Für FreikäuferDas Problem mit "den Flüchtlingen" fängt nicht erst an, wenn sie nach ihrer Reise unter Lebensgefahr bei uns ankommen. Das Problem fängt mit den Grenzen an, mit denen Mächtige versuchen, die Welt zu teilen - und die Menschen. Auf einmal gibt es Menschen die drin sind und noch viel mehr, die draußen sind. Und ein wütender Präsident oder ein General bestimmen, wer über die Grenze darf und wer nicht.
Wie närrisch die Europäer sich in der sogenannten „Flüchtlingskrise“ benommen haben, das haben die portugiesische Autorin Isabel Minhós Martins und der Illustrator Bernardo P. Carvalho in ihrem Bilderbuch „Hier kommt keiner durch!“, das 2016 im Klett Kinderbuch Verlag in Leipzig erschien, farbenfroh gezeigt.
Dafür erhalten die beiden nun den Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2017. Die Auszeichnung der nordrhein-westfälischen Landesregierung wird am 5. Oktober in Aachen durch die Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und in Anwesenheit der Autorin verliehen, teilt der Verlag mit.
Das farbenfrohe, in wildem Strich gezeichnete Buch für Kinder ab vier Jahre erzählt die Geschichte eines Generals, der den unsinnigen Befehl erhalten hat, eine Grenze zu bewachen. Als immer mehr Filzstiftfiguren auf die andere Seite wollen, widersetzt er sich der Anweisung und lässt die bunten Individuen unter großem Jubel passieren.
Was zwar in der Realität eher selten passiert. Aber die Ostdeutschen wissen seit 1989 zumindest, dass es passieren kann. Und dass es das Recht lebendiger Menschen ist, Grenzen zu überschreiten. Auch wenn ein paar Stiesel glauben, sie müssten den Menschen, die jetzt aus purer Not aus Afrika und dem Nahen Osten fliehen, wieder Mauern und Stacheldraht vor die Nase setzen. Womit sie ja nicht allein sind: Bürokraten und Generäle bestimmen derzeit das Geschehen – wirklich menschliche Hilfsprogramme fehlen.
Das Preisbuch zeige mit Blick auf das weltpolitische Geschehen den friedlichen Weg zur Überwindung von Grenzen, begründet Isabel Pfeiffer-Poensgen die Entscheidung, das portugiesische Autoren-Illustratoren-Duo mit dem 34. Heinemann-Preis zu bedenken. Seit 1983 werden mit dem mit 7.500 Euro dotierten Preis Urheber von Kinder- und Jugendbüchern gewürdigt, die in ihren Büchern Fragen von Toleranz, Mut und Zivilcourage aufwerfen. Er erinnert an den ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Gustav W. Heinemann, der der Friedensforschung und -erziehung besondere Impulse gab.
Und noch eine gute Nachricht hat der Leipziger Verlag: „Hier kommt keiner durch!“ ist bereits für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, der am 13. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse verliehen wird.
Isabel Minhós Martins, Illustrationen von Bernardo P. Carvalho „Hier kommt keiner durch!“, Aus dem Portugiesischen von Franziska Hauffe, Ab 4 Jahre, Deutsche Erstausgabe, 40 Seiten, gebunden, Klett Kinderbuch Verlag, Leipzig 2016, 13,95 Euro
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