restaurierung ist für den Zeitraum Mitte Juni bis Ende September 2018 geplant. Aber über finanzielle Zuwendungen der Leipziger freut man sich im Kulturamt trotzdem. Dafür sei an der Einhausung des Denkmals auch weiterhin eine entsprechende Information angebracht, betont Kucharski-Huniat.
Der Text lautet:
„Das vom Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann 1914 aus weißem Marmor geschaffene Schillerdenkmal wurde im vergangenen Sommer stark durch Vandalismus beschädigt. Eine umfangreiche Restaurierung ist notwendig. Diese Restaurierung ist für den Herbst 2018 geplant. Die Stadt Leipzig hat ein Konto für unterstützende Spenden eingerichtet:
IBAN: DE 76 8605 5592 1010 0013 50
BIC: WELADE8LXXX
Verwendungszweck: 5.0451.000067.4“
Wer also ein Herz für Schiller und sein einzigartiges Leipziger Denkmal hat, kann weiter sein Scherflein dazu beitragen.
Beauftragt ist die Restaurierung. Im September könnte die Skulptur von Johannes Hartmann, der seinerzeit eng mit Max Klinger zusammenarbeitete, dann wieder in alter Schönheit enthüllt werden.
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