Dass es der NuKLA e.V. immer ernst gemeint hat mit dem Erwerb wertvoller Flächen in der Elsteraue, das zeigt er jetzt: 6 Hektar Auenland hat er ersteigert und damit umgesetzt, was bei Schlobachs Hof 2016 nicht ganz geklappt hatte. Schon da hatte der umtriebige Naturschutzverein die Vision einer eigenen Naturschutzstation direkt am Objekt der eigenen Bemühungen.
Denn der Leipziger Auenwald und dessen Wiederbelebung stehen im Zentrum der Vereinsarbeit. Da legt man sich auch schon mal mit Ämtern und Behörden an, weil man das Recht auf seiner Seite weiß und im Auenwald eben keinen Tummelplatz für touristische Großprojekte sieht, sondern das wertvollste Biotop der Stadt, grüne Lunge und Heimat schützenswerter Tiere und Pflanzen. Einen unverwechselbaren Lebensraum sowieso, der von den technischen Einbauten des 20. Jahrhunderts tief verwundet ist.
Bei Schlobachs Hof hatte man sogar zwei Mal das Nachsehen. Erst schien eine unbekannte Verwertungsgesellschaft das Rennen gemacht zu haben bei der Versteigerung des Anwesens direkt am Rand der Aue. Doch die konnte augenscheinlich den Kaufpreis nicht berappen, also gab’s eine zweite Versteigerung, bei der am Ende die Stadt Leipzig die Nase vorn hatte, die das lange Zeit als Reiterhof und Gasthof genutzte Anwesen ebenfalls unter Naturschutzaspekten nutzen will.
Aber es ist ja nicht das einzige Grundstück in der Elsteraue, das einen neuen Besitzer suchte, nachdem es zwei Mal von Hochwassern betroffen gewesen war.
In diesem Fall hatten auch andere Naturschützer einen aufmerksamen Blick auf alles, was sonst noch so in der Aue passierte und gaben dem NuKLA e.V. dann den Tipp, als die BVVG die vier einzelnen Grundstücke in der Elsteraue versteigerte. Sie stammten noch aus dem Verwaltungsbestand der Treuhand, eignen sich aber unübersehbar nicht zum großen Immobiliendeal. Im Gegenteil: Wer mit ihnen arbeiten will, nimmt auf die sensible Auenlandschaft Rücksicht.
Und genau das soll auch passieren, teilt der Verein jetzt mit, nachdem er bei der Versteigerung Ende 2016 den Zuschlag bekam.
Gelegen im Vogelschutz- und Landschaftsschutzgebiet „Leipziger Auwald“ sowie teilweise im Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Leipziger Auensystem“ beherbergen die vier Wiesen zahlreiche reichhaltige Biotopstrukturen.
„Wenn es uns möglich ist, wollen wir zudem versuchen, angrenzende kleinere Teilstücke zusätzlich zu erwerben“, betont der Vereinsvorsitzende Wolfgang Stoiber.
Die erste Fläche liegt direkt an der Weißen Elster. Teilweise besteht sie aus weichholzauentypischen Gehölzstrukturen am Flussufer, gefolgt von einem breiten Schilfgürtel mit hohem Wasserstand. Daran schließt sich ein großes Areal mit einer feuchten Hochstaudenflur an, welche von einem kleinen auwaldtypischen Baum- und Strauchgürtel umgeben ist. Das Gelände bietet zahlreiche Brutmöglichkeiten für Vögel und dürfte gerade im vernässten Teil auch interessant sein für Amphibien; weiterhin ist die Fläche schon jetzt ein relevanter Grünkorridor für durchziehende Tiere.
Die zweite Fläche ist etwas kleiner und besteht momentan noch aus klassischem Weideland. Sie ist nur durch einen Fußweg vom ersten Areal getrennt.
„Unser Ziel ist es, dort in Zukunft eine Streuobstwiese anzulegen und die Fläche mit kleineren Biotopstrukturen (Hecken, Totholzhaufen, Blühstreifen u. Ä.) aufzuwerten, um durchziehenden Tieren die Möglichkeit zu geben, dort zu rasten oder sich auch gern dort fest anzusiedeln“, erklärt Stoiber.
Die dritte Fläche ist eine Wiese mit einer Gruppe von alten Stieleichen gegenüber dem Schlosspark Lützschena. Stieleichen sind erstklassige Biotopbäume, sie bieten Lebensräume für zahlreiche Kleinstlebewesen, zudem sind sie typisch für den Leipziger Auwald.
Stoiber: „Wir wollen deshalb die bestehenden Bäume schützen und zudem weitere anpflanzen, damit die Fläche auch in hundert Jahren noch mit vitalen Stieleichen bewachsen ist. Hier wollen wir ebenfalls in der kommenden Zeit kleinere zusätzliche Biotopstrukturen für durchwandernde Tiere schaffen.“
Die vierte Fläche besteht wieder aus klassischem Weideland, jedoch direkt an der Weißen Elster gelegen. Sie erinnert damit an die über Jahrhunderte erfolgte Nutzung der Elsteraue.
„Am westlichen Rand besteht bereits eine wunderbare Allee mit alten Starkbäumen“, schwärmt Stoiber. Und einen selten gesehenen Zeitgenossen scheint man schon bald als gern gesehenen Bewohner im Revier zu haben: Fraßspuren am Ufer lassen vermuten, dass hier auch hin und wieder Biber durchziehen.
„Wir wollen die Gehölzstrukturen der Allee ausbauen und zudem dort, wo momentan noch nur Wiese ist, das Areal ökologisch aufwerten. Da das Gelände trotz der Flussnähe recht trocken ist, wollen wir auf der einen Seite eine Streuobstwiese anlegen und die weichholzauentypischen Strukturen für bspw. den Biber am Flussufer erweitern. Auch hier sind später zusätzliche Biotopstrukturen denkbar“, so Stoiber. Was alles nicht von allein entsteht. Es braucht weiter Helfer und vor allem Spender.
„Sie sehen, wir haben viel vor: Zunächst müssen wir die Wiesen kartieren und Pläne ausarbeiten, der Erwerb der Grundstücke muss mit Spenden refinanziert werden, wir sammeln Spenden, um bei Gelegenheit im Umfeld der NuKLA-Flächen kleinere Anliegerflächen zu erwerben; auch für die zu pflanzenden Gehölze benötigen wir finanzielle Mittel“, zählt der Vereinsvorsitzende auf. „Darum sind wir dankbar für jede Hilfe: Wir freuen uns über Menschen, die uns ehrenamtlich unterstützen möchten aber auch über jede Spende!“
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