Ein Riss geht durch den Verein der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Leipzig, ein Riss mitten durchs Herz. Denn einerseits ist man dort froh, dass es endlich eine Perspektive für das über Jahre von der Stadt vernachlässigte Museum gibt. Das Andererseits ist ein geplanter Standort, der für ein Museum einfach keinen Sinn macht.

Und während sich der der Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Michael Hardt, in einer Stellungnahme des Vereins nun freut, dass es endlich einen Grundsatzbeschluss zum Museumserhalt gibt, zweifelt sein Stellvertreter Peter Täschner.

„Dieser Grundsatzbeschluss bietet mit mindestens der 1,5-fachen Fläche für die Dauerausstellung, der 5-fachen Fläche für Sonderausstellungen und der Verdopplung der Flächen für Magazine erstmals eine reale Chance für eine bessere Zukunft des Leipziger Naturkundemuseums“, sagt Hardt. „Und wenn die grundsätzlichen Aussagen des Masterplanes zu den Aufgaben, Zielen und Potentialen des Naturkundemuseums umgesetzt werden, können die noch bestehenden inhaltlichen Defizite und die derzeitige Personalnot behoben werden. Das Naturkundemuseum war in der Vergangenheit mit seinem Konzept wegweisend in der Branche und kann es nun auch wieder für die mitteldeutsche Region werden.“

Er bedankt sich sogar.

Während Peter Täschner deutlich darauf hinweist, wie sehr der Verein gegen Mauern gerannt ist, als er um den zentrumsnahen Standort an der Lortzingstraße gekämpft hat. Und wirkliche Argumente lieferte der zuständige Kulturbürgermeister nicht. Im Gegenteil. Er verweigerte sich der Diskussion.

„Allerdings mussten wir mit der Lage in einem abseits gelegenen Gewerbegebiet eine Kröte schlucken, die uns übel aufstößt“, sagt Peter Täschner. „Der Verlust von Fachgruppen und Vereinen, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit einen erheblichen Mehrwert für das Museum erbrachten, ist wahrscheinlich und sehr schmerzlich. Aber die Verwaltung war überhaupt nicht bereit, mit uns über innenstadtnahe Alternativen für das Museum zu diskutieren.“

Das hat sichtlich nicht viel mit Lob für den zuständigen Bürgermeister zu tun. Moderation sieht anders aus.

„Wieso Kulturbürgermeister Faber den Stadträten erklären konnte, er besitze das Vertrauen des Fördervereins für die Umsetzung der Verwaltungsvorlage, ist für uns nicht nachvollziehbar”, stellt Peter Täschner fest. „Wir haben uns bis zuletzt für den Erhalt des Standortes Lortzingstraße und gegen eine Abschiebung des Naturkundemuseums in das abgelegene Gewerbegebiet an der Spinnereistraße eingesetzt und immer wieder alle Nachteile der Lage, die nicht den Anforderungen des Masterplanes entspricht, aufgeführt. Dies waren wir auch unseren Mitgliedern schuldig, die sich in einer Mitgliederbefragung zu 80 % für die Lortzingstraße und gegen die Spinnereistraße ausgesprochen hatten. Aber wir haben im Gespräch auch betont, dass wir, falls der Stadtrat beschließt, dass das Naturkundemuseum in die Spinnereistraße ziehen muss, diesen Prozess aufmerksam begleiten und auf Schwächen und Probleme, die wir sehen, immer wieder hinweisen werden, damit ein gutes Museum entsteht.“

Unter den bisher schlechten politischen Voraussetzungen sei dieser Grundsatzbeschluss jetzt das maximal Mögliche, was für die Sicherung der Zukunft des Leipziger Naturkundemuseums erreicht werden konnte, schätzt Dr. Hardt ein. Und bei aller Dankbarkeit sieht er trotzdem, wie wenig sich das zuständige Dezernat bewegt hat: „Allerdings deckt der Beschluss eine unserer Mindestanforderungen noch nicht ab, die Sicherung von ausreichend Parkraum für die Besucher der neu anzusiedelnden Kulturbetriebe.“

„Hier muss die Stadt noch nachliefern“, ergänzt Edda Fiechtner die einhellige Meinung des Vorstandes. Und siehe da: Der grandiose Entschluss entpuppt sich als regelrechter Widerhaken zum Stadtentwicklungsplan Verkehr, zum Klimaschutz sowieso: Wo es keinen ÖPNV-Anschluss gibt, wird das Auto den Verkehr beleben. Edda Fiechtner: „Bei der Lage werden die meisten Besucher, wenn sie kommen, mit dem Auto kommen. Wir erwarten deshalb ein Parkraumkonzept, welches ähnlich wie beim Zoo ausreichend Parkplätze für Besucher zur Verfügung stellt.“

„Es wird noch ein schwerer Weg, unsere Mitglieder und die Leipziger Bevölkerung von den Chancen des Grundsatzbeschlusses zu überzeugen“, gibt sich Vereinsmitglied Sebastian Koch bedenklich. „Umso wichtiger ist es, dass Verwaltung und Stadträte geschlossen und wahrhaftig zu ihren Aussagen und diesem Beschluss stehen und die Entwicklung des Naturkundemuseums in eine bessere Zukunft entschieden vorantreiben. Damit die Besucher bei der misslichen Lage nicht fern bleiben, muss das neue Leipziger Naturkundemuseum besonders attraktiv werden mit vielen hervorragenden Tierpräparaten, gezeigt in ihren Lebensräumen, und jährlich großartigen Sonderausstellungen. Wir sind noch lange nicht am Ziel und werden weiterhin wachsam für eine bessere Zukunft des Leipziger Naturkundemuseums kämpfen.“

„Nun muss schnellstmöglich die Ausschreibung der Direktorenstelle erfolgen“, fordert Dr. Hardt. „Aber auch die seit Jahren unbesetzten Kuratorenstellen müssen schnellstmöglich wieder besetzt werden, denn ohne ausreichende Kenntnis der Sammlungspotentiale ist eine qualitativ gute Ausstellungsplanung für das zukünftige Museum nicht möglich.“

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