Frieden wollen sie alle und als irgendwie links verstehen sie sich in der Regel ebenfalls - trotzdem rumort es unter den Friedensbewegten in Leipzig weiter vor sich hin. Dies zeigte sich wieder einmal am Weltfriedenstag, der in Deutschland seit 1966 am 1. September begangen wird. Auf dem Nikolaikirchhof fanden zur selben Zeit zwei konkurrierende Veranstaltungen statt.
Deutsche Truppen marschierten am 1. September 1939 in Polen ein und begannen damit den Zweiten Weltkrieg. An diesem Tag erinnern deshalb verschiedene Bündnisse und Initiativen an die Gräuel und Schatten der Vergangenheit und sprechen über Konflikte und Kriege der Gegenwart. In Leipzig gab es in diesem Jahr gleich zwei Anmeldungen für Kundgebungen; beide nachmittags auf dem Nikolaikirchhof.
Zum einen rief das Bündnis “Leipzig gegen Krieg” zur Demo auf. Dazu zählen verschiedene Parteien und Organisationen wie das Friedenszentrum, Attac, Linkspartei, DKP, KPD und AK Nahost. Zum anderen meldete das Erich-Zeigner-Haus in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund eine Veranstaltung an, die vom Bündnis “Leipzig nimmt Platz” und der Initiative “Kritischer Frieden Leipzig” (KFL) unterstützt wurde.
Letztere hatte sich im April als späte Reaktion auf die “Montagsmahnwachen” gegründet, also jene Querfrontveranstaltungen, zu deren Gesichtern der heutige Legidachef Markus Johnke zählte. Im Gründungsaufruf des KFL hieß es damals: “Eine Friedensbewegung, die es nicht schafft, sich von menschenfeindlichen Einstellungsmustern und Verschwörungsideologien abzugrenzen und den Boden für die rassistischen Aufmärsche von Legida mitbereitet hat, hat ihre Legitimationsgrundlage verloren.”
Im Vorfeld der Demonstrationen am 1. September kritisierte der KFL, dass sich Aktivisten des Friedenszentrums öffentlich gegen “Leipzig nimmt Platz” und die Preisträger des Courage-Festivals, die Social-Media-Initiative “No Legida”, gestellt hätten. Zudem habe im vergangenen Jahr die Verleihung des “Leipziger Friedenspreises” durch “Leipzig gegen Krieg” auf dem Augustusplatz in enger Kooperation mit den kritisierten “Montagsmahnwachen” stattgefunden.
Die beiden rivalisierenden Gruppen führten in den vergangenen Tagen einen öffentlichen Streit darüber, wessen Demonstration zuerst angemeldet wurde und wer sich moralisch im Recht befindet. Dabei verweist “Leipzig gegen Krieg” darauf, dass das Erich-Zeigner-Haus zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen wurde, aber dennoch eine eigene Kundgebung anmeldete. Der KFL wiederum führt in einem Blogartikel verschiedene Gründe an, die gegen eine Zusammenarbeit mit erstgenannten sprächen, darunter verschiedene Äußerungen des attac-Aktivisten Mike Nagler und des Linke-Stadtrates Alexej Danckwardt.
Die Veranstaltungen selbst verliefen unspektakulär. Auf der einen Seite schlossen sich etwa 100 Personen dem Demozug von “Leipzig gegen Krieg” an. Nagler hatte zuvor auf dem Nikolaikirchhof eine kurze Rede gehalten. Darin bezeichnete er Demokratie und Kapitalismus als unvereinbar und kritisierte die Asylpolitik der Bundesregierung. “Wer das Asylrecht verschärfen möchte, Waffen exportiert und die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee umbaut, sollte nicht über Willkommenskultur sprechen”, so Nagler. Zudem plädierte er für eine geeinte Bewegung: “Alle, die es mit dem Frieden ernst meinen, sollten zusammenarbeiten.”
Auf der anderen Seite besuchten 50 Menschen die Veranstaltung des Erich-Zeigner-Hauses. Wegen des regnerischen Wetters wurde die umfangreiche Rednerliste zusammengekürzt. Lediglich der ehemalige Thomaspfarrer Christian Wolff kam zu Wort. Seine Rede kann man nachlesen unter http://wolff-christian.de/gedanken-zum-01-september
Wie gespalten insbesondere die Linkspartei beim Thema Friedensbewegung zu sein scheint, ließ sich an diesem Abend gut beobachten. Während der Stadtverbandsvorsitzende Volker Külow den Worten von Nagler lauschte und bei der folgenden Demo in erster Reihe mitlief, stand die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel auf der Rednerliste der Parallelveranstaltung.
Es gibt 4 Kommentare
Der Artikel berichtet von einem Pfarrer im Ruhestand der seine Ruhe nicht findet und der Linkspartei, die beim Thema Friedensbewegung gespalten zu seien scheint.
Oder man liest von der Linken, die als einzige Gruppierung die Friedenssache im Mittelpunkt sieht und so auf beiden Veranstaltungen sichtbar ist, sich engagiert, nicht spalten lässt, keinen politischen Hahnenkampf kämpft.
Jeder denkt, dass seine Sicht die Richtige ist! Warum kann man sich nicht einigen, wenn man doch ein gemeinsames Ziel hat?
F R I E D E N
So macht man (egal ob linker Politiker oder Pfarrer ohne Kanzel) Fridensbemühungen kaput.
Wer nichtmal in den eigenen Reihen für Frieden sorgen kann wird wohl mit dem Weltfrieden erst recht Probleme haben.