War der Biologieunterricht wirklich so schlecht? Augenscheinlich nehmen viele Gebäudebesitzer immer weniger Rücksicht auf die uns umgebende Natur und bekämpfen rücksichtslos jede Spur von Unordnung an ihren Häusern. Mit Gewalt gehen sie gegen Nester mit Vogeljungen vor. Der NABU Sachsen ist zunehmend alarmiert. Und es betrifft nicht nur die wachsende Stadt Leipzig, wie noch in der Juni-Meldung zum Thema zu lesen.
Wobei Leipzig eher durch viele Mauersegler geprägt ist, die sich hier wohlfühlen. Die Schwalbenpopulation ist vergleichsweise klein. Dafür sind Schwalben öfter Opfer in ländlichen Regionen, wo sie zum Angriffsziel von Gebäudebesitzern werden, denen Natur und biologische Vielfalt augenscheinlich fremd geworden sind.
Entsprechend bitter klingt es, wenn der NABU Sachsen formuliert: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, das besagt ein bekanntes Sprichwort. Doch bei manchen Mitbürgern scheint die Devise zu gelten: Keine Schwalbe im Sommer. Sie schlagen die Schwalbennester, häufig sogar während die Jungen darin sitzen, trotz ganzjährigem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz, vorsätzlich ab.“
Einige dieser Straftaten – denn es sind eindeutig Straftaten, die Täter haben sich sichtlich nicht einmal über die simpelsten Schutzrechte für die hier lebenden Vögel informiert – wurden durch aufmerksame Bürger (auch die gibt es noch, zum Glück) bekannt und auch zur Anzeige gebracht. Die überlebenden hilflosen Jungvögel werden in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig betreut, und sobald die Vögel selbstständig sind, werden sie ausgewildert.
Zu den Pfleglingen der Station gehören in zunehmender Zahl auch junge, lebendig eingemauerte, Mauersegler. Bei Gebäudesanierungen während der Brutzeit wurden ihre Quartiere mit Fugenmörtel und Dämmplatten verschlossen oder konnten von den Altvögeln nicht mehr beflogen werden, da Baugerüste und Baunetze den Anflug versperrten. Hier tauchen immer wieder Leipziger Fälle auf.
Beim NABU Sachsen läuten deshalb die Alarmglocken.
„Wir bitten nachdrücklich alle Bürger um verstärkte Aufmerksamkeit und vor allem Bauherren und Gebäudebesitzer um die Einhaltung artenschutzrechtlicher Bestimmungen“, betont Beatrice Jeschke von der Wildvogelhilfe. Sie ist bereits mehrfach bei der Rettung von in Not geratenen Schwalben und Mauerseglern dabei gewesen.
„Bei Notrufen steigen wir zum Beispiel mit Werkzeug und Endoskopkamera auf Gerüste, bohren Löcher, biegen Blechverkleidungen auf und nehmen Dachziegel ab, um an die tagelang unversorgten Vögel zu kommen“, schildert Jeschke die Einsätze. Auch sie ist, wie alle Helfer, ehrenamtlich in ihrer Freizeit beim NABU tätig.
Solche Einsätze wären nicht nötig, wenn bei geplanten Sanierungs- und Abrissvorhaben frühzeitig Naturschutzverbände und Behörden einbezogen würden. Um auf Möglichkeiten zum Schwalbenschutz hinzuweisen, startete der NABU Sachsen bereits im Sommer 2016 mit Unterstützung der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt das Projekt „Schwalben willkommen“. Zu den gestellten Aufgaben und Zielen gehört es auch, Wege zur Konfliktlösung, beispielsweise bei anstehenden Haussanierungen oder bei Verschmutzungen durch Schwalbenkot, aufzuzeigen, Tipps und Hilfe bei der Anbringung von Kunstnestern und Kotbrettchen sowie der Anlage von Lehmpfützen zu geben.
Es gilt, die Akzeptanz für diese Untermieter zu steigern und Menschen für den Schwalbenschutz zu begeistern, betont der NABU Sachsen.
Wie kann man Schwalben-Helfer werden?
Alle, die den Schwalben Platz an und in ihren Häusern gewähren, können sich beim NABU Sachsen für die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ bewerben. Der Antrag liegt in den Schwalbenschutzregionalstellen des NABU in Leipzig, Chemnitz und Dresden und bei vielen NABU-Gruppen aus. Er kann auch unter www.schwalben.NABU-Sachsen.de digital ausgefüllt oder unter der Telefonnummer (0341) 337415-0 in der Landesgeschäftsstelle bestellt werden.
Bisher sind schon mehr als 250 Anträge für die Schwalbenplakette eingegangen. Besonderer Höhepunkt in diesem Sommer war der Marsdorfer Schwalbentag Anfang Juli. An diesem Tag ehrte der NABU Großdittmannsdorf gemeinsam mit dem Marsdorfer Verein fast 50 Schwalbenfreunde mit der Plakette.
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Was stimmt denn bloß mit solchen Menschen nicht? Wie kann man in aller Seelenruhe zu Hause schlafen, während auf der anderren Seite der Mauer Tiere qualvoll sterben? Straftat hin oder her, so etwas verbietet einem doch schon das eigene Gewissen.
Und selbst diejenigen, die solche Nester einfach nur nicht am Haus haben wollen, versteh ich nicht. Haben die noch nie gesehen, was das für ein wundervolles Schauspiel ist, wenn Schwalben im Sturzflug durch die Gegend rasen und man sich nur noch wundert, dass die nicht ständig irgendwo vordonnern? Ich könnt da stundenlang zusehen.
Menschen können so dumm und herzlos sein.