Im Mai gab's schon mal einen kurzen Aufreger um das Leipziger Projekt "Zukunftsstadt", als im Aufruf zur kommenden Bürgerbeteiligung auf einmal Pegida und Legida thematisiert wurden, als wenn ausgerechnet dieser Bürgerbrass gegen die kommenden Veränderungen Thema für eine Zukunftsstadt sein würde. Da war schlicht der falsche Text online gegangen. Aber die Bürgerbeteiligung ist natürlich ernst gemeint.

Sie wird jetzt in einer Ratsvorlage des Oberbürgermeisters konkretisiert. Im Grunde geht es im ersten Schritt darum, erst einmal eine Vision dafür zu entwickeln, wie Leipzig ab dem Jahr 2030 aussehen soll: “Die erste Phase des Bundesprojektes ‘Zukunftsstadt’ wird in Leipzig umgesetzt. Schwerpunkt ist gemeinsam mit der Stadtgesellschaft eine kommunale Vision 2030+ zu entwickeln und graphisch darzustellen. – Die Stadt Leipzig wird beauftragt, sich für die zweite und ggf. für die dritte Phase zu bewerben.”

An der ersten Phase beteiligen sich deutschlandweit 51 Städte, darunter auch die sächsische Landeshauptstadt Dresden. “Open City Dresden – gemeinsame Verantwortung für eine nachhaltige Stadtentwicklung” heißt zum Beispiel der Titel des Dresdner Projekts. Ganz um das Wörtchen nachhaltig kam auch Leipzig nicht herum. Der Leipziger Projekttitel lautet: “Leipzig 2030 – offen, nachhaltig, wachsend“. Das Wörtchen “offen” hatte im Mai die Diskussionen ausgelöst.

In der Projektphase 1 geht es vor allem darum, die Visionen zu entwickeln, die dann in Phase 2 und 3 unter wissenschaftlicher Begleitung in die Stadtentwicklungspolitik integriert werden sollen. Aus der Vorlage zitiert: “Beginn des öffentlichen Diskussionsprozesses mit einer Veranstaltung im Rahmen der ‘Zukunftsreihe’ von Leipzig weiter denken: In einer offenen, breiten Diskussion sollen die zahlreichen Facetten des Themas herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse werden dokumentiert und kommuniziert  (z. B. Ausstellung im neu etablierten Stadtbüro, Präsentation auf der Website etc.). Aufbauend auf den Ergebnissen der Auftaktveranstaltung sollen konkrete Ideen und Handlungsempfehlungen für eine offene, tolerante Stadt und ein besseres Zusammenleben in thematisch geordneten Workshops erarbeitet werden. Dabei werden sich die Workshops zum einen an den lokalen Herausforderungen im Stadtteil und zum anderen an den individuellen Themen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer orientieren und so verschiedenste Bedürfnisfelder umfassen (wie z. B. vielfältige  Kultur und attraktiver Standort, Kita- und Schulangebote, integrierte Wohnungsentwicklung, Arbeit etc.).”

Mit den Ergebnissen der Projektphase 1 können sich die Teilnehmerstädte um Fördergelder für Phase 2 bewerben. Da werden dann vom Bundesministerium für Bildung und Forschung noch bis zu 20 Städte gefördert, in Projektphase 3 bleiben dann noch acht Städte im Rennen. “Zur Umsetzung der ersten Phase können Kommunen mit bis zu 35.000 Euro gefördert werden”, teilt das Ministerium mit. “Für die zweite Phase ist eine Förderung in der Höhe von bis zu 200.000 Euro vorgesehen.”

Aber dahin muss Leipzig erst mal kommen. Warum nun gerade die weltoffene Stadt im Zentrum des Leipziger Projekts stehen soll, erklärt die Vorlage auch. Denn entschieden wurde das im Januar auf einer Verwaltungsklausur, just in dem Monat, als Legida Montag für Montag Leipzigs Innenstadt heimsuchte: “Anlässlich der Führungskräfteklausur 2015 wurde sehr intensiv über die Themen Demokratie, Politik und Kommunikation diskutiert und verschiedene Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Der damit begonnene Prozess soll aufgegriffen und weitergeführt werden.”

Da hatten nicht nur die leitenden Verwaltungsmitarbeiter das Gefühl: Nein, so wie Legida damit umgeht, kann man keine Zukunft gestalten. Dem muss eine echte Zukunftsvision entgegengesetzt werden. Vielleicht sogar ein neues Modell einer Stadt, die nicht nur Handelsbeziehungen in alle Welt hat, sondern auch attraktiv ist für Menschen, die just in Leipzig ihren Traum eines sinnvollen Lebens erfüllen wollen. Das funktioniert nicht mit vergnatzten alten und jungen Männern, die nur ihren Frust herauslassen. Das braucht eine neue Beteiligungskultur und eine kluge Willkommenskultur.

