Viel Remmidemmi macht das Umweltinstitut Leipzig e. V. nicht mehr, wenn es eine neue Auflage seines ökologischen Dienstleistungs- und Einkaufsführers "Die grünen Seiten für Leipzig und Umgebung" fertig hat. In sechster Auflage erschien die Broschüre jetzt. 5.000 Exemplare wurden gedruckt und sind jetzt in Bürgerämtern und anderen öffentlichen Einrichtung erhältlich.
Die Broschüre ist schon seit einigen Jahren eine Orientierungshilfe für alle, die in Leipzig irgendwie versuchen, ein nachhaltigeres Leben zu führen. Eine Broschüre, “mit deren Hilfe Sie sich über alternative Lösungsansätze oder ökologische Produkte sowie Dienstleistungen ohne großen Aufwand informieren können”, wie Dr. Matthias Wolf, der Vorsitzende des Vereins betont. Wer in Leipzig dergleichen versucht, weiß, wie kompliziert das ist und wie dünn die Landschaft der Angebote nach wie vor ist.
Aber die Broschüre hat natürlich über die Jahre auch geholfen, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass eine umweltschonende Versorgung mit etwas ganz Simplem beginnt: den regionalen Produzenten. Gesunde Nahrungsmittel kommen nun einmal in der Regel nicht aus der Fabrik, sondern direkt vom Bauernhof oder aus zertifizierten Verarbeitungsbetrieben. Und viele davon, die es in der Region um Leipzig tatsächlich noch gibt, trifft man auf den diversen Frischemärkten an, die von der Broschüre natürlich auch benannt werden. Nebst so ein, zwei Sätzen zum Aufwand, den man dabei treibt. Aber ist das eigentlich Aufwand?
Man kennt die Termine, wann die Händler einfliegen, man kennt irgendwann auch die angebotene Produktpalette. Man bekommt sogar gesagt, wann welche Saisonprodukte zu haben sind. Man muss sich nur zeitlich drauf einrichten und sein Transportverhalten etwas ändern. Aber das kann man ja auch vorher studieren – zum Beispiel auf dem Leipziger Markt, wenn die Leipziger mit Beuteln, Körben und Rucksäcken einfliegen, um wieder mal so einzukaufen, wie das im Supermarkt schon längst nicht mehr möglich ist, auch wenn die Discounter mittlerweile alle versuchen, mit Bio und Öko zu punkten. Was freilich auch immer wieder Fragen aufwirft, wenn “Bio” auf einmal aus Afrika oder Südamerika kommt. Da läuft was falsch.
Freilich – das wird in der Broschüre natürlich nicht diskutiert – hängt gesunde Ernährung und nachhaltige Versorgung noch immer am Geldbeutel. Wer nur ein Discountergehalt bekommt, deckt sich zumeist auch nur im Discounter ein. In den spezialisierten Bio-Märkten ist es etwas teurer. Das muss man sich auch leisten können. Trotzdem wächst das Segment so langsam, trotzdem haben schon mehrere Stadtteile gut funktionierende Bio-Läden. Jahr um Jahr kommt also auch mal ein neues Angebot in den “Grünen Seiten” dazu, auch wenn die Informationsbreite der ersten Auflagen weiter bestehen bleibt. Es geht ja nicht nur ums Essen, es geht um nachhaltig produzierte Bekleidung, aber auch um umweltschonende Reinigung, um ökologisches Bauen und Sanieren oder – ein echtes Wachstumssegment – nachhaltige Energienutzung und die Möglichkeiten der regenerativen Energieerzeugung. Immerhin hat Leipzig ja mittlerweile eine Energiegenossenschaft, wo man sich engagieren kann. Aber selbst die Leipziger Stadtwerke halten Beratungsangebote zum richtigen Umgang mit Energie bereit.
Das neue Leben – ohne den permanenten Ressourcenverbrauch und die Verbrennung fossiler Brennstoffe – braucht natürlich ein Umdenken und Umgewöhnen. Das ist wie beim Umstieg vom gewohnten Automobil, mit dem man alle Wege gefahren ist, auf eine anfangs verwirrende Vielzahl der Möglichkeiten vom Fahrrad und Transportrad bis hin zu Bus, Straßenbahn, S-Bahn. Der Umstieg fällt deshalb schwer, weil zwei völlig unterschiedliche Philosophien dahinter stecken. Auch beim Umstieg vom Selberbesitzen aufs Teilen – auch diese Angebote stehen im Heft. Nebst den vielen Beratungsstellen und Vereinen, die sich um dieses Umsteigen in Leipzig kümmern. Und die oft gern als Störenfriede betrachtet werden. Natürlich stören sie – die gewohnten Denkmuster. Denn wenn alternatives Bewegen möglich sein soll, dann muss das bisherige Mobilsein Raum abgeben.
Wer sein Lebensverhalten ändert, zwingt auch die, die sich nicht ändern wollen, zum Verändern. Das schafft auf vielen Ebenen Konflikte. Auch beim Wegschmeißen. Auch dazu gibt’s ein Kapitel im Buch. Genauso wie zum Freizeitverhalten. Man kann es umweltschonend machen (und lieber paddeln) oder naturbelastend (mit Motorboot).
Das Heft steckt voller Anregungen und ist ganz unaufdringlich. Man bekommt lauter Adressen und viele Erläuterungen (zur Mülltrennung zum Beispiel oder zu Bio-Siegeln), aber auch zu umweltgerechtem Dämmen und natürlichen Belägen für den Fußboden. Aber auch ein paar alte Handwerksbetriebe sind aufgelistet – denn wenn man nicht immer alles wegschmeißen will, dann kann man gutes altes Handwerk auch wieder als einen Wert für sich entdecken.
Und da nicht jeder irgendwo ein Heft ausliegen sieht, gibt es die Grünen Seiten auch online.
Keine Kommentare bisher