Mittlerweile reihen sich zwar die Namen sächsischer Städte aneinander, in denen es in den letzten Wochen zu fremdenfeindlichen Demonstrationen gekommen ist. Die Liste reicht mittlerweile von Schneeberg bis Sebnitz. Aber die Vorfälle in Heidenau ragten auch deshalb heraus, weil die rechtsextremen Ausschreitungen bundesweites Echo fanden. Aber selbst in Heidenau gibt es eine Menge Menschen, die sich derzeit wie im falschen Film fühlen.
Und die sich überhaupt nicht identifizieren können mit den von Rechtsextremen und allerlei „islamkritischen“ Aufmärschen geschürten Vorurteilen gegen die Menschen, die nach Sachsen kommen, weil sie vor einem Bürgerkrieg fliehen.
Aber was soll man tun, wenn konservative Politiker in Sachsen seit Monaten nichts anderes tun, als die öffentlich ausgetragenen Ressentiments auch noch mit Verständnis zu würdigen und die Besorgnisse auch noch zu schüren?
Da fanden dann selbst Unternehmer aus der Region nur noch den Weg, jetzt die Kunst zu Wort kommen zu lassen. Wenn die große Politik stammelt, müssen Künstler klare Zeichen setzen. Zum Bespiel mit einem riesigen Kunstwerk aus Stahl mitten in Heidenau. Die Wortskulptur „MITEINANDER“ ist 2,27 Meter hoch, 15 Meter lang und 1,5 Tonnen schwer.
Geschaffen hat die Wortskulptur der deutsch-türkische Metallkünstler Hüseyin Arda aus Berlin, der regelmäßig in Dorfhain bei Freital arbeitet: „Wir wollen mit unserer Aktion eine Wertedebatte anstoßen, Stoff zum Diskutieren liefern, für Toleranz werben. Jeder ist Ausländer, fast überall. Wir wollen wieder in eine respektvolle Kommunikation finden, fernab von abwertenden Äußerungen und Beschimpfungen. Die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der weltweiten Flüchtlingsthematik lassen sich nur gemeinsam lösen.“
Nach dem Aufstellen des Kunstwerkes bemalten und besprühten Kindergartenkinder, Schüler, Asylbewerber, Politiker und Bürger gemeinsam die Buchstaben. Initiiert wurde das Projekt von Künstlern und Unternehmern der Region.
Der Künstler Olaf Stoy: „MITEINANDER haben wir die Idee entwickelt und umgesetzt. MITEINANDER haben wir das Werk aufgebaut und bemalt. MITEINANDER wollen wir es nutzen und so Menschen zueinander bringen.“
Heidenaus Bürgermeister Jürgen Opitz: „Wir haben uns sehr über die Anfrage gefreut, ob wir als Stadt einen zentralen Standort zur Verfügung stellen können. Die Skulptur symbolisiert unsere Überzeugung, die wir hier vor Ort leben: Wir können es nur MITEINANDER schaffen. Außerdem bildet das Projekt eine Klammer für viele kleine Gesten und Initiativen, auf denen wenig mediale Aufmerksamkeit liegt.“
In den vergangenen Wochen hatte das Projekt eine beeindruckende Eigendynamik entwickelt. So stellte der Jugendbeirat zusammen mit der Werbeagentur Kuntzsch Schablonen her, mit denen MITEINANDER in 18 verschiedenen Sprachen auf die Skulptur gesprüht wurde.
Unternehmer Jens Jähnig hat sich als Organisator um die Finanzierung gekümmert und Sponsoren akquiriert. „Ende August haben wir die Idee geboren und beschlossen, dass wir was tun wollen. Danach habe ich Geschäftspartner und befreundete Unternehmen angerufen und um Unterstützung gebeten. Nur zwei Wochen später hatte ich 15 Firmen aus ganz Deutschland zusammen, darunter die Dr. Köhler GeoPlan GmbH aus Weimar und die Friedr. Ischebeck GmbH aus Ennepetal sowie eine Menge positiver Rückmeldungen. Das hat uns Kraft gegeben und Mut gemacht. Manchmal ist es eben wichtig, einfach loszulegen und anzupacken.“
Wegen des positiven Feedbacks planen die Initiatoren, das Projekt auszuweiten. Die Wortskulptur MITEINANDER soll für rund zwei Monate in Heidenau verweilen und danach weiterziehen und in einer anderen Stadt aufgestellt werden.
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Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ordnungsamt in Heidenau diese Aufstellung so schnell genehmigt hat. Da wurde bestimmt ein Auge zugedrückt.
Wäre mal ein Beispiel für das Ordnungsamt zu Leipzig (auch so eine Narrenbehörde). Man erinnere sich nämlich an den Krawall, den diese Behörde wegen einer Fußwegbemalung in Lindenau (Josephstraße?) geschlagen hatte.
Anders gesagt: Es wäre noch viel mehr solcher menschenfreundlichen Aktionen möglich, würden nicht ständig irgendwelche Behörden dazwischenfunken, die juristische Bedenken vorgeben, aber dahinter ihren kleinen Alltagsrassismus verstecken.