Vielleicht hilft ja Projektphase 1 dabei, kluge Modelle zu entwickeln, die auch die Leipziger Bevölkerung mit einbeziehen und das Projekt nicht wieder nur Verwaltungssache sein lassen.

Übersicht über die Projekte der anderen 50 Zukunftsstädte.

Die Verwaltungsvorlage zur Zukunftsstadt.

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Es gibt 9 Kommentare

Ich kann Deine verletzte Reaktion verstehen, wieß ich doch gestern Deine Schmeicheleien zurück.

A – C waren „gedachte“ Möglichkeiten, die ich Dir aufbaute, damit klein Stefan etwas zum spielen hat.

„derbe Ausfälligkeiten“ sehe ich keine, letztlich würden aber auch diese nur dem Grundmuster von Aktion und Reaktion entsprechen.

Das mit dem “selbstredend” müssen wir aber noch üben, das passt auch nicht richtig in Ihren Satz.

Für A empfehle ich eine Wiederholung, so schnell, wie Sie in den Krawallmodus schalten.

Für B haben Sie mein Mitgefühl und meine Wünsche zur besten Genesung.

Für C haben Sie ebenfalls meinen Wunsch, dass die kleine Familie glücklich sei.

Und als D empfehle ich Ihnen einen lernwilligen Blick in die Netiquette (leicht zu finden) und in den Absatz, der unter jeder Eingabemaske “Kommentar schreiben” unter “Grundsätzlich gelöscht werden:” steht, inbesondere der erste Satz.

Bei Ihrer gelegentlich auftretenden, dann aber recht derben Ausfälligkeit muss man sich schon wirklich wundern.

Ach Süße,
Du erweckst bei mir nicht den Eindruck einer willentlichen Lernfähigkeit.
Dein Gewürge der letzten Tage ist unterirdisch und sinnfrei.
Dein Spekulationen darum, dass ich mal “weg” war und nun wieder da bin und dieses kindliche Gebrüll darüber das mir jetzt langweilig sei und ich ja nur Krawall schlagen wolle, ist rededent.

Dir eine Lernübung.
A – es ist Sommer – er war im Urlaub.
B – er hatte eine Nierekolik – lag mehrfach im KH.
C – sein Sohn hat die Mutter meiner Enkelin geheiratet und darüber haben sich die Wichtigkeiten des Alltags verschoben.

Bin auf Deine Antwort gespannt.

Werter JG,
was ich “gelernt” habe, behalte ich hier für mich, das wollen Sie eh nicht wirklich wissen.

Aber schön, dass Sie bei den Artikeln betreffs Finanzüberschüsse und Mastergenehmigung gute Kommentare verfasst haben. Sie sind doch wirklich zu mehr fähig, als nur Krawall zu schlagen. Weiter so! 🙂

@ Stefan
Hättest Du doch nur etwas, irgend etwas gelernt, Du bräuchtest Dich heute nicht als Nebelgebläse unbeliebt zu machen.

Ihnen, JG, ist es im Moment ein bissel langweilig? Den Inhalt der drei Worthülsen könnten Sie ja mit wenigen Tastatureingaben erschließen; dumm nur, dass den passenden Kontext zu finden, doch etwas Arbeit machen wird…

Die Frage ist doch, was meint “offen”, “nachhaltig” und “wachsend” in dem Kontext überhaupt.

Undefiniert, sind es nur Worthülsen die wie Knete zu allem zu formen sind.

In der Summe der Möglichkeiten, denke ich an Eltern die mit ihren Kindern auf langer Fahrt sind und diese mit Rate – und Fragespielen beschäftigen.

Damit die Leipziger bei ihrer Zukunftsvision auch wissen, wovon sie reden und träumen wollen, wäre es gut, sponserte die Stadt ein paar kostenlose Busfahrten in zivilisiertere Großstädte, z.B. Heidelberg, Münster (bei Osnabrück), Bremen,…

Aber hier verhält es sich nach wie vor so, dass die Vision der Leipziger eher eine durchtechnisierte Stadt ist, wo der Markt direkt mit Stadtautobahnen angebunden ist (Petersstraße, Hainstraße, Grimmaische Straße und auch Nicolaistraße für Kfz-Verkehr mit Tempo 70 freigeben) und wo die Wohngebietsstraßen ausschließlichst der Feinerschließung der häuslichen Tiefgaragen dienen und somit langfristig für wenigstens Tempo 50 freizugeben sind, um sich möglichst schnell in der eigenen Wohnung vor der unwirtlichen Umwelt abzuschotten. Selbstredend hat die Straßenbahn aus dem Stadtbild zu verschwinden, besonders aus Karli und GSS, damit man nicht dauernd behindert wird.
Und so weiter.

Also, ich wäre da vorsichtig.

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