Der Osten kommt. Und er wird jetzt so langsam das, was in den letzten Jahren immer der Leipziger Westen war und davor der Süden: Ein Refugium für Leute, die noch Freiräume suchen und Neues wagen. Davon erzählt auch die Geschichte der SchönerHausen GmbH, die jetzt in Volkmarsdorf, am Ende der Eisenbahnstraße, den Traum eines neuen Wohnexperiments verwirklichen kann.

Die Gruppe von Menschen aller Altersstufen von 0 bis 63 gibt es schon länger. Schon 2014 hat die Stiftung Edith Maryon für die 80 Leipziger, die sich hier zum gemeinsamen Gründen zusammengefunden haben, die Häuser Eisenbahnstraße 176-182 erworben. Die Häuser liegen quasi am östlichen Ende des Bülowviertel, vis-á-vis vom Sozialwarenhaus.

Zwei Jahre nach ihrer Gründung kann die Hausprojektgruppe SchönerHausen jetzt den Erbpachtvertrag zur Nutzung der Häuser unterschreiben. Das Ensemble aus vier Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 2.200 Quadratmeter Wohnfläche und 2.700 Quadratmeter Grundstück wurde Ende 2014 von der Stiftung Edith Maryon gekauft, mit dem Zweck, es der Hausprojektgruppe zur Verfügung zu stellen. Ein Jahr hatte die Gruppe jetzt Zeit, neue Mitglieder zu gewinnen, Organisationsstrukturen zu schaffen, Grundsatzentscheidungen zu treffen und Gelder einzusammeln.

Die Hofseite der Häuser Eisenbahnstraße 176-182. Foto: SchönerHausen
Die Hofseite der Häuser Eisenbahnstraße 176-182. Foto: SchönerHausen

“Nun ist der Startschuss endlich gefallen und die Bauphase kann beginnen”, freut sich David Groebner, der Pressesprecher der Gruppe.

Und die Idee dahinter ist natürlich das, was jetzt in einem wachsenden Leipzig immer wichtiger wird: eine weitere Form des selbstbestimmten Wohnens, unabhängig von den sonst gleichförmigen Entwicklungen des Wohnungsmarktes der Großstadt.

“SchönerHausen will den steigenden Mieten und der Verdrängung von Projekträumen im Leipziger Osten entgegenwirken und langfristig bezahlbaren und sozialverträglichen Wohn- und Projektraum schaffen”, betont Groebner. “Hier wollen sich über 80 Personen zwischen 0 und 63 Jahren selbstorganisieren und konsensbasiert zusammenschließen, um gemeinsam alternative Wohnkonzepte zu leben und Visionen zu verwirklichen.”

Und es ist nicht nur ein Leipziger Thema, auch wenn das in den wohnungspolitischen Diskussionen der Stadt oft so wirkt. Ähnliche Projekte unterstützt die Stiftung Edith Maryon auch in anderen Städten.

Und Ideen für das Projekt in der Eisenbahnstraße gebe es viele, so Groebner: Küche für Alle auf Spendenbasis, ein öffentlicher Co-Working Space, die Einrichtung eines Bio-Lebensmittel-Verteilers zusammen mit Bauernhöfen der Region, ein Projektraum für Konzerte, Theater, Workshops und politische Veranstaltungen im gemeinsam genutzten Hinterhaus.

Blick in den Innenhof. Foto: SchönerHausen
Blick in den Innenhof. Foto: SchönerHausen

Und auch aktuell sieht die Gruppe die Chance, helfend wirksam zu werden.

“Es soll auch Wohnraum für Geflüchtete entstehen, um der katastrophalen Situation in der Unterbringung Geflüchteter in Leipzig entgegenzutreten”, benennt David Groebner die selbstgestellte Aufgabe.

Die Sanierung der Häuser nach ökologischen und barrierearmen Gesichtspunkten soll Anfang 2016 beginnen und bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Für die Finanzierung ist die Gruppe derzeit noch auf der Suche nach Direktkrediten. Das sind Geldbeträge ab 500 Euro, die dem Projekt zu niedrigen Zinsen zur Verfügung gestellt werden und die das erforderliche Startkapital für den Bankkredit darstellen.

Wer das Projekt unterstützen will, findet die Informationen dazu auf der Website der Gruppe.

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