Trotz des strรถmenden Regens und sehr kurzer Vorankรผndigung fanden sich am Abend des 16. Mai rund 30 Fahrradfahrer am Wilhelm-Leuschner-Platz ein, um am โ€žRide of Silenceโ€œ teilzunehmen. Der "RoS" ist eine weltweite, jรคhrliche Fahrradveranstaltung, die den auf รถffentlichen StraรŸen verletzten und getรถteten Fahrradfahrern gedenkt und fรผr mehr Sicherheit fรผr Radfahrer im StraรŸenverkehr wirbt. Zum ersten Mal traf man sich nun am 16. Mai 2018 auch in Leipzig. Aus gleich mehreren Anlรคssen.

Tote und schwerverletzte Radfahrer jeden Alters ist ein Thema, das nun auch in Leipzig angesichts des immer weiter ansteigenden Verkehrs aktuell geworden ist. Neben den medial groรŸ aufgezogenen Meldungen gibt es genรผgend โ€žkleineโ€œ, in denen das Problem sichtbar wird. Ende Mai 2018 stirbt eine 31-Jรคhrige an der Kommandant-Prendel-Allee unter einem Lkw, allein am 30. Mรคrz 2018 verรถffentlicht die Polizei Leipzig drei Unfรคlle, die auch ganz anders hรคtten ausgehen kรถnnen. Und in der Jahnallee geraten seit zwei Jahren letztlich alle Radler in eine Art โ€žVersuchsanordnungโ€œ fรผr allein 2017/18 fรผnf gravierende Unfรคlle mit teils tรถdlichem Ausgang.

Der Fall aus der GoethestraรŸe, wo eine Radfahrerin โ€žgetรผrtโ€œ wurde und unter einer Bahn landete, ist aus dem Jahr 2017 noch im Gedรคchtnis. Und am 30. April 2018 stirbt ein 16-jรคhriges Mรคdchen, nachdem es von einem Lkw am Martin Luther-Ring รผberrollt wird.

Oft genug spielen bei den schlimmsten Unfรคllen geparkte Autos eine Rolle, aber auch Unachtsamkeit gerade derer, die sich im Auto sicher wรคhnen.

Der erste Gedenkstopp der Strecke am gestrigen Tag ist nur wenige Meter von dem Treffpunkt auf dem Leuschnerplatz entfernt. Insgesamt wurden am 16. Mai 2018 sieben Unfallorte abgefahren, Blumen niedergelegt und still derer gedacht, die allein in jรผngerer Zeit auf dem Fahrrad im Leipziger StraรŸenverkehr verunglรผckt sind. Einige der bisherigen Stopps sind lรคngst mit sogenannten Geisterrรคdern, weiรŸ angestrichenen Fahrrรคdern, markiert.

โ€žEs hรคtte jeden Fahrradfahrer treffen kรถnnenโ€œ, so die Organisatoren zu den einzelnen Unfallstellen. Was die Altersgruppen der Verunglรผckten beweisen โ€“ von der 23-Jรคhrigen รผber den sportlichen Mann bis hin zum Senior ist alles dabei. Einige Teilnehmer sind bei dem โ€žRide of Silenceโ€œ dabei, weil sie selber schon in gefรคhrliche Situationen geraten sind, andere wollen einfach fรผr eine neue Fahrradkultur in Leipzig einstehen.

Gedenken im Regen gegenรผber der Propsteikirche. Foto: Franz Bรถhme
Gedenken im Regen gegenรผber der Propsteikirche. Foto: Franz Bรถhme

Es ist eine Veranstaltung, die zwischen Trauerzug, Demo und stummem Protest angesiedelt ist. Die Fahrt bleibt still, um den Opfern angemessen gedenken zu kรถnnen. Musik, laute Parolen oder gar Partystimmung wie bei anderen Demonstrationen sucht man hier vergeblich.

Egal wie unterschiedlich die Motivationen der Teilnehmer sind, es sind sich alle einig, dass das Thema Sicherheit von Fahrradfahrern mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen sollte. Und die Stadt Leipzig einiges verรคndern muss, damit sich Tragรถdien, wie sie in letzter Zeit immer wieder auf Leipzigs StraรŸen stattfanden, nicht wiederholen.

Es scheint ziemlich sicher, dass es auch im kommenden Jahr einen โ€žRide of Silenceโ€œ in Leipzig geben wird. Verรคnderungen scheinen viel Zeit zu brauchen. Und offenbar auch weitere Tote.

Nachtrag der Redaktion: Der erste โ€œRide of Silenceโ€ fand in Leipzig bereits im Jahr 2017, am 17. Mai ebenfalls auf dem Leuschner-Platz startend statt.

Mal wieder die innere Jahnallee: Das immergleiche Problem + Update

Mal wieder die innere Jahnallee: Das immergleiche Problem + Update

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