Eigentlich ist sie gerade mal acht Monate alt, im März 2016 gegründet. In der Zeit, als das große Feuer aus der Berichterstattung zu den Flüchtlingen schon raus war, aber dafür haufenweise sächsische „besorgte“ Bürger, Politiker und Montagsspaziergang-Büttenredner ausflippten und verbale Brandsätze ins Publikum schleuderten. Da gründeten Leipziger Autorinnen und Autoren die Initiative „Literatur statt Brandsätze“.

Die ist mittlerweile auf sächsisches Format gewachsen. Und sie hat mit einigen spektakulären Aktionen ein bisschen Aufmerksamkeit erzeugt. Nicht so viel wie die verbalen Brandstifter an den Mikrofonen, aber genug, um ein kleines Lichtlein in der Dunkelheit zu entzünden: „Hallo, Leute! Wir sind auch noch da! Es gibt auch noch ein lebendiges, friedliches und weltoffenes Sachsen.“

Nun wurde die Initiative beim bundesweiten Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet und als eins von 84 Projekten bundesweit gewürdigt. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz der Bundeszentrale für politische Bildung prämiert jährlich zivilgesellschaftliche Projekte aus dem gesamten Bundesgebiet.

„Wir sehen den Preis als Ermutigung, den Weg mit diesem und verwandten Projekten weiterzugehen“, sagt Tina Pruschmann, eine der Organisatorinnen.

Ins Leben gerufen wurde die ehrenamtliche Initiative im Februar 2016 von der Leipziger Autorin Anna Kaleri mit dem Ziel, gemeinsam mit engagierten Menschen in ganz Sachsen für Weltoffenheit und Empathie zu werben und mit den Mitteln der Literatur den demokratischen Dialog zu stärken. 60 Autorinnen und Autoren waren dem Aufruf gefolgt. Von Mai bis zum Oktober fanden insgesamt 30 kostenfreie Lesungen in allen Regionen Sachsens statt. Die literarisch vermittelten Themen der Autorinnen und Autoren gaben den Impuls, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen: zum Beispiel darüber, was Heimat bedeutet oder wie eine ideologiefreie Gemeinschaft entstehen kann.

Anna Kaleri resümiert: „Wir haben tolle Menschen kennengelernt, die sich in Vereinen, Bibliotheken, Schulen, Unternehmen, Gewerkschaften und Kirchgemeinden für den Erhalt unserer Demokratie einsetzen. Das ist wirklich ein Lichtblick. Und wir haben gesehen, wie wichtig Kultur als Vermittler zwischen Menschen ist.“

Und was soll jetzt mit dem Preisgeld passieren?

„Wir haben gesehen, dass so etwas Punktuell-Temporäres nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellt und uns deswegen entschlossen, in neuer Form weiterzumachen“, sagt Anna Kaleri.

Um die bisher rein ehrenamtliche Arbeit fortführen und verstetigen zu können, haben Kulturschaffende im September dieses Jahres den Verein „Lauter Leise e.V. Kunst und Demokratie in Sachsen“ gegründet. Den mit 3.000 Euro dotierten Aktivpreis stellen die Organisatorinnen von „Literatur statt Brandsätze“ komplett der Arbeit von Lauter Leise e.V. zur Verfügung. Für 2017 sind neben einer neuen Lesereihe weitere Projekte in Planung, die das Ziel verfolgen, mit den Mitteln der Kunst demokratische und humanistische Grundwerte zu stärken.

